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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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schien nicht zum ersten Mal ins Dunkel jenseits einer magischen Pforte zu treten.
    Â»Dies hier ist das Nichts, der Raum zwischen den Welten«, erklärte Gonvalon. »Du darfst den Pfad nicht verlassen, sonst stürzt du in die Leere, und es wäre schwer, dich hier wieder zu finden.«
    Nandalee nickte stumm, obschon sie gar nichts verstand.
    Der Pfad fühlte sich seltsam an. Er sah aus, als sei er nichts als Licht, und war doch auch körperlich. Bei jedem ihrer Schritte versanken ihre Füße ein wenig in diesem Licht, als ginge man über einen Fels, der von einem dicken Moospolster überwuchert war.
Nandalee hatte Angst. Und zugleich war sie zornig, weil sie sich fürchtete. Von was für Welten sprach er? Was lag jenseits dieser Dunkelheit? Hatte Gonvalon einfach beschlossen, sie von Albenmark fortzubringen?
    Â»Ich bin kein Kind. Ich werde schon aufpassen«, sagte sie trotzig. »Und ich fürchte mich vor gar nichts!«
    Â»Was nicht unbedingt ein Zeichen von Klugheit ist«, entgegnete Gonvalon müde. »Die einzige Gefahr hier sind wir selbst. Wir könnten uns verirren oder in das Nichts stürzen. Und wenn wir sehr viel Pech haben, treffen wir vielleicht auf einen Dschinn, der in der Stimmung ist, seinen Schabernack mit uns zu treiben.«
    Â»Dschinne? Gibt es die wirklich?«
    Gonvalon lachte leise. »Ich bin auch schon Dschinnen begegnet, die überzeugt waren, Elfen gäbe es nur in phantastischen Geschichten. Sie bewegen sich gerne durch das Nichts. Dschinne sind nicht wirklich bösartig, aber sie haben manchmal einen Humor, den niemand außer einem anderen Dschinn zu teilen vermag. Darin sind sie wie Kobolde, nur dass sie viel mächtiger sind.«
    Nandalee sah sich um, aber es gab nichts zu entdecken, weder Gerüche noch irgendwelche Geräusche. Es gab nichts, genau wie der Name es schon sagte. Die Zeit verlor für Nandalee jedes Maß. Sie schien sich unendlich zu strecken wie das Dunkel um sie herum. Die Elfe legte die Rechte auf ihr Herz und zählte seine Schläge. Es raste vor Anspannung.
    Ein Fenster aus blauem Licht erschien vor ihnen über dem Goldenen Pfad und kam schnell näher, als würde es sich seinerseits auf sie zubewegen. Nachtschwinge schnaubte. War dies das Ende der Reise? Wie lange hatte sie gedauert?
    Wind blies aus dem Blau, strich über Nandalees Wangen und spielte mit ihrem Haar. Gonvalon führte sie aus dem Dunkel. Sie befanden sich mit einem Mal hoch in den Bergen. Ein Gebirgszug brandete ihnen wie ein Stein gewordener Sturm entgegen. Über ihnen spannte sich ein zerklüfteter Felsvorsprung. Nur ein
paar Schritt entfernt saß eine Elfe im Schneidersitz. Ihre Augen waren geschlossen, das Gesicht eine Maske stiller Einkehr.
    Verwundert drehte Nandalee sich um und erstarrte. Da waren noch mehr Elfen. Und ein Drache!
    Den Schwanz eingerollt und sein Haupt auf schlangengleichem Hals wachsam erhoben, sah er sie an.
    Gonvalon verneigte sich, doch Nandalee konnte nichts anderes als starren. Ein Drache! Nie zuvor hatte sie einen gesehen. Im hohen Norden Albenmarks waren sie selten. Dieser hier war vom gelblichen Weiß alter Knochen. Die Flügel gefaltet, blickte er ruhig zu ihnen hinab. Er überragte sie um mehr als zwei Schritt. Seine Augen waren von hellem Blau und schienen von innen heraus zu leuchten.
    Siebzehn Elfen saßen vor dem Drachen im Schneidersitz. Nur drei von ihnen, so stellte Nandalee fest, sahen sie an. Alle übrigen waren völlig in sich versunken. Zwei schwebten eine Handbreit über dem steinernen Boden, der mit sinnenverwirrenden Spiralmustern bedeckt war.
    Willkommen in unserer Mitte, Dame Nandalee.
    Die Stimme des Drachen erklang in ihrem Kopf! Die Worte fuhren wie glühende Lava durch ihren Geist – leise zunächst und warm, gewannen sie binnen Kürze an Hitze und brannten sich ihr ein. Drachenworte verlangten danach, nie wieder vergessen zu werden. Jedes einzelne war eine Gunst. Überdeutlich spürte sie das Interesse der Bestie. Sie rang mit ihr. Wollte etwas bekommen, das ihr verschlossen blieb, ohne dass sie sich ihr bewusst verweigert hätte.
    Nandalee blickte aufgewühlt und beklommen zugleich zu Gonvalon, doch der Elf ignorierte sie. Konzentriert sah er den Drachen an. Hörte auch er die Stimme in seinem Kopf? Vermochte er gar, auf die gleiche Art zu antworten? Erregte und berührte ihn diese Stimme so wie sie? Was war das für ein Ort? Was

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