Drachenelfen
nötig sind, um ein Wolkenschiff mit allem Notwendigen zu versorgen, und wie es scheint, besitzen sie schon jetzt mindestens drei Himmelsschiffe. An ihrem Ankerplatz wird bald eine regelrechte Stadt entstehen. Eine freie Stadt, die keinem der sieben Königreiche angehört. Sie wird zum Traum aller Unzufriedenen werden. Und wie es mit phantastischen Träumen so ist, wird sich die Kunde von dieser Stadt schneller als ein Steppenfeuer ausbreiten. Nangog ist zu groÃ. Zu wenige Menschen leben hier, und diese Welt verändert sie. Wenn sich hier ein rebellischer Geist ausbreitet, wird es uns schwerfallen, ihn mitsamt der Wurzeln wieder auszureiÃen.«
Das hätten unsere Worte sein können. Du überraschst uns, Barbar. Wenn wir nicht um deine wirklichen Absichten wüssten, wären wir entzückt!
Kanita blieb gelassen. Er blickte wieder zu dem weiÃen Hengst. Früher einmal hatte der Statthalter den Ruf gehabt, ein arger Menschenschinder zu sein. Ein Mann, der Diener köpfen lieÃ, weil sie seine Trinkschale nicht genau in die Mitte seiner Tischseite gestellt hatten. Von diesem Tyrannen schien nicht mehr viel geblieben zu sein. Er war schon sehr lange auf Nangog.
»Würdet Ihr mir noch einmal erklären, warum genau Ihr ausgerechnet meine Leibwache benötigt, um Euren Feldzug zu führen, Erhabener Aaron, Beherrscher alle Schwarzköpfe? Ihr habt den Wunsch vorgetragen, dass ich Euch mit meinen Kriegern unterstütze. Aber mir ist immer noch nicht klar, warum es ausgerechnet die Männer aus Ischkuza sein sollen. Soweit ich unterrichtet bin, verfügt Ihr durchaus selbst über genügend Kämpfer für ein solches Unternehmen.«
»Ich brauche deine Palastgarde, weil sie fliegen kann. Sie werden die Spitze unseres Angriffs führen und die Schiffe der Himmelspiraten entern. Ich will ehrlich zu dir sein â ohne deine Männer fürchte ich einen Misserfolg.«
»Haben nicht auch die Zapoter Krieger, die fliegen können? Adlermänner nennt man sie, glaube ich.«
»Aber wer hat sie je gesehen, werter Kanita? Ich bin ein Feldherr. Ich plane nicht mit Truppen, deren Kampfkraft ich nicht kenne. Aber deine Palastwache habe ich selbst schon im Angriff gesehen. Sie ist diszipliniert, furchtlos und stellt sich, ohne zu zögern, jedem Feind.«
Dem Statthalter war die Spitze nicht entgangen. »Es tut mir leid, dass es damals zu jenem Missverständnis kam, Erhabener Unsterblicher, als Ihr so freundlich wart, unser treibendes Wolkenschiff zu bergen. Ich hoffe, Ihr tragt uns dies nicht nach.«
»SäÃe ich dann nun vor dir in diesem Palast, um dich um die Hilfe ebenjener Krieger zu bitten, die mir so eindrucksvoll zeigten, wie man ein fliegendes Schiff entert?«
Kanita winkte den Kriegern um Shaya, die bei Juba und Volodi am Tor des weiten, grasbewachsenen Hofes warteten. »Würdet Ihr der hochwohlgeborenen Prinzessin Shaya Euren Plan noch einmal unterbreiten? Wie Ihr ja wisst, befehligt sie meine Palastwache. « Er schaffte es, bei diesen Worten einen Ton anzuschlagen, der nur gerade eben erahnen lieÃ, dass er nicht davon erbaut war, dass eine Frau eine Kriegerschar befehligte.
Artax vermied es, zu Shaya zu blicken, denn er fürchtete, zu
erröten oder sich auf eine andere Art zu verraten. Stattdessen griff er nach der Trinkschale, die vor ihm auf dem niedrigen Tisch stand, und nippte an der sauren Milch, mit der sie gefüllt war. Allein der Geruch der Milch war dazu angetan, jeglichen romantischen Gedanken verkümmern zulassen.
Artax erläuterte den Plan erneut. Ab und zu blickte er kurz auf â Shaya gar nicht anzusehen wäre auch auffällig gewesen, vermied es aber, ihr in die Augen zu blicken. Sie hingegen schien gar kein Problem damit zu haben zu überspielen, was in der vergangenen Nacht geschehen war. Sie verhielt sich ihm gegenüber kühl, fast schon herablassend.
»Nun, verehrte Prinzessin, was denkst du?«, fragte Kanita, nachdem Artax seine Ausführungen beendet hatte. »Ist der Plan des unsterblichen Aaron durchführbar?«
»Ohne Zweifel.«
»Und wird es unserem Volke zum Ruhme gereichen, wenn wir uns an diesem Kampf gegen die Wolkenpiraten beteiligen?«
»Meine Männer haben zu lange kein Blut mehr vergossen. Eine Klinge, die nicht genutzt wird, wird stumpf und rostig.«
»Du würdest also unbedingt empfehlen, an der Seite des unsterblichen Aaron in die
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