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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Pflanzenarme seinen Attacken kaum Widerstand entgegensetzten, waren seine Hiebe immer noch stark genug, um die Gewächse zu durchtrennen. Unermüdlich ließ er Schwertstreich auf Schwertstreich folgen, senste mit den Klingen die immer dichter werdende Ansammlung von Pflanzenarmen nieder, und dennoch war er bald von ihnen umzingelt, eingekreist. Bratlor tat alles, um das zu verhindern, aber immer zahlreicher wurden die Pflanzenarme. Davon abgesehen brachen auch immer dickere Exemplare aus der gefrorenen Erde. Manche waren so dick wie junge Bäume, aber geschmeidig und biegsam wie Grashalme.
    Eine dieser riesigen Pflanzen schlängelte sich nur zwei Schritt von Rajin entfernt aus dem Erdreich hervor. Innerhalb weniger Augenblicke ragte das Gewächs masthoch vor Rajin auf. Dieser schlug mit aller Kraft den Anderthalbhänder in das faserige Gewebe, aber trotz der Wucht, die er in diesen Hieb gelegt hatte, konnte er den halmähnlichen Stamm des Gewächses nur bis zur Hälfte durchschlagen, dann blieb die Klinge des Anderthalbhänders stecken.
    Rajin riss sie wieder heraus und rammte dabei den Stiefel gegen den Stamm. Das grüne Harz spritzte, dann erkannte Rajin, dass sich die riesige Pflanze nach hinten neigte, um zu einem mörderischen Schlag auszuholen. Nur ein rascher Sprung zur Seite rettete ihn. Das Gewächs schlug mit aller Gewalt zu und nahm auch keinerlei Rücksicht auf die anderen Rankenpflanzen.
    Bratlor war zur Stelle. Seinen Bogen trug er schon längst nicht mehr, denn eines der Gewächse hatte ihm diesen entrissen. Er hieb mit seinem Schwert genau in die Stelle, wo Rajins Klinge in den Stamm gehackt hatte und vollendete deren Werk: Der baumstammdicke Pflanzenarm wurde durchtrennt. Das abgetrennte Stück fiel zu Boden und zuckte noch, während der Stumpf innerhalb weniger Augenblicke erneut auf die Höhe eines Schiffsmastes emporwuchs.
    Im selben Moment packte ein anderer, nur etwa armdicker Pflanzenfortsatz Bratlor von hinten, legte sich um seinen Hals und zog den Sternenseher zurück, sodass dieser röchelnd zu Boden ging. Mit einer Hand versuchte er den Griff der Schlingpflanze zu lockern, während sich gleichzeitig ein weiterer Pflanzenarm um seinen Bauch schlang.
    „Nein!“, schrie Rajin.
    Er wollte den Anderthalbhänder herumschwingen, aber die Bewegung wurde durch mehrere Ranken aufgehalten, die sich sowohl um das Schwert als auch um Rajins rechten Arm schlangen. Dann wurde ihm die Waffe aus der Hand gerissen. Rajin befreite sich mit ein paar Hieben seiner zweiten, drachenischen Klinge; er ließ das leichte Drachenier-Schwert blitzschnell durch die Luft wirbeln, ließ den Stahl durch die unermüdlich angreifenden Ranken schneiden und schlug sich durch das dichter werdende Pflanzenwerk hindurch, dass inzwischen schon ein richtiges Geflecht bildete.
    Ohne nachzudenken und nur seinem inneren Instinkt folgend ließ Rajin ein paar exakt gezielte Hiebe folgen, mit denen er Bratlor aus seiner Fesselung befreite. Der Sternenseher kam wieder auf die Beine, keuchte: „Danke!“
    In diesem Moment wurden sie beide von einem Licht geblendet, das so grell war, dass sie für Augenblicke nichts anderes zu sehen vermochten als strahlendes Weiß. Es war, als ob sie mit offenen Augen an einem Sommertag direkt in die Sonne gestarrt hätten.
    Dazu dröhnten Worte in einer Sprache, die Rajin noch nie in seinem Leben gehört hatte. Er taumelte, für einen Moment schien sich alles um ihn herum zu drehen, und ein Gefühl der Agonie erfasste ihn. Die Füße waren schwer wie Blei, und es war ihm kaum noch möglich, sie überhaupt zu bewegen, während er gleichzeitig daran zweifelte, überhaupt noch festen Boden unter sich zu haben.
    Schlafen … Sich dem Nichts ergeben … Warum nicht?
    Eine durchdringende Stimme weckte ihn aus diesem Zustand.
    „Rajin!“
    Er war sich nicht sicher, ob er diese Stimme tatsächlich hörte oder ob sie nur in seinen Gedanken existierte. Es war jedenfalls Liisho, der zu ihm sprach, und Rajin fühlte sich in die Zeit zurückversetzt, da er diese Stimme fast ständig in seinen Gedanken vernommen hatte, einem kommentierenden Begleiter gleich.
    Das Licht wurde schwächer, sein Blick klärte sich. Rajin stand schwankend und benommen da. Der Kopf war schwer.
    Bratlor ging es offensichtlich ähnlich. Er stützte sich auf sein Schwert.
    Rajin brauchte einen Moment, um die Veränderung zu erfassen, die sich vollzogen hatte. Die Pflanzenarme hatten sich niedergelegt, bedeckten wie ein dichtes, unwegsames

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