Drachenelfen
sie wohl ihren Untergang in der Schale gesehen hatten? Oder hatte ihnen die Schale eine glückliche Zukunft vorgegaukelt, um sie in Sicherheit zu wiegen?
Immer wieder sah ER auch das Bild einer Elfe, die so wie ER über die Schale gebeugt stand. Sie würde irgendwann in der Zukunft die Herrin aller Albenkinder sein, und es schien, dass sie viele Jahrhunderte lang herrschen würde. Eine zerbrechliche kleine
Gestalt mit leicht gewelltem Haar, milchweiÃer Haut und rehbraunen Augen.
War das die Zukunft? ER schnaubte verächtlich. Vielleicht vermochten auch die Alben in die Zukunft zu blicken? Vielleicht waren sie deshalb so untätig â weil sie aufgegeben hatten. Wussten, wozu ihre Schöpfung verdammt war. Wie alles, was groà und schön war, zu Asche werden würde. ER aber war ein Krieger. ER würde niemals aufhören zu kämpfen, ganz gleich welche Bilder dieses verfluchte Geschenk der Devanthar IHM zeigte.
Vielleicht wollten die Devanthar IHN und SEINE Nestgefährten dazu verlocken, den Kampf gegen sie aufzunehmen? ER war bereit! Ganz gleich wie lange ER in diese Schale blickte, ER würde niemals alle Verästelungen der Zukunft erkunden. Vielleicht war es klüger zu handeln, statt nur immerzu in die Schale zu starren. ER konnte die Zukunft formen und war kein Gefangener dessen, was ihm die Schale gezeigt hatte. Doch dazu musste ER die Macht an sich reiÃen. ER durfte sich von der Schale nicht lähmen lassen, durfte nicht immer mehr Zeit mit ihr vergeuden. ER musste die Seinen hinter sich bringen. Gemeinsam könnten sie die Devanthar besiegen!
Manchmal hatte ER erwogen, die Schale zu zerstören. Aber das wäre töricht. Vielleicht verdrehte sie manchmal die Wahrheit, aber Wahrheit war stets eine Sache des Blickwinkels. ER hatte in der Schale Zukünfte gesehen, die inzwischen Vergangenheit geworden waren â und es war genauso gekommen, wie die Schale es IHM gezeigt hatte.
Wenn ER dieses verfluchte Geschenk der Devanthar nur besser zu nutzen verstünde! Meist wusste ER nicht einmal, wie weit ein Ereignis, das ER beobachtete, in der Zukunft lag. Wenn ER doch nur ein wenig tiefer schauen könnte ⦠Wenn ER willentlich die Bilder rufen könnte, die ER sehen wollte. ER würde die Vorfahren der Elfe töten, die einst herrschen würde! Dieses Ãstchen am Baum der Zukünfte erschien IHM besonders zerbrechlich. Vielleicht könnte ER sogar die Seele aufspüren, die in dieser Elfe einst
wiedergeboren würde. ER hätte die Macht, sie auszulöschen. Sie dem Zyklus der Inkarnationen zu entreiÃen.
Mit Schaudern dachte ER an die Bilder, die ER an diesem Morgen gesehen hatte. Sie hatten SEINE schlimmsten Albträume übertroffen. Manches würde ER abwenden können â da war ER sich sicher. Wenn ER die Alben nur dazu bringen könnte, sich für die Zukunft ihrer Kinder zu interessieren! Zunächst musste ER erreichen, dass die Ausbildung in der Blauen Halle verbessert wurde. Sie war bei Weitem nicht umfassend genug. Und sie brauchten viel mehr Schüler! Die Elfen waren den Menschen ähnlich genug, um sich als Spitzel auf Daia und Nangog einzuschleichen. Sie mussten die Sprachen der groÃen Menschenvölker erlernen und ihre Gebräuche.
Die Devanthar selbst waren so gut wie unangreifbar. Ihr Schwachpunkt waren ihre Diener. ER hatte darauf hingewirkt, dass all dies bereits vor Jahrzehnten begonnen hatte. Dutzende Spitzel aus der Blauen Halle hatten sich auf Daia eingeschlichen und lebten unter den Menschenkindern. Aber was diese Späher bisher vollbracht hatten, war bei Weitem nicht genug. Die meisten Völkerschaften der Menschen waren ihnen noch immer fremd. Das musste sich ändern. Um einen Feind zu besiegen, musste man ihn kennen. Sie brauchten mehr Elfen wie Talawain. Elfen, die sich bis in die unmittelbare Nähe von Unsterblichen hocharbeiteten und mit ihrem Rat das Schicksal der Menschen mitbestimmten.
ER sollte vor den Regenbogenschlangen sprechen. Sie mussten mehr Elfen für die Blaue Halle rekrutieren. Doch dem mussten seine Nestbrüder zustimmen. Wenn es ihren Spitzeln gelang, die Hallen der Unsterblichen zu unterwandern, dann konnten sie die Entscheidungen der Herrscher manipulieren. Sie konnten Zwietracht zwischen den Unsterblichen säen. So stellte er sich den Krieg gegen die Devanthar vor. Es würde ein geheimer Krieg sein und er würde auf Schlachtfeldern ausgetragen werden, die ER
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