Drachenelfen
würde ER geblendet werden.
Man musste sie sehr lange ansehen, bevor sich aus schierem durchdringenden Licht all die verschlungenen magischen Wirbel enthüllten â die Matrix jener Zauber, die um die unscheinbare Schale gewoben worden waren. Der Preis dafür waren lang anhaltende Kopfschmerzen und das klamme Gefühl, dass etwas nach SEINEM Verstand griff. Nein, das war eine absurde Angst! ER beherrschte dieses Zauberding!
Schon als ER die Schale das erste Mal gesehen hatte, war IHM klar gewesen, wie bedeutsam dieser Schatz war â er war der Beweis dafür, dass die Zwerge den gröÃtmöglichen Verrat begangen hatten. Die verruchten Getwerg hatten sich mit den Devanthar eingelassen!
Die Magie der Silberschale war durch und durch fremd. ER vermochte das komplexe Muster der Zauber, die in das Metall eingewoben waren, nicht zu deuten. Es war ganz anders als alle
Magie, die IHM vertraut war. Diese Schale konnte kein Werk der Alben sein! ER spürte die Finsternis, die in das gehämmerte Silber geflossen war. Eine Bosheit, aus der nichts Gutes erwachsen konnte.
Hunderte Stunden hatte ER mit der Silberschale verbracht. Unzählige Male hatte ER durch sie in die Zukunft geblickt. ER wünschte, ER hätte es nicht getan.
Traute ER dem, was ER sah, dann war SEIN Volk zum Untergang verdammt. Und die Alben würden untätig dabei zusehen. Sie lieÃen sich von den Devanthar das Zepter aus der Hand nehmen. Widerstandslos! Zuerst auf Nangog, der Welt, die den Kindern der Devanthar ebenso verboten war wie den Albenkindern. Aber die Devanthar scherten sich einen Dreck darum. Die Regeln waren gebrochen! Ja, die Devanthar mussten jetzt sogar unbemerkt bis nach Albenmark vorgestoÃen sein. Wie sonst war diese verfluchte Schale hierhergelangt?
Versonnen betrachtete ER die Schüssel. Man musste sie mit Wasser füllen, damit sie ihren unheilvollen Zauber entfalten konnte. Blickte man dann in das Wasser, so erschienen bald verschwommene Bilder. Mögliche Zukünfte.
ER hatte bitter erlernen müssen, dass das, was man erblickte, nicht unbedingt Wirklichkeit werden musste. Die Zukunft wandelte sich in jedem Augenblick. Sie war wie ein uralter Baum. Wer vor der Schale stand, der stand vor dem Stamm. Und so, wie ein Stamm sich bis in die Spitzen der Baumkrone hundertfach in immer feinere Ãste verzweigte, so verhielt es sich auch mit der Zukunft. Jeder Schritt fort von der Gegenwart brachte Veränderung. Die Zukunft war nicht festgeschrieben. Sie war wandelbar. Das war Fluch und Segen zugleich. Ein Fluch, weil es unmöglich war, genaue Vorhersagen zu machen. Ein Segen, weil es bedeutete, dass man sein Schicksal in die Hand nehmen konnte. Nichts war festgeschrieben.
Unzählige Nächte hatte ER über die Schale nachgedacht. Seit ER sie besaÃ, hatte ER seinen Frieden verloren. ER war sich bewusst,
wie sehr ER sich verändert hatte ⦠Nein, es war die Silberschale , die IHN verändert hatte. Hatten die Devanthar sie erschaffen, weil sie wussten, dass sie eines Tages zu IHM gelangen würde? Wenn sie Zauber weben konnten, die den Schleier der Zukunft zu zerreiÃen vermochten, dann musste ER davon ausgehen, dass sie letztlich gewusst haben mussten, dass die Silberschale zu IHM gelangen würde. Oder war ihre Macht nicht so groÃ?
Zu den Merkwürdigkeiten der Schale gehörte, dass ER nie sich selbst darin erblickte oder einen SEINER Nestgefährten. Sollten sie alle so bald sterben? Oder war es eine Gnade, sein eigenes Schicksal und das jener, die einem am nächsten standen, nicht vorauszusehen? Oder machte ER etwa einen Fehler? Nein! Man musste die Schale nur mit Wasser füllen und dann in sie hineinschauen. Was konnte man da falsch machen? Wahrscheinlich konnten sogar jene, deren Verborgenes Auge sich nicht geöffnet hatte, mithilfe dieses heimtückischen Geschenks an die Zwerge in die Zukunft blicken. War es vielleicht diese Schale gewesen, die die Getwerg auf ihren verräterischen Weg gebracht hatte? War sie der Grund, dass die Völker unter den Bergen begannen, sich gegen die Drachen zu verschwören? Was hatten sie gesehen? War die Schale am Ende nur erschaffen worden, um ihnen allen Trugbilder vorzugaukeln?
Jede Zukunft, die ER darin gesehen hatte, war dunkel und ohne Hoffnung gewesen, jedes Schicksal noch grausamer als jenes, das ihm zuletzt enthüllt worden war. Auch den Zwergen hatte das Geschenk der Devanthar kein Glück gebracht. Ob
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