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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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hatten sogar inmitten der überfluteten Felder Zuflucht gesucht. Schreie, der Klang von Hörnern und das Kläffen herrenloser Hunde brandeten aus dem Tal herauf. Ein Lärm, ebenso überwältigend und unerfreulich wie der Gestank, den die Menschen verbreiteten. Sie hatte noch mit keinem von ihnen gesprochen und doch verachtete sie die Menschenkinder und ihr Treiben bereits aus tiefstem Herzen. Dem, was hier geschah, musste Einhalt geboten werden. Sie hatten genug gesehen! Wenn es nach ihr ginge, könnten sie nach Albenmark heimkehren.
    Â»In dem Durcheinander werden wir nicht auffallen«, sagte Gonvalon, den der Anblick des Tals nicht weiter zu berühren schien, und stieg den Weg zur Stadt hinab. Auch in Nandalees Zügen spiegelte sich keine Regung – weder Mitleid noch Abscheu. Sie blieb unnahbar.
    Â»Ich finde, wir haben hier nichts verloren«, flüsterte Bidayn.
    Â»Hierherzukommen ist, als würde man mit voller Absicht
in einen Haufen Scheiße treten«, entgegnete Nandalee. Ihre Linke lag dabei auf dem Griff des langen Jagdmessers, das von ihrem Umhang nur halb verborgen wurde. In der Rechten hielt sie ihren Bogen, auf den keine Sehne aufgezogen war. Sie hatte Stofffetzen um die Nocken an den Bogenenden gewickelt, sodass die Waffe wie ein eigenwilliger Wanderstab aussah. Bidayn beneidete ihre Freundin um deren kriegerische Ausstrahlung. Nandalee sah gefährlich aus und zugleich attraktiv. Das lange, blonde Haar floss offen über ihren Umhang und die spitzen Ohren, die sie so deutlich von den Menschenkindern unterschieden, waren unter einem breiten, mit bunten Mustern bestickten Stirnband verborgen. Sie wirkte wie jemand, der sich vor nichts fürchtete. Plötzlich musste Bidayn lächeln. Sie erinnerte sich an etwas, das der Schwebende Meister ihr einmal erzählt hatte: Ein Mangel an Furcht zeugt lediglich von einem Mangel an Phantasie. Es ist die Furcht, die einen in der Gefahr wach und am Leben erhält.
    Außerhalb der Stadt lagen Hunderte von Verletzten auf Feldern und Abraumhalden, die man aus der unmittelbaren Umgebung der einsturzgefährdeten Häuser geschafft hatte. Eine alte, zahnlose Frau zog an Bidayns Arm und deutete wimmernd auf ein verletztes Mädchen mit blutverschmiertem Gesicht. Bidayn verstand kein einziges Wort, doch das Flehen in ihren Augen und die Gebärden der Alten waren unmissverständlich.
    Gonvalon fuhr sie in einer kehligen Sprache an, und die Frau zog sich erschrocken zurück. Bidayn ballte ihre Fäuste. Sie sah zu dem Mädchen. Sie hätte ihr helfen können! Selbst ohne Magie. So vielen hier ringsherum könnte sie helfen! Sie mochte die Menschenkinder nicht, aber das war noch lange kein Grund, einfach zuzusehen, wie sie verreckten! Vergeblich versuchte sie, sich gegen das Elend zu verschließen. Sich so hart zu machen, wie ihre Gefährten waren, aber es wollte ihr nicht gelingen.
    Â»Wir dürfen nicht auffallen«, sagte Gonvalon. »Das hier sind Unberührbare. Nur ihresgleichen darf sich um sie kümmern.
Wenn wir uns hier aufhalten, dann …« Er zuckte mit den Schultern. »Dann wird uns das nicht gut bekommen. Wir sinken auf ihren Stand hinab, wenn wir ihnen helfen.«
    Â»Und was sind wir?«, fragte Bidayn gereizt.
    Â»Fremde. Leute, denen man misstraut, die aber noch über den rechtlosen Unberührbaren stehen. Wir dürfen nicht Partei ergreifen. Die Gesellschaft der Luwier ist zu … undurchsichtig und ungerecht. Zurückhaltung ist das Gebot der Stunde!«
    Ein Stück entfernt sah Bidayn, wie Verletzte von einer Gruppe von Männern von der Straße geprügelt wurden. Wie konnte man nur so grausam zu seinesgleichen sein, dachte sie. Sie würde niemals eine Waffe gegen einen Elfen erheben. Niemals! Das war vielleicht der größte Unterschied zwischen Menschenkindern und Elfen.
    W IDERSTAND
    Er liebte Nangog. Frei durch die Wälder zu wandern. Seine Brüder und Schwestern zu vergessen. Das Spiel um die Macht. Er hielt nicht viel davon, was ihn in den Augen mancher suspekt erscheinen ließ. Der Ebermann lachte. Es war ein rauer, kehliger Laut. Er lebte. Mittags hatte er ein Wildschwein gerissen. Die Reste lagen noch auf der Lichtung verstreut. Es war ein starker Eber gewesen. Er hatte sich zum Kampf gestellt. Ein gutes Mahl!
    Der Devanthar hätte nicht essen müssen. Er stand über solchen banalen Dingen. Aber im Gegensatz zu seinen Brüdern und

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