DRACHENERDE - Die Trilogie
bereits überschritten. Aber Ayyaam ließ noch einen weiteren Feuerstoß folgen, der einen Großteil des Pflanzenwerks sofort zu Asche verbrannte. Übel riechender, pechschwarzer Qualm stieg zum Himmel auf.
„Dieses Gezücht des verlorenen Lebens hat sich schneller von meinem Gegenzauber erholt, als ich dachte“, knurrte Liisho.
Bratlor drehte sich im Sattel um. Den Bogen hatte er nicht mehr, und der eine Pfeil, der noch im Köcher an seiner Seite stecken, nützte ihm nichts. Die Drachenreiter des Usurpators Katagi trieben ihre Reittiere unbarmherzig voran, auch wenn sie aus irgendeinem Grund davor zurückscheuten, in den nordwestlichen Teil von Fjendurs kalter Senke einzufliegen. Vielleicht war es die noch sehr lebendige Erinnerung an den magischen Nebel und dessen Wirkung, die sie noch immer beeindruckte und sie ängstigte, vielleicht aber auch das instinktive Wissen darum, dass Ayyaam den meisten von ihnen körperlich und auch hinsichtlich seiner geistigen Stärke überlegen war.
Liishos treuer Drache durchflog das Tor. Der bläuliche Lichtbogen erhellte sich, und ein Lichtflor bildete sich an seinem äußeren Rand, der schon nach wenigen Augenblicken sogar den eigentlichen Bogen bei weitem überstrahlte.
Rajin hatte das Gefühl, einen Schlag vor den Kopf zu bekommen. Anders ließ sich die Wirkung der um ein Vielfaches wärmeren Luft nicht beschreiben, als sie ihn traf. Ein ungeheuer warmer Wind blies ihnen entgegen. Gleichzeitig roch er den intensiven Geruch von Seetang, Salzwasser und Algen.
Er klammerte sich an den dafür vorgesehenen ledernen Haltegriffen des für mehrere Personen ausgelegten Drachensattels fest, während Ayyaam in die Höhe stieg und ein fast triumphierend klingendes, dröhnendes Gebrüll anstimmte, das sich mit dem Rauschen der schäumenden See und dem Geschrei der Vögel vermischte, die in Schwärmen an der Küste der nahen Insel aufstiegen, um von dort aus auf Fischfang zu gehen. Sie ähnelten in ihrem Äußeren sowie ihrer Jagdtechnik, dicht über das Meer dahinzurasen und dann zuzuschlagen, den Eismöwen, die Rajin von Winterland her kannte, nur waren diese Vögel nicht schneeweiß, sondern schmutzig grau, sodass sie kaum auszumachen waren, wenn sie über das wogende Meer dahinjagten.
Rajin drehte sich im Sattel und sah zurück zum kosmischen Tor. Es spannte sich zwischen einem schwarzen Felsen und einem Turm. Beide ragten aus dem Wasser, und Letzterer mochte vor langer Zeit ein Teil der Ruinenstadt Qô gewesen sein. An der Spitze dieses Turms leuchtete etwas, strahlte so hell wie das Juwel über dem Eingang der Orakelhöhle. Allerdings musste die Lichtquelle auf dem Turm viel größer sein. Man konnte sie kaum ansehen, so sehr blendete sie. Obwohl in diesem Teil der Welt der neue Tag längst angebrochen war, überstrahlte die Sonne die Lichtquelle nicht.
Der Drache Ayyaam schien die Ruinenstadt an der Inselküste so schnell wie möglich erreichen zu wollen, doch Liisho zügelte den fliegenden Koloss und zog ihn herum, worauf dieser mit einem dumpfen Knurren reagierte, doch er gehorchte und flog einen sanften Bogen.
In diesem Moment drangen zwei Drachenreiter mit ihren Kriegsdrachen durch das Tor, durch das man deutlich zwei der fünf Monde sehen konnte – den Blutmond und den Meermond. Letzterer musste allmählich so weit über das Firmament gezogen sein, dass sein Licht das Juwel im Inneren der Orakelhöhle bald nicht mehr erreichen würde. Der Lichtbogen zwischen dem Turm und dem schwarzen Felsen flimmerte bereits, das Leuchten an der Turmspitze schwächte sich ab.
Ein dritter Drachenreiter-Samurai passierte mit seinem Drachen das Tor, und dann folgte noch der Gondeldrachen. Auf ihn – beziehungsweise auf die Schützen in seiner Gondel - schien Ayyaam eine besondere Wut zu haben, denn schließlich hatten ihn mehrere der Armbrustbolzen verletzt. Er stieß einen fauchenden Laut aus, als er den großen Drachen bemerkte.
Liisho brauchte ihn kaum noch anzutreiben - Ayyaam schnellte voran, den Verfolgern entgegen. Die Armbrustschützen konnten ihre Waffen noch nicht einsetzen; sie hätten die vor ihnen fliegenden Reitdrachen getroffen.
Ayyaam griff frontal an. Als ihm die Feuersbrunst eines Reitdrachen entgegenzüngelte, spie er einen eigenen Strahl Feuer, der wesentlich weiter reichte als der seines Widersachers, zumal dieser sein Feuer gegen den Wind blies, Ayyaam aber die Windrichtung ausnutzen konnte, sodass sie seine Flammen weit trug. Im nächsten Moment war der
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