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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Großmeisters überspannte.
    Komrodor murmelte einige Worte in einer Sprache, die mit der bekannten Form des Magusischen kaum noch etwas gemein hatte. Das Bild des Sternenhimmels und der fünf Monde auf der Unterseite der Domkuppel veränderte sich. Die Formen zerflossen, ähnlich wie es bei dem magischen Pergament immer der Fall gewesen war. Schon nach kurzer Zeit war von den Monden nichts mehr zu sehen. Stattdessen sahen alle Anwesenden eine Landschaft mit üppigen Wäldern. Nirgends gab es Anzeichen einer menschlichen Besiedlung, von magischen Gebäuden ganz zu schweigen. Manche der Bäume waren bis in die Einzelheiten zu erkennen, obwohl es den Anschein hatte, als würde man aus großer Höhe auf diese Landschaft hinabblicken. Etwas Vergleichbares hatte Rajin noch nicht erlebt. Er konnte selbst die feinsten Verästelungen in den Strukturen der Baumrinde erkennen, trotz der Entfernung, die das Bild suggerierte.
    Der Blick auf die Kuppel glich dem Blick eines Auges. Es war zunächst das Auge eines fernen Betrachters, der sich jedoch immer weiter der Landschaft näherte. So mochte vielleicht der Blick einer landenden Zweikopfkrähe sein.
    Oder der eines Schattenpfadgängers, der sich seinem Ziel nähert, ging es Rajin durch den Kopf.
    „Lass dich nicht verwirren!“, meldete sich die Gedankenstimme Komrodors in ihm, diesmal so, dass nur er sie zu hören vermochte. „Es ist dein Geist, der auf die Reise geht. Erkenne das Offensichtliche und lasse dich nicht vom Unwesentlichen ablenken.“
    Der Blick des Auges war nun der von jemandem, der diesen dichten Wald durchquerte und das Gestrüpp zur Seite schlug. Und in den Rinden der Bäume waren Gesichter zu erkennen, unzählige von zum Teil grässlich verzogene Fratzen.
    Dann erreichte das Auge eine Lichtung, auf der ein Stein-Ei zu finden war. Es glich einem Oval und hatte die Ausmaße eines Hauses. Ein versteinertes Drachen-Ei, erkannte Rajin.
    „Das ist das Leere Land!“, meldete sich Koraxxon zu Wort, der den Kopf in den Nacken gelegt hatte und wie alle anderen hinauf zur Kuppel starrte. „Erkennst du es nicht, Rajin?“
    Doch. Rajin schluckte. Er war nur zu einem Gedanken, nicht aber zu einer Äußerung fähig.
    „Ihr habt das Leere Land bereits betreten?“, fragte Großmeister Komrodor. Die beiden Tätowierungen über seinen Augen zogen sich zusammen, und die wie eine nach unten gerichtete Pfeilspitze geformte Magierfalte furchte sich noch tiefer in seine Stirn. „Das ist nicht gut, Prinz Rajin.“
    „Was meint Ihr damit?“
    „Euer Geist wurde bereits davon gefangen genommen. Ihr solltet den Kontakt zu diesem Pergament meiden. Es wurde von einem wahren Teufel ersonnen.“
    „Es war ein Magier im Dienst Katagis.“
    „Eine Schande für unser Volk!“, grollte Komrodor. „Ein Abtrünniger, der dem Bösen diente und Euch übel geschadet hat - mehr als Ihr vielleicht ahnt.“
    Der Großmeister und Rajin sahen sich an. Das Leuchten in Komrodors Augen war zu einem vollkommenen Himmelblau geworden und verblasste allmählich.
    „Seht noch einmal hoch zur Kuppel, Rajin“, forderte Komrodor den jungen Menschen auf. „Auch wenn es Euch schmerzen wird …“
    Rajin gehorchte, blickte empor und sah neben dem Drachen-Ei zwei Gestalten stehen – einen Jungen und eine Frau.
    „Nya!“, murmele er. „Kojan … Dann sind sie doch dort, im Leeren Land, so wie ich vermutet habe! Wie ich es gefühlt habe! Es war keine Illusion! Was muss ich tun, um sie zurückzuholen, Großmeister Komrodor? Sagt es mir!“
    „Nein, sie sind nicht dort im Leeren Land, auch wenn es Euch so erschienen sein mag“, erklärte Komrodor.
    „Aber …“
    „Und Ihr solltet froh darum sein! Denn wären die dort, würden die Seelenreste, die in den Pflanzen dort weiterexistieren, sie verschlingen. Wenn Ihr wirklich dort gewesen seid, so müsste Euch das doch klar sein. Glaubt Ihr, Eure Geliebte und Euer Sohn könnten wirklich dort unbehelligt ausharren, wenn sie realer wären als eine flüchtige Spiegelung? Die Seelenreste des Leeren Landes sind unersättlich. Sie können das Leere Land auf eine ähnliche Weise beobachten, wie wir es jetzt tun. Es ist eine sehr dünne Verbindung, die schwächer und schwächer wird!“
    „Es gibt keine Möglichkeit, sie zu retten?“
    „Das habe ich nicht gesagt, Prinz Rajin. Aber es wird schwierig. Und Ihr braucht sehr viel innere Kraft.“
    „Das weiß ich.“
    „Nein, Ihr kennt nicht das Ausmaß dessen, was Euch abverlangt werden wird. Ihr seid noch

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