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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Winterborg immer wieder mal einzelne Kapitäne gegeben, die mithilfe dieser Vögel Kontakt zu Händlern in Witborg oder Borghorst gehalten hatten. Der Wilde Aeriggr beispielsweise hatte sich ein Jahr zuvor noch ein Dutzend gezähmte Zweikopfkrähen gehalten, die allerdings alle den letzten harten Winter nicht überlebt hatten.
    Angeblich gab es im Nordenthal-Land einen Vogelhändler, der Zweikopfkrähen von robusterer Natur gezüchtet hatte, denen die Kälte des Nordwestens nichts ausmachte. Aber niemand auf Winterland hatte je so ein Tier zu Gesicht bekommen.
    Der Vogel landete ungefähr zehn Schritte von Rajin entfernt. Er zitterte am ganzen Körper, die beiden Schnäbel waren weit geöffnet und stießen Laute aus, die an das Röcheln eines Lungenkranken erinnerten, und eine Wolke gefrorenen Atems bildete sich um die Zweikopfkrähe. Vorsichtig machte das Tier einen Schritt vor den anderen und bewegte dabei auch immer wieder unruhig die Flügel, so als wollte es sich dadurch warm halten.
    Rajin bemerkte sofort die zylinderförmige Schatulle, die dem Vogel an den Bauch geschnallt war. Er ging auf das Tier zu, das nicht zurückscheute; Zweikopfkrähen waren es gewöhnt, dass auch für sie Fremde die Botschaft, die sie überbrachten, an sich nahmen.
    „Bjonn! Rajin!“, hörte er seinen Freund Bratlor rufen. „Scheuch das Vogelvieh doch einfach davon! Gleichgültig, was uns die Herrn der Drachenarmada mitzuteilen haben – es braucht uns nicht mehr zu interessieren!“
    Aber Rajins Neugier war erwacht. Mehr noch, er wollte – er musste unbedingt erfahren, was die Drachenherrscher ihnen mitzuteilen hatten. Irgendetwas, was er sich nicht erklären konnte, drängte ihn dazu, eine Macht, die ihm einflüsterte, dass diese Botschaft von enormer Wichtigkeit für ihn sei. Er murmelte etwas vor sich hin. Einen Namen …
    „Nya …“
    Es war mehr ein Hauch, der über seine Lippen kam. Kaum hörbar verklang das eine Wort …
    Immer wieder hatte Rajin während des Ritts zum schwarzen Felsen an sie gedacht. Doch warum sich ihr Name und ihr Gesicht ausgerechnet in diesem Augenblick so heftig in seine Gedanken drängten, wusste er nicht.
    Der Name war plötzlich da, und ihr Gesicht stand so klar und deutlich vor seinem inneren Auge, als würde er eine Vision erleben.
    Er kniete nieder und nahm das zusammengerollte Pergament aus der Schatulle des zweiköpfigen Vogels; das Tier ließ es ohne Weiteres mit sich geschehen, dazu waren diese Vögel abgerichtet.
    Rajin entfaltete das Pergament – und sah das Bild einer jungen Frau, das im nächsten Moment aus seiner Erstarrung erwachte.
    Es versetzte ihm einen Stich, als er ihre Züge erkannte.
    Nya!
    Ein Kloß steckte ihm im Hals, und er war im ersten Moment unfähig, auch nur einen Ton hervorzubringen.
    „Bjonn! Mein geliebter Bjonn!“, begann das lebende Bild zu sprechen.
    „Lass diese zaubermächtige Teufelei fallen!“, rief Bratlor. „Das riecht förmlich nach der List eines Magiers!“
    Doch Rajin hörte nicht auf ihn, vernahm die Worte des Sternensehers nur wie aus weiter Ferne. Er starrte auf das sich bewegende Bild, das ihm wie ein Fenster in eine andere Welt erschien. Eine Welt, in der es abgesehen von Nya nur unklare, ineinander verschwimmende und zerfließende Formen gab.
    „Bjonn - Geliebter! Ich bin so froh, dich zu sehen“, fuhr Nya fort. „Du kannst dir nicht vorstellen, was geschehen ist! Sie haben mich gefangenen genommen - und dann … Dies muss ein Traum sein! Ich weiß, dass ich in einer dunklen Kammer liege. Ein Magier war bei mir, und ein Bann verhindert, dass ich mich bewegen kann …“ Sie blickte sich um, so als könnte sie es kaum glauben, sich tatsächlich bewegen zu können. Die zerfließenden Farben und Formen im Hintergrund schienen sie aus irgendeinem Grund zu ängstigen. Verzweiflung und tiefster Seelenschmerz spiegelten sich in ihren Augen. „Die Drachenier haben alle getötet … Niemand lebt noch in Winterborg! Kein Haus steht mehr … Es war so furchtbar! Die Schreie …“
    Sie zuckte plötzlich zusammen, sah zur Seite. Da war irgendetwas, das sich außerhalb des Bildes befinden musste und ihr offenbar einen höllischen Schrecken einjagte …
    Rajin wollte zu ihr sprechen, aber etwas in ihm hielt ihn davon ab. Da war eine unheimliche, vielleicht zaubermächtige Kraft, die er deutlich erspürte. Zumindest für einen kurzen Moment. Er schluckte und schreckte zurück.
    „Rajin, hörst du mich denn nicht? Hast du mich vergessen?

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