DRACHENERDE - Die Trilogie
hinter sich gelassen zu haben. Im Nordwesten Tajimas stellte man sich ohne viel Hoffnung auf den Großangriff der Feuerheimer Rennvogel-Kriegswagen ein. Bei ihrem Überflug hatten Rajin und seine Getreuen gesehen, wie man verzweifelt versuchte, die Dampfgeschütze und Katapulte noch rechtzeitig in Stellung zu bringen, um dem Ansturm zu begegnen. Aber letztlich standen wohl einfach zu wenig Luftschiffe zur Verfügung, als dass man der Abwehr des Feuerheimer Heeres große Aussichten auf Erfolg geben konnte.
Während Ghuurrhaan und Ayyaam mit ruhigen Flügelschlägen der magusischen Küste entgegenstrebten, blickte Rajin in die Tiefe und sah den Scharen von Springrochen zu, die versuchten, ein Feuerheimer Schiff zu überholen. Die Springrochen waren bis zu fünf Schritt lang, und wenn sie aus dem Wasser hervorschossen, schnappten sie sich manchmal sogar unvorsichtige Zweikopfkrähen, die sich auf der Jagd nach Kleinfischen zu weit auf das offene Meer gewagt hatten und nicht mehr schnell genug eine ausreichende Flughöhe zu erreichen vermochten, um sich vor den Räuber aus der Tiefe rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.
Koraxxon, der schon beim Überflug des nordöstlichen Luftreichs jeden Blick nach unten vermieden hatte, fühlte sich angesichts der schäumenden See noch unwohler. Zunächst hatte er sich selbst erfolgreich damit abgelenkt, dass er Rajin alle möglichen Fragen stellte. Darüber, wie er es anstellen wollte, den Usurpator zu vertreiben und selbst als letzter Vertreter des Hauses Barajan wieder die Macht zu übernehmen, und wie er dem Urdrachen Yyuum zu begegnen gedachte, von dem auch der Dreiarmige natürlich schon gehört hatte.
Es gab nach Rajins Dafürhalten keinen Grund, irgendetwas von dem, was seine Identität betraf, dem Dreiarmigen gegenüber zu verbergen. Im Gegenteil: Je mehr Koraxxon darüber wusste, desto größer war vielleicht auch die Möglichkeit, dass Koraxxon dem Prinzen etwas über den Verbleib von Nya und Kojan zu sagen vermochte. Schließlich waren sie beide gemeinsam im Leeren Land gewesen, wo die Verschollenen Rajin begegnet waren. Und mochte Koraxxon auch überzeugt davon sein, dass der Prinz nichts als Trugbilder gesehen hatte, so hatte Rajin doch die Hoffnung, dass der Dreiarmige ihm vielleicht durch sein Wissen über das Leere Land weiterhelfen konnte.
Dass Rajin vom Großmeister in Magussa in dieser Angelegenheit letztlich Hilfe bekam, war nicht sicher. Selbst Abrynos hatte ihm in dieser Hinsicht nur verhaltene Hoffnung gemacht.
„Ich habe mir die höflichen Umgangsformen in meinen Jahren im Wald von Lisistan etwas abgewöhnt“, gestand Koraxxon schließlich, als sie sich mitten über dem Eingang zur Bucht von Faran befanden und in keiner Richtung Land zu sehen war. Gleichgültig, ob der Dreiarmige noch oben, unten oder in eine der fünf Himmelsrichtungen sah, überall bot sich ihm der gleiche Anblick, der diesen furchtlosen Krieger zutiefst ängstigte. Einen ausgewachsenen Vollminotauren bei den Hörnern zu fassen, schien ihm leichter zu fallen, als dieser Überflug.
Dazu hatte der Dreiarmige natürlich von Andong und einigen anderen Ninjas beißenden Spott ertragen müssen. Als sie aber sahen, wie ernst dieses Problem für jenen Krieger war, der sie schließlich vor der Gefangennahme durch die Minotauren bewahrt hatte, unterließen sie weitere Bemerkungen dieser Art. Es war schließlich gegen den Ehrenkodex eines Ninja, sich grausam gegenüber Schwächeren zu verhalten, wobei dieser Leitsatz nur sehr selten zum tragen kam, denn es war meistens so, dass die Ninjas gegen eine große Übermacht und völlig auf sich allein gestellt hinter den Reihen des Feindes operierten, und da waren sie so gut wie immer in der Position des hoffnungslos Unterlegenen.
„Wie sicher jeder verstehen wird, sind unter Waldminotauren Höflichkeitsfloskeln nicht gefragt, und um ehrlich zu sein, auch in meiner Zeit im Heer des Priesterkönigs waren die höchsten Amtsträger, mit denen ich zu tun hatte, unsere Unteroffiziere, und die waren so ungehobelt wie wir selbst. Ist ›Majestät‹ die richtige Anredeform?“
„Sprich mich weiterhin an wie bisher, Koraxxon!“, bestimmte Rajin.
„Aber das ist nicht angemessen. Meine Zeit, als ich einem drachenischen Handelsherren diente, ist zwar schon einige Jahre her, aber …“
„Ich will es so“, schnitt Rajin dem Dreiarmigen das Wort ab, der wohl gerade wieder zu einem ausgedehnten Wortschwall ansetzen wollte, um zu erklären, weshalb er in
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