Drachenelfen
entschieden.
Die beiden gingen ohne weiteren Widerspruch. Als er allein war, trat Artax an die baumdicke Säule in der Mitte der Höhle. Er legte beide Hände auf den Kristall und eine ihm bis dahin unbekannte Melancholie überfiel ihn. Ganz gleich, wie sehr er sich bemühte, die Welt zu verbessern, gab es doch mehr Rückschläge als Erfolge, ganz so, als sei es das Schicksal selbst, das ihn in Fesseln geschlagen hielt.
Was wunderst du dich? Es ist nicht unsere Aufgabe, die Welt zu verbessern. Wir sind Diener der Devanthar. Wann hast du den Löwenhäuptigen je gefragt, was er von dir erwartet? Du tust die verrücktesten Dinge, du scherst dich einen Dreck um unseren Rat und jetzt stehst du hier und jammerst. Verreck doch endlich, Bauer! Du bist Herrscher! Dich erwartet keine Dankbarkeit. Das ist unvereinbar mit Herrschaft. Im besten Fall bist du mit Speichelleckern umgeben, die dir nach dem Mund reden. Den beiden Irren, die gerade gegangen sind, trauen wir übrigens nicht. Du hättest sie über Bord werfen und stattdessen Juba behalten sollen. Du machst einen Fehler nach dem anderen. Selbst hier und jetzt sitzt du nur fest, weil du unter hundert Weibern in deinem Harem keine finden wolltest und stattdessen dieser ungewaschenen Ischkuzaia-Prinzessin nachstellst. Verrecke, Artax! Verreck endlich! Wir haben es so satt, dir hilflos zusehen zu müssen!
Ha!, dachte Artax. Am Ende all der Beleidigungen Aarons stand zumindest ein kleiner Sieg. Sein Quälgeist war hilflos und verzweifelt. Schön, dass die Aarons dieses Gefühl auch einmal kennenlernten.
»Brauchst du Gesellschaft?« Shaya stand im Eingang zu Höhle. Misstrauisch betrachtete sie die Kristalle und die geisterhaften
Lichter darin. »Deine beiden drusnischen Totschläger halten Wache am Eingang und verscheuchen jeden, der auch nur in die Nähe der Höhle kommt. Das machen sie jedes Mal, wenn du dich hierher zurückziehst.«
»Und du durftest hinein?«
»Volodi hat nach mir gesucht. Er macht sich Sorgen um dich.« Sie sah ihn forschend an. »Gibt es Grund, sich Sorgen zu machen?«
Er lächelte. Es war gut, sie hier zu haben. Artax war überrascht, wie feinfühlig Volodi war. Sie zu schicken war eine gute Entscheidung gewesen. Der Ebermann hatte Shaya geheilt, und ganz gleich, welchen Preis er eines Tages fordern mochte â ihr Leben war ihm alles wert. »Vielleicht sollte man sich um meinen Geschmack, was Leibwächter angeht, Sorgen machen?« Er lächelte.
»In der Tat. Als ich hereinkam, konnte sich das Narbengesicht nicht verkneifen, mich darauf hinzuweisen, diese Höhle sei genau der richtige Ort für Leute, die mit einem goldenen Pisspott unter dem Arsch auf die Welt gekommen seien. Ich kann nicht begreifen, wie du jemanden, der sich solche Frechheiten herausnimmt, in deiner Leibwache dulden kannst.«
»Diese Frechheiten sind das Salz eintöniger Tage.«
Sie schüttelte den Kopf. »Du bist zu leichtfertig!«
Er deutete auf die Kristallwände. »Und das hier beeindruckt dich nicht im Mindesten?«
Sie schenkte dem Zauber der Höhle keinen Blick, sondern sah ihn unverwandt an. »Du weiÃt doch, dass mein Volk sich nicht viel aus Steinen und Palästen macht. Was ist das hier schon im Vergleich zum Anblick der blühenden Steppe im Frühling? Das ist ein Anblick, der Leben verheiÃt. Hier um uns herum ist alles tot.«
Er ging auf sie zu, nahm ihre Hand und legte sie auf seine Brust. »Was du hier fühlst, lebt. Mein Herz schlägt für dich. So stark und verzweifelt. Ich muss dich verlassen. In unserer Heimat ist der Mittwinter nahe. Ich muss beginnen, meine Heere zu versammeln, um eine Schlacht zu schlagen, die mir aufgezwungen
wird und in der Tausende Krieger sterben werden. Tausende Krieger, die wir nur allzu bald hier auf Nangog brauchen werden, wie es scheint. Und die, an der mir am meisten liegt in meinem Leben, muss ich zurücklassen. Ich bin ein Unsterblicher, einer der sieben Mächtigsten unserer Welt â und meine Entscheidungen liegen in Fesseln. In der Schlacht über den Wolken habe ich diesen Piraten Tarkon Eisenzunge einen Moment lang beneidet, als er von seiner Freiheit sprach.«
Shaya runzelte die Stirn. »Ich beneide niemals Tote!«, sagte sie entschieden. Dann küsste sie ihn. »Lass uns die wenigen Tage, die uns noch bleiben, nicht mit schweren Gedanken vergeuden.«
Artax sah sie
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