Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
Draußen waren noch Juba und seine Leibwachen. Er musste ihnen helfen, ganz gleich, wie groß die Gefahr durch den wütenden Sturm war.
    Â»Ihr haltet diese verfluchte Tür offen!«, befahl er schroff.
    Â»Aber, Herr«, protestierte der Wolkenschiffer, der sich um den Verwundeten kümmerte. »Am Himmel ringen die Sturmgeister Nangogs miteinander. Dies ist die Stunde, in der sich Sterbliche demütig in ihr Schicksal fügen sollten.«
    Glaubst du, der Löwenhäuptige wird immer seine schützende Hand über dich halten? Hast du die Freuden des Harems schon bis zur Neige gekostet? Du willst ein Held sein? Geh nur hinaus. Dort draußen erwartet dich der Tod.
    Aaron verstummte und Artax schluckte schwer an seinem Zorn. Die triefende Ironie war ihm nicht entgangen. Am liebsten wäre er hinausgestürmt, aber wenn Aaron ihm so unverblümt dazu riet, war Vorsicht geboten. Als hätte er seine Gedanken gelesen, setzte Aaron nach.
    Wir würden hierbleiben. Wenn du anders sein willst, dann geh hinaus. Wir haben gewonnen, ganz gleich, was du tust. Bleibst du hier, verrätst
du deine Ideale. Gehst du hinaus, stirbst du, und ein anderer wird uns seinen Körper schenken. Diesmal wird es gewiss kein Bauer sein, sondern ein Adeliger, der den Preis des Herrschens kennt.
    Geh nur. Du bist edel und gut. Wir sehen deinem Scheitern mit Freude entgegen.
    Alle in der Turmkammer starrten ihn an und Artax wünschte, er könnte diese Stimme aus seinem Kopf reißen, so wie man sich Blutegel vom Leib riss. Hinter jedem Wort dieses Quälgeistes standen Lug und Betrug. Sollte er sich davon beeinflussen lassen? Nein, es gab nur eine richtige Entscheidung. Er musste auf sein Herz hören. Vielleicht, so dachte er, war das sogar der Weg, die Stimme eines Tages endgültig zu besiegen. Einen neuen Aaron zu schaffen, der nicht nur feige daherredete, sondern stattdessen handelte. Ein Bauer in Gestalt eines Herrschers, der mit der Macht, die ihm gegeben war, vielleicht sein Reich zum Guten verändern konnte.
    Â»Du hast recht, Wolkenschiffer. Sterblichen steht es nicht zu, die Wolkengeister herauszufordern«, entgegnete er mit fester Stimme, die doch kaum das Toben des Windes übertönte. »Doch mir steht es nicht zu, zu bleiben. Ihr alle seid meinem Willen gefolgt, als ihr nach Nangog kamt. Deshalb werde ich nicht tatenlos zusehen, wie mir ein Sturmgeist auch nur einen meiner Männer entreißt. Denn ich bin Aaron, der Unsterbliche.«
    Der Schiffer sah ihn erschrocken an. Die anderen warfen sich auf die Knie. Sie hatten ihn bisher nicht erkannt, denn ohne den prächtigen Maskenhelm und die majestätische Rüstung sah er aus wie ein gewöhnlicher Deckoffizier.
    Â»Haltet das Seil fest und zieht mich wieder herein, wenn ich euch ein Zeichen gebe!« Mit diesen Worten schob er den Riegel zurück und rammte die Tür auf. Obwohl es sich anfühlte, als würde sich auf der anderen Seite ein Wasserbüffel gegen das Holz stemmen, war sie von innen doch viel leichter zu öffnen.
    So schneidend war der Wind, dass Artax den Kopf senken musste, um atmen zu können. Von den Männern, die zum Bug
geeilt waren, um ihn zu holen, und die ihn mit ihren Schilden gegen den Hagelschlag geschützt hatten, war nur noch Juba geblieben. Die übrigen musste der Wind wie Herbstlaub mit sich gerissen haben. Der Kriegsmeister hielt sich noch immer an einem der Seile fest, die über Deck gespannt waren. Der raue Hanf hatte seine Handflächen aufgeschürft und eine Spur dunkler Flecken zeugte davon, wie der Wind ihn Zoll um Zoll dem Abgrund entgegenzerrte. Das Tau, an dem Artax sich zum Turm vorgekämpft hatte, war verschwunden; zerfetzte Seile, schlugen wie riesige Peitschenschnüre über das Deck.
    Juba blickte zu ihm auf und schüttelte den Kopf, doch Artax war entschlossen, sich nicht von seinem Vorhaben abbringen zu lassen. Er ging auf die Knie, um der Gewalt des Sturms weniger Angriffsfläche zu bieten, und kroch dem Kriegsmeister entgegen. Es war offensichtlich, dass dieser am Ende seiner Kräfte war. Die Muskelstränge seiner Arme zitterten, als seien Aale unter seiner Haut gefangen.
    Mit einem Knall zerbarst neben Artax ein Hagelkorn auf dem Deck. Selbst die Splitter waren noch so groß wie Saubohnen. Wenn ihn so eine Eiskugel … Nicht daran denken. Der Himmel spie nur noch vereinzelt Hagelkörner aus. Jedes hämmerte laut wie ein Paukenschlag auf

Weitere Kostenlose Bücher