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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Drogen. Aber kaum jemand ist je dort gewesen. Das Volk von Garagum gilt als hart und eigenbrötlerisch – Nomaden, Oasen- und Bergbauern, Jäger und Goldsucher. In ihrem Land ist der Tod stets nahe. Sei es durch Hitze, Kälte, Steinschlag oder Hunger. Niemand wird sich wundern, wenn wir seltsam und fremd erscheinen. Wir werden also sicher reisen, solange man uns glaubt, dass wir von dort kommen.«
    Gonvalon erzählte noch lange von der Welt der Anderen. Vom Großen Haus und der Gesellschaft der fünf Stände. Von der Himmlischen Hochzeit, die der Unsterbliche, der Gottkönig von Luwien, zur Sommersonnenwende in der Zikkurat der Heiligen Stadt Isatami feierte, oder von den Geisterwäldern der Drus. Bidayn lauschte ihm voller Begeisterung. Diese Geschichten übertrafen all ihre Träume von der Anderen Welt und sie sehnte den Tag herbei, an dem auch sie so wie Gonvalon dorthin geschickt würde. Als Bidayn schließlich einschlief, folgten ihr die wunderbaren Bilder aus den Erzählungen des Schwertmeisters noch bis in die Träume. Am nächsten Morgen erwachte sie voller Vorfreude. Es war der erste Tag auf Nangog, an dem ihre Neugier größer als ihre Furcht war.
    Â 
    Nandalee blieb mürrisch und wortkarg. Bidayn schob es auf die üblichen Launen ihrer Freundin. Sie hatte längst aufgegeben, Nandalee verstehen zu wollen. Sie wusste, dass sie sich auf Nandalee verlassen konnte, wenn es darauf ankam – und das allein zählte.
    An diesem Morgen fiel Bidayn der Marsch leichter. Nachdem Gonvalon so lange mit ihr gesprochen hatte, fühlte sie sich nicht mehr als ein überflüssiges Anhängsel, und so war es an diesem Morgen Nandalee, die den Abschluss ihrer kleinen Gruppe bildete.
    Sie waren kaum zwei Stunden gegangen, als sie Spuren der Menschenkinder entdeckten. Eine Feuerstelle, eine aufgegebene
Wetterschutzhütte. Gegen Mittag kreuzten sie einen Weg, in dem Baumstämme, die wohl von Pferdegespannen gezogen worden waren, tiefe Schleifspuren hinterlassen hatten. Bald entdeckten sie weite Kahlschläge. Ganze Hänge waren nur noch mit Baumstümpfen und kümmerlichem Buschwerk bedeckt. An vielen Orten war die dünne Erdschicht fortgespült und Fels ragte gleich bleichen Knochen aus dem geschundenen Boden.
    Bidayn konnte nicht verstehen, wie man einen Ort, den man sich zum Leben gewählt hatte, so herunterwirtschaften konnte. Sie würden diese Berge in eine karge Steinwüste verwandeln, wenn sie so weitermachten. Sahen sie das denn nicht? Oder schlimmer noch, war es ihnen egal? Würden sie einfach weiterziehen, wie ein Schwarm Heuschrecken, der ein Feld kahl gefressen hatte? War dies das Schicksal, das Nangog drohte? Und dann Albenmark?
    Gonvalon entschied, dass sie dem Weg weiterfolgten. Bald entdeckte Bidayn auf einem Felsen eine plumpe Ritzzeichnung, die eine geflügelte Gestalt zeigte. Darunter lagen Scherben von zerbrochenen Gefäßen. Eine Göttin? Waren nutzlose Gefäße ein Geschenk für Götter? Obwohl die Zerstörungen der Landschaft sie zutiefst aufwühlten und gegen die Menschen einnahmen, fieberte sie doch dem Augenblick entgegen, in dem sie zum ersten Mal lebenden Menschenkindern begegnen würde.
    Etwa eine Meile weiter fanden sie den Weg durch einen Steinschlag blockiert. Vorsichtig kletterten sie über die Felsbrocken hinweg, die bedrohlich unter ihren Füßen knirschten. Es war bei dieser Gelegenheit, dass Bidayn die weißen Ascheflocken bemerkte. Es waren nicht viele. Wie Schnee tanzten sie im Sonnenlicht. Am Horizont stieg immer noch Rauch auf und wies ihnen den Weg zu ihrem Ziel.
    Der Duft von Gebratenem stieg Bidayn mit dem Wind in die Nase. Wie Schwein roch es! Als sie eine scharfe Wegkehre hinter sich ließen, entdeckten sie die erste Siedlung. Häuser aus Bruchstein mit graubraunem Lehmverputz, die Dächer aus schweren
Balken zum Teil eingestürzt. Die wenigen Menschenkinder umringten ein großes Feuer. Einen Scheiterhaufen aus halb verkohlten Balken und armdicken Ästen. Sie schienen ihre Toten zu verbrennen. Alles hier wirkte schmutzig und heruntergekommen. Selbst Kobolde waren reinlicher als die Menschenkinder.
    Die Trauernden schenkten ihnen kaum Beachtung, als sie vorüberkamen. Die Menschenkinder waren hager, ihre Gesichter abgehärmt und mit Ruß verschmiert. Sie trugen einfache Kleidung in Erdfarben. Oft geflickt. Bidayn war überrascht, in der Menge keine Frauen

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