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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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zurück. „Ja, Abrynos hat mich darüber informiert. Es geht um Eure Geliebte und Euren Sohn.“
    „So ist es.“
    „Ich weiß alles“, sagte der Magier und streckte den Finger aus, sodass er auf Rajins Brust zeigte. Genau dorthin, wo der Prinz das magische Pergament unter dem Wams trug. Ein grünlich schimmernder Blitz fuhr aus dem Finger und drang zischend durch das Wams. Das Pergament, das darunter war, leuchtete grün auf, und zwar so heftig, dass es durch das Wams schimmerte, obwohl dieses dicht gewebt war.
    Liisho machten einen Schritt nach vorn. Aber ehe der Weise seinen Schützling erreichen oder sonst irgendetwas unternehmen konnte, verstellten ihm zwei Schattenpfadgänger den Weg. Blitzschnell hatten sie sich entstofflicht, waren zu wirbelnden Rauchsäulen geworden und hatten vor Liisho wieder Substanz angenommen. Die Schwerter hatten sie aus den Lederscheiden gerissen, die sie auf dem Rücken trugen, und zielten mit deren Spitzen auf die Brust des Weisen.
    Die Klingen glühten auf und waren von einem magischen Feuer erfüllt. Grünliche Flammen schlugen aus dem Metall, und Liisho verharrte wie erstarrt vor diesem Anblick.
    Auch die Ninjas griffen sofort zu ihren Waffen, und Koraxxon riss seine Axt hervor.
    Da schritt der Großmeister ein. Seine Stimme dröhnte auf Magusisch durch den Raum, aber gleichzeitig sprach er mit seiner Gedankenstimme, sodass ihn jeder im Thronsaal verstehen konnte, gleichgültig, welchen Sprachen er mächtig war: „Haltet ein! Lassen wir es nicht zu einem Missverständnis kommen!“
    Der Großmeister hatte die Hand mit dem ausgestreckten Finger inzwischen gesenkt. Aber das magische Pergament an Rajins Brust schien zu brennen. Ein höllischer Schmerz erfasste den Prinzen in der Herzgegend, wo sich alles in ihm zusammenkrampfte. Für ein paar Augenblicke war Rajin unfähig, etwas zu sagen. Er konnte nicht einmal mehr atmen. Es war, als ob jemand seinen Brustkorb zusammenschnürte.
    Der Großmeister hob die Hände, wie jemand, der demonstrieren wollte, dass er keine bösen Absichten hatte. „Der Schmerz, den Ihr empfindet, habe nicht ich verursacht, Prinz Rajin“, erklärte er. „Er kommt aus Euch selbst. Und nur Ihr könnt die Wunde schließen, die in Eurer Seele klafft.“
    Die Stimme Komrodors hatte auf einmal einen sehr warmen, dunklen Klang. Er sprach bestes Drachenisch, so als wäre er von klein auf an dieses Idiom gewöhnt.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis sich Rajin einigermaßen erholt hatte und wieder in der Lage war, etwas zu sagen.
    „Was hat dieser magusische Katzenhund Euch angetan?“, knurrte Ganjon.
    „Gar nichts“, ächzte Rajin. „Es ist so, wie er sagt. Der Schmerz ist in mir. Er war dort die ganze Zeit, und unser Gastgeber hat nichts anderes getan, als ein bisschen davon freizusetzen.“ Rajin atmete tief durch und richtete den Blick wieder auf den Großmeister. Er war der Einzige unter den anwesenden Magiern, dessen Augen permanent von dem charakteristischen Leuchten erfüllt waren, von dem man sich erzählte, dass es eigentlich nur im Moment der Freisetzung sehr großer magischer Potentiale zu sehen war.
    Bei dem Gedanken daran, was dies im Hinblick auf Großmeister Komrodor bedeutete, konnte Rajin nur schaudern. In ihm wirkten offenbar ständig magische Kräfte von einem Ausmaß, die Rajin sie sich nicht einmal vorzustellen vermochte.
    Komrodor streckte die Hand aus. „Gebt mir das Pergament“, forderte er. „Es wird Euch nicht entlasten, Prinz Rajin. Aber vielleicht finde ich eine Möglichkeit, Euch zu helfen.“
    Rajin zögerte. Dann griff er schließlich doch unter das Wams und holte das Pergament hervor. Ein schmerzhaftes Kribbeln durchlief dabei seine Hand und den gesamten Arm bis zur Schulter, und von dort aus strahlte der Schmerz noch in die gesamte Körperhälfte aus.
    Was habt Ihr nur damit getan, Magier?, ging es Rajin durch den Kopf – offenbar derart intensiv, dass Komrodor seine Gedanken mitbekam.
    „Nichts, was nicht in Eurem Sinn wäre, Prinz Rajin“, sagte der Großmeister.
    Während Rajin das Pergament an Komrodor übergab, hörte es auf zu leuchten.
    Komrodor entrollte es. Dort, wo bisher Farben und Formen durcheinander geflossen waren und sich manchmal die Gestalten Nyas und Kojans gezeigt hatten, stieg Rauch auf, bildete einen Wirbel, ähnlich wie bei einem Schattenpfadgänger, der sich gerade entstofflichte. Die Rauch zog sich in die Länge und stieg empor, direkt auf das gewaltige Kuppeldach zu, das den Dom des

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