Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
bestimmt hatte. So siegte man!

    D IE GOLDENE STADT
    Artax war unruhig. Der Löwenhäuptige war immer noch nicht zurückgekehrt, und bald würde er anderen Unsterblichen begegnen. Auch anderen Devanthar — was noch schlimmer war. Nervös ließ er den Blick schweifen und blickte hinab in das Tal weit unter ihnen. Von Ferne wirkte es, als würde sich aus dem Dschungel eine Mauer erheben, die bis zum Himmel hinauf reichte. Ein Wall, wie erschaffen als Kampfplatz für Götter.
    Sie waren wie Götter, und gewiss konnten sie in ihm wie in einem offenen Buch lesen. Wie würden sie sich verhalten? Er dachte daran, wie oft er vor dem verblassenden Bild des Löwenhäuptigen im kleinen Tempel von Belbek auf den Knien gelegen hatte. Wie waren wohl die anderen? Einige kannte er vom Hörensagen. Langarm, den hässlichen Götterschmied, und auch die Sturmruferin mit ihrem Schlangenhaar oder die geflügelte Göttin der Luwier. Wenn die Geschichten der Priester stimmten, dann gab es manchmal Streit und Eifersucht unter den Devanthar. Was bedeutete das für ihn? Ihm erschien schon der Löwenhäuptige undurchsichtig und launig, und das war immerhin der Gott, der ihn beschützen sollte. Wie würde es sein, wenn er auf einen Devanthar traf, der dem Löwenhäuptigen nicht wohlgesonnen war? Artax atmete schwer aus. Er musste diese Gedanken verdrängen. Er konnte nichts gegen das, was ihn erwartete, tun. Sein Wolkenschiff trug ihn zur Goldenen Stadt. Es war ganz so, wie wenn zur Erntezeit Gewitterwolken am Himmel aufzogen. Man konnte nur abwarten und beten.
    Artax kniff die Augen zusammen und blickte zum Horizont. Noch war die Goldene Stadt nicht zu sehen. Noch blieb ihm eine Frist. Er stand in der Lotsenkuppel, einem runden gläsernen Raum an der Unterseite des Wolkenschiffes. Von hier aus wurden über Sprachrohre aus Bambus die Befehle an die Segelmannschaften gegeben. Der Lotse war der wichtigste Mann auf dem Wolkenschiff. Da der Leib des Wolkensammlers einen großen Teil des Himmels verdeckte, war eine Navigation nach den Gestirnen
nur schwer möglich. Über den Wolken orientierte man sich am Stand der Sonne, doch wenn man, so wie jetzt, unterhalb der Wolkendecke segelte, waren Landmarken die beste Orientierung. Der Lauf von Flüssen, Bergformationen und Küsten verriet den erfahrenen Lotsen, wo sie sich befanden. Es hieß, dass sie sich selbst anhand der Gestalt der Kronen der Mammutbäume, die den Dschungel überragten, orientieren konnten. Artax fand, dass diese riesenhaften Bäume alle gleich aussahen, und er war froh, dass nicht er den Weg zurück zur Goldenen Stadt finden musste.
    Nabor, ihr Lotse, war ein eigenwilliger Kerl. So wie alle, die lange Zeit auf Nangog gelebt hatten, hatte er einige Marotten entwickelt. Eine von ihnen war, dass er ununterbrochen vor sich hin summte. Die Melodien klangen hübsch, aber sehr fremd, und Artax hatte keine von ihnen je zuvor gehört. Er fragte sich, auf welchen Instrumenten man sie wohl spielte und aus welcher Gegend seines Königreiches der Mann wohl ursprünglich gekommen war. Artax lachte leise auf. Seines Königreiches. Langsam gewöhnte er sich an diesen Gedanken, und immer häufiger gefiel er ihm. Er hatte sogar zu seinen Tagträumen zurückgefunden, und manchmal stellte er sich vor, Almitra stünde hier auf dem Schiff an seiner Seite. Was könnten sie alles gemeinsam verändern, zwei Bauern, die abends allein an der königlichen Tafel saßen und darüber stritten, wie man die Welt verbessern konnte! Er war froh darüber, dass Aaron diese Tagträume noch nie kommentiert hatte. Vielleicht, so dachte er, konnte er ja einige seiner Gedanken vor seinem Quälgeist geheim halten. Er mochte diese Vorstellung und sie gab ihm Kraft. Jetzt blickte er mit Frieden im Herzen zum Horizont.
    Â»Wie lange werden wir brauchen, um die Goldene Stadt zu erreichen? «
    Â»Der Wind steht ungünstig, Herrscher aller Schwarzköpfe. Wir werden höhersteigen müssen, in der Hoffnung, eine günstigere Luftströmung zu finden. Auch behindert uns das Schiff im Schlepp.
Ich denke, es wird noch drei oder vier Stunden dauern, selbst wenn wir einen günstigen Wind finden. Es wird Euch ermüden, so lange hier in der Lotsenkuppel zu verweilen, Herr.«
    Artax bedachte den Mann mit einem verärgerten Blick. Wollte der Kerl ihm sagen, was er zu tun hatte? Was bildete der sich ein!

Weitere Kostenlose Bücher