Drachenelfen
Höhlenschiffe, mit denen man Drachen und Elfen entkommen konnte. Hornbori liebte diese Schiffe, auch wenn sie stickig und eng waren.
Wieder blickte der Zwerg den Tunnel hinab. Eine vielfach gegabelte Ader aus schmutzig weiÃem Quarz lief über die Wand des Stollens und verschwand nach einigen Schritt im Felsen. Jeder Zwerg, der etwas auf sich hielt, hätte etwas daraus gemacht. Dieser Stolleneingang war unverwechselbar. Man hätte die Wand glätten können und die Quarzader leicht erhaben aus dem sie umgebenden Felsgestein hervortreten lassen können. Oder man hätte einen Künstler damit beauftragen können, ein Relief zu erschaffen, bei dem die Quarzader in das Steinbild harmonisch eingebunden war. Aber Galar hatte keinen Blick für die Schönheit der Felswände, die ihn umgaben.
Es machte Hornbori wütend, auf diesen Banausen angewiesen zu sein. Galar war eine Schande für ihr ganzes Volk! Fast nie nahm er an irgendwelchen Versammlungen teil. Nie sah man ihn in geselliger Runde zechen. Stattdessen interessierte er sich für die Geheimnisse der Zauberweber. Aale, wie Sviur sie bauen lieÃ, waren die Antwort auf die verfluchte Zauberei ihrer Erzfeinde. Magie sollte man Elfen und Drachen überlassen! Ein Zwerg, der etwas auf sich hielt, sollte damit nichts zu schaffen haben!
Versonnen blickte Hornbori den Tunnel hinab, dann ballte er die Hände zu Fäusten und atmete tief ein. Nein, er konnte nicht zulassen, dass Galar es von anderen erfuhr. Der Kerl war unberechenbar. Es mochte sein, dass er gewalttätig wurde, wenn er erfuhr, was geschehen war. Hornbori betrachtete den Boden unter sich und dann seine Stiefel. Das waren seine besten Laufschuhe und er war ein guter Läufer. Wenn er Galar beim Ãberbringen der Nachricht nicht zu nahe kam, würde er es gewiss schaffen, ihm davonzulaufen. Und deshalb würde er das jetzt hinter sich bringen.
Schon bei der dritten Grubenlampe hämmerte sein Herz, als sei er eine Meile weit gelaufen. Schweià stand ihm auf der Stirn. Er dachte an all die schweren Werkzeuge, die in der riesigen Höhle des Irren herumlagen. Warum nur war er nicht mit Helm und Kettenhemd hierhergekommen? Auf der anderen Seite könnte er derart gerüstet nicht so gut davonlaufen. Ach was, beruhigte er sich selbst. Geh einfach weiter. Du schaffst das schon!
Im Tunnel war es jetzt so dunkel, dass Hornbori kaum mehr seine Stiefel sehen konnte. Das passte zu Galar. Er sparte am Lampentran, obwohl es ein Gesetz gab, das regelte, in welchem Abstand Lampen in Haupttunneln stehen mussten und wie hell sie zu brennen hatten. Kurz überlegte Hornbori, wie viel Ãrger Galar wohl bekäme, wenn er diese Sache vor den Alten in der Tiefe brachte, entschied dann aber, dass die Angelegenheit zu geringfügig war und Galar nicht mehr als einen Rüffel einbringen würde. AuÃerdem wäre es klüger, all seine Beredsamkeit aufzubieten, um Galar auf seine Seite zu ziehen. Dieser verlauste Schmied mit seinem verdrehten Verstand mochte ihn noch weit bringen, wenn er es nur richtig mit ihm anstellte.
Zischende Geräusche, begleitet von einem leisen Blubbern, drangen den Tunnel hinauf. Es stank nach halb verwestem Fisch und dem grässlichen Käse, mit dem die Kobolde von Drashnapur handelten. Unstet flackerndes Licht wies nun den Weg hinab zu Galars Werkstatt, und der Gestank wurde mit jedem Schritt unerträglicher.
Hornbori zupfte das eigens für diesen Besuch vorbereitete in Anisschnaps getränkte Tuch aus seinem breiten Gürtel und hielt es sich unter die Nase. So würde er es durchstehen.
Der Tunnel machte eine Kehre, und er trat in die berüchtigte Höhle des Schmiedes. Die Glut der Esse tauchte alles ringsherum in warmes, rötliches Licht. Doch darin lagen nicht etwa glühende Eisen, sondern es stand ein zwei Mann hoher Kessel auf dem Feuer. Und Galar hing an einer Kette von der Decke!
Der Schmied blickte konzentriert in den blubbernden Kessel, rührte mit einer langen Eisenstange darin herum und schien seinen Besucher nicht bemerkt zu haben. Sein Oberkörper war nackt und glänzte vor SchweiÃ, der in dicken, silbrigen Tropfen in den Kessel fiel. War das irgendeines der obskuren Rituale der Zauberweber oder versuchte Galar am Ende, sich selbst zu dünsten? Ihm war alles zuzutrauen!
Unschlüssig sah Hornbori sich um und entdeckte dem Eingang gegenüber ein Gefäà aus verbogenem Kupferblech. Jemand
Weitere Kostenlose Bücher