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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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erinnert werden.
    Seine Webergehilfen aber, die während seines Erschöpfungsschlafes die Schicksalsmuster weitergewoben hatten, hatten die Farben des ersten Minotauren und seiner Abkömmlinge darin so stark gezeichnet, dass es unmöglich war, dieses Muster einfach abbrechen zu lassen, ohne den gesamten Teppich zu verderben. So wurden nur die Rinder, nicht aber die Minotauren von Groenjyr aus dem Muster des Schicksalsteppichs getilgt, sodass die Seemannen seitdem gezwungen sind, andere Tiere zu zähmen oder zu jagen, um sie zu verzehren.
    Können aber die Söhne und Töchter eines fremden Gottes, dessen Verehrung all denen strengstens verboten ist, die den Worten des Propheten Masoo folgen, Aufnahme unter den Rechtgläubigen finden? Darüber ereifern sich nicht wenige Gelehrte und Prediger, die sich auch dagegen wenden, dass Minotauren im Heer des Priesterkönigs dienen. Manche von ihnen sagen sogar, dass man die Gehörnten zur Gänze aus dem Luftreich Tajima verjagen müsse, wenn dies ein Reich der Rechtgläubigen bleiben solle.
    Doch erstens ist nicht erwiesen, dass die seemannische Überlieferung eher der Wahrheit entspricht als die von den Minotauren selbst behauptete Herkunft als eines von mehreren Völkern, das durch die Tore in die Welt gelangte. Und zweitens gilt auch hier jener Satz aus den Geboten, die einst Masoo auf der Großen Nadel erhielt, der da lautet: „Du sollst Wesen und Geist achten und kein Urteil aufgrund der Gestalt fällen!“ Es wäre auch nicht einsichtig, weshalb ausgerechnet ein Gott, der aus Bescheidenheit auf ein eigenes Antlitz verzichtet und daher unsichtbar bleibt, an der tierhaften Gestalt eines Teils seiner Gläubigen Anstoß nehmen sollte.
    Ich empfehle daher, der Teilhabe von Minotauren an der Gemeinschaft der Gläubigen keinerlei Beschränkungen aufzuerlegen.
     
    Joyan, Prälat für Glaubensdogmen an der Gelehrtenschule von Kajar in einer Empfehlung an den CLXII. Priesterkönig von Tajima
     
     
    Es schlummert Yyuum, der Urdrache,
    Unter den Bergen, die das Dach der Welt verlängern.
     
    Wenn er sich dreht, reißt das Erdreich auf,
    Wenn er atmet, erzittert der Kontinent,
    Wenn er das Maul öffnet, spuckt die Feuersbrunst heraus – wie aus einem Vulkan.
     
    Im Schlaf beherrscht er nur ein paar Affen,
    Sobald er die Augen öffnet, erheben sich die Drachen in ihren Pferchen.
     
    Wehe euch allen, wenn dies geschieht …
     
    Der Gesang von Yyuum, dem Zerstörer – unter Sängern des Ostmeerlandes ein verbreitetes Repertoire-Stück unbekannter Herkunft.
     
     
    „Nehmen wir uns, was man uns nehmen lässt!“, sprach der Feuerfürst von Pendabar. „Feuerheim hat diesen Krieg nicht gewollt, aber es wird davon profitieren wie sonst kein anderes Reich!“
    Ich gebe zu, in diesem Augenblick nicht mehr geglaubt zu haben, dass die Macht der Diplomatie noch irgendetwas würde ausrichten können.
    Der Feuerfürst lachte mir ins Gesicht und sprach im breiten Dialekt der Pendabar-Küste: „Auch wenn sich Euer Heimatreich derzeit rapide verkleinert, ehrenwerter Botschafter, so ist das kein Grund zur Verzweiflung. Bündnisse werden geschlossen, aufgelöst und neu geschlossen. Der Verrat ist das vornehmste Mittel der Diplomatie, und wer sagt, dass nicht auch Ihr noch davon Euren Vorteil haben werdet?“
    In diesem Moment aber ritt die Parade-Rennvogelkavallerie in den inneren Burghof von Pendabar. Die Kavalleristen hatten Pistolen schussbereit gemacht, und die brennenden Lunten verbreiteten ihren Gestank nicht nur bis zur Tribüne des Feuerfürsten, sondern gar bis in den Himmel.
    Der Salut, den die Rennvogelkavallerie im vollen Vogellauf schoss, war ohrenbetäubend, und das pfeifende Geräusch, das ich seitdem auf meinem linken Ohr höre, hat mich nicht wieder verlassen.
     
    Aus den Erinnerungen von Chong Sorong, dem Gesandten des Luftreichs Tajima in Pendabar, der Hauptstadt Feuerheims.
     
     
     
    1. Kapitel
    Im Land der Magier
     
    Der warme Seewind blies aus der Bucht von Faran in Richtung der Mittleren See. Herden von Springrochen ließen sich von der starken Strömung treiben, die bisweilen auch von den Dampfschiffen genutzt wurde, die von der Feuerheimer Hafenstadt Faran aus nach Capana fuhren. Auf dem Hinweg brauchten sie die Kraft des Dampfes nicht, und man sah sie ohne die charakteristische Rauchfahne ihrem Ziel entgegentreiben, während auf der Rückfahrt die Feuer, die die Kessel heizten, zum so heftiger brannten.
    Rajin war froh, die Küste des Luftreichs endlich

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