Drachenelfen
Augenblick eine reiÃende Bestie. Manche sagen auch, er sei verrückt.
Seine Art zu schlafen ⦠So wie eine Fledermaus. Kein anderer Drache, von dem ich je gehört hätte, tut das.«
»Und du hast schon von so vielen Drachen gehört?«, entgegnete Nandalee schroff. Sie traute dem Drachen mehr als den anderen Elfen. Ihr war jetzt klar, dass sie die Ordnung unter den Schülern durcheinandergebracht hatte. Vielleicht war Bidayns Besuch allein mit dem Zweck erfolgt, sie einzuschüchtern. Diese Geschichte konnte einfach nicht stimmen! Drachen waren doch keine Elfenfresser.
»Nein, ich kenne nicht viele Drachen. Genau genommen kenne ich nur ihn gut. Er ist ein sehr begabter Zauberweber. Aber gerade deshalb ist er auch so schnell von uns enttäuscht. Umso mehr ist es ein Rätsel, warum er dich bevorzugt. Er beobachtet dich ununterbrochen. Und noch etwas. Du solltest nicht laut reden. Das stört uns in unserer Selbstversenkung. Einige sind sehr wütend auf dich. Und nicht alle hier sind so nett wie ich.« Sie lächelte breit. »Ich meine ⦠Ich will keinen Streit mit dir. Auch wenn du schroff und abweisend bleibst.«
Gegen ihren Willen musste jetzt auch Nandalee lächeln. »Ich bin eben eine Barbarin. Und sag den anderen, sie sollen nur kommen. Ich bin in der Nachbarschaft von Trollen aufgewachsen. Ich liebe es, die Leber meiner erschlagenen Feinde zu essen.«
Bidayn kicherte leise, doch als Nandalee nicht einfiel, verstummte sie schnell. »Das war ein Scherz?«
»Natürlich. Im Gegensatz zu Trollen brate ich die Leber meiner Feinde, bevor ich sie verspeise. Ganz so barbarisch sind wir Normirga dann doch nicht.«
Die Elfe sah sie so entsetzt an, dass Nandalee es nicht länger schaffte, ernst zu bleiben. Prustend begann sie zu lachen. Doch diesmal war es Bidayn, die ernst blieb.
»Komm, ganz so schlimm sind wir Normirga nicht. Es war nur ein Scherz.«
Bidayn nickte, lächelte jedoch immer noch nicht. »Hier wird wenig gelacht. Er ⦠Die Drachen sind keine gnädigen Herren.
Ihre Art ⦠Sie sind zu verschieden. Wir sind geboren, um ihnen zu dienen. Und das lassen sie uns spüren.«
Nandalee schüttelte energisch den Kopf. »Zum Diener wird man nicht geboren, Bidayn. Zum Diener wird man gemacht. Und das auch nur, wenn man den halben Weg selbst geht.«
»So wirst du nicht mehr reden, wenn dein erstes Jahr hier vorüber ist. Auch du kannst nicht mehr frei sein. Oder könntest du zu deiner Familie zurück?«
»Nein.« Nandalee senkte den Blick. Sie wollte nicht, das Bidayn in ihr Gesicht sehen konnte. Der Schmerz um ihren Verlust saà tief. Vor allen anderen vermisste sie Duadan, der sie nach dem Tod ihrer Eltern in einem schrecklichen Schneesturm an Kindes statt aufgenommen hatte. Kein anderer in ihrer Sippe hatte sie so tief verstanden wie er. Mit ihm hatte man gut schweigen können. Er mochte einsame Jagden so sehr wie sie. Fast jede Nacht dachte sie an ihn. Zu wissen, dass sie ihn nie mehr sehen würde, verursachte manchmal einen dumpfen Schmerz. Es fühlte sich ein wenig so an, wie wenn man einen zu groÃen Bissen nahm und der im Halse stecken blieb und nicht zurückwollte. Bislang hatte ihr Einsamkeit nie etwas ausgemacht. Doch hatte sie auch immer einen Ort gehabt, an den sie zurückkehren konnte. Ob die Trolle wohl herausgefunden hatten, zu welcher Sippe sie gehörte? Waren sie vielleicht einfach weiter gen Osten gezogen, um an jedem Elfen Rache zu nehmen, den sie stellen konnten? Wie viele Opfer hatte ihr, Nandalees, Jähzorn gefordert? Der eine unbedacht verschossene Pfeil?
Mindestens eines.
Ailyn.
Die Drachenelfe, die gekommen war, um sie vor den Trollen zu retten, und dafür mit ihrem Leben bezahlt hatte.
War sie Ailyns Opfer wert gewesen?
Nandalee dachte daran, wie sich die Kriegerin unbewaffnet den hünenhaften Trollen entgegengestellt hatte. An die todesverachtende Ruhe, mit der Ailyn im Schnee gesessen hatte. Sie schuldete
den Drachenelfen ein Leben. Sie sollte sich zusammenreiÃen und härter darum ringen, sich die Magie zu erschlieÃen. Sie hatte eine Schuld abzutragen!
»Hallo?« Bidayn wedelte mit den Händen vor ihrem Gesicht umher. »Noch da? Du bist nicht allein, hörst du? Alle, die an diesen Ort kommen, haben kein Zuhause mehr, in das sie zurückkönnen. Es ist nicht allein unsere Begabung, die uns hierherbringt. «
»Wie haben sie dich
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