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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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und Kinder zu sehen. Hatte man sie versteckt? Durften sie der Totenzeremonie nicht beiwohnen?
    Dichter, öliger Rauch stieg auf und wurde vom Wind über die niedrigen Häuser hinweg gegen die Bergflanke gedrückt. Der Geruch von schmorendem Fleisch verursachte Bidayn nun, da sie wusste, was dort im Feuer lag, Übelkeit. Sie atmete nur noch flach durch den Mund und beschleunigte ihre Schritte. Nandalee hingegen sah sich alles sehr genau an. Erst als Gonvalon sie rief, folgte sie ihnen widerwillig. Hätte sie Nandalee nicht besser gekannt, Bidayn hätte gedacht, dass sie am Leid der Menschenkinder Gefallen fand.
    In der Bergflanke oberhalb der Siedlung klaffte ein großes Loch. Überall ringsherum lag Geröll. Ein Stapel grob behauener Balken war durch einen Steinschlag fast verschüttet. Wie viel Mut es wohl erforderte, sich in den Berg zu graben und das Wissen zu ertragen, welch ungeheure Masse Stein über einem aufragte? Ob es auch Tote im Berg gegeben hatte? Sie wirkten erbärmlich, die Menschenkinder, und nicht bedrohlich. Alles, was Bidayn entdecken konnte, war unvollkommen. Nichts war auf Dauer angelegt. Die Mauern der Häuser schlecht gefügt, die Kleidung hässlich – ja, die Menschen schienen sich nicht einmal zu waschen oder ihre Haare zu kämmen. Was trieb sie an? Was bedeutete ihnen etwas? Wofür taten sie all das hier? Bidayn konnte sich nicht vorstellen, dass es ihnen völlig egal war, wie sie aussahen und lebten. War Schönheit ihnen denn gar kein Bedürfnis?

    Noch als sie wieder die Passstraße hinaufstiegen, blickte die Elfe wieder zurück zu den ärmlichen Häusern und der Gruppe, die reglos um den Scheiterhaufen stand. Die Menschen waren ihr ein Rätsel. Auf Bidayn wirkten sie nicht bedrohlich, sondern völlig abgestumpft.
    Die Gefährten durchquerten noch weitere Minendörfer, die unterschiedlich schwer vom Beben betroffen waren. Bidayn wollte den Menschen helfen, doch beharrte Gonvalon darauf, dass sie sich auf keinen Fall einmischten. Er erinnerte sie an das Große Haus, die strenge Unterteilung in Stände, die es den Menschenkindern versagte, sich untereinander zu helfen. Kein Wissender hätte sich je dazu herabgelassen, einen Schaffenden anzufassen oder gar einen Unberührbaren aus dem niedersten Stand der Bettler, des fahrenden Volks und anderer nicht Sesshafter. Bidayn fügte sich, aber es brach ihr das Herz.
    Die Straße, der sie durch die Berge folgten, war inzwischen belebter. Sie passierten eine Maultierkarawane, die Brennholz, schwere Fässer und Säcke transportierte. Bidayn bemerkte, dass sie angestarrt wurden. Etwas mit ihrer Verkleidung schien grundlegend nicht in Ordnung zu sein. Die Vorstellung, dass einer dieser ungewaschenen und wahrscheinlich auch noch verlausten Kerle sie berühren könnte, erfüllte sie mit blankem Entsetzen. Wo waren die Frauen? Nirgends auf den Straßen oder Feldern hatte sie eine gesehen.
    Einmal hörte sie zwei Haarige miteinander tuscheln. Sie erkannte einzelne Worte, vermochte aber dem Sinn nicht zu folgen. Die beiden schienen sich über leckere Schnecken zu unterhalten. Merkwürdig!
    Besonders unangenehm war es Bidayn, wie man ihr nachblickte. Manche der Männer vermochten ihre Lüsternheit kaum zu verbergen. Einer zeigte ihr seine Faust und bewegte dabei seinen Daumen auf obszöne Weise zwischen Zeigefinger und Mittelfinger.
    Bidayn wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Sie wurde rot und schaute weg. Obwohl die Männer Nandalee ebenso hinterherstarrten
wie ihr, erlaubte sich bei ihrer Freundin niemand solche Frechheiten. Kannten diese haarigen Ungeheuer denn kein Benehmen? Sie stellte sich vor, wie sich einer von ihnen an Nandalee heranmachte. Sie musste schmunzeln. Der Kerl, der so dumm wäre, nach ihrer Freundin zu grapschen, würde vermutlich die größte Überraschung seines Lebens erleben.
    Plötzlich fühlte sie sich einsam. Nandalee hatte den ganzen Tag noch kein Wort mit ihr gesprochen. Was war nur mit ihr los? Bidayn konnte ihr ansehen, dass sie niemanden in ihrer Nähe haben wollte. Sie wirkte kalt und abweisend. Verändert … Nun waren es nicht mehr allein die Bäume oder Tiere – jetzt war es Nandalee, die sie unverwandt anzusehen schien. Und Bidayn konnte sich auch vorstellen, warum. Bestimmt hatte ihre Freundin gesehen, wie Gonvalon sie in den Arm genommen hatte. Sie mussten reden … Aber nicht

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