DRACHENERDE - Die Trilogie
Kraft eines Prinzen aus dem Hause Barajans auf eine Weise auf die Probe zu stellen, wie auch der widerspenstigste Drache es nicht vermag …“
Daraufhin bestieg der Lord Drachenmeister die kaiserliche Gondel, und nur Augenblicke später wurden die Befehle zum Aufbruch gegeben. Sharanzinôn erhob sich mit einem erleichterten Brüllen und einem Schwall heißer schwefelhaltiger Luft in die Höhe. Die Seile strafften sich, und mit einem unsanften Ruck, der für den Start der kaiserlichen Drachengondel eigentlich eher untypisch war, hob sie vom Boden ab.
Katagi aber stand da und sah seiner Kriegsdrachen-Armada zu, wie sie sich allmählich entfernte. Die Hand mit den Drachenringen krampfte sich zu einer Faust zusammen. Er schalt sich einen Narren, schließlich waren seine Drachenheere im Begriff, einen Großteil der bekannten Welt zu erobern – aber trotzdem hatte er das tief empfundene Gefühl, dass seine Herrschaft auf tönernen Füßen stand.
Das Licht von Fackeln erhellte das düstere Gewölbe tief unter dem Dom des Großmeisters.
Aber an diesen Fackeln brannte kein gewöhnliches Feuer. Es war kalt, und das Pech an den Fackeln brannte nicht. Die Zuckungen der Flammen richteten sich nicht nach dem Luftzug, sondern folgten ihrem eigenen, abgehackten Rhythmus, dessen geheimes Muster Rajin bisher nicht hatte erfassen können.
Drei Tage weilten Rajin und seine Getreuen nun schon in Magussa, und in all dieser Zeit hatten sie den Dom nicht ein einziges Mal verlassen. Nun hatte Großmeister Komrodor verkündet, dass alles vorbereitet sei, um den Schlüssel des Geistes zu schmieden, mit dessen Hilfe Rajin die Kraft der Leuchtenden Steine in sich aufnehmen sollte. So hatte Komrodor den Prinzen mit sich genommen und ihn in die Katakomben unter dem Dom geführt.
Liisho hatte ursprünglich darauf bestanden, seinen Zögling zu begleiten. Aber da war er am Widerstand des Großmeisters gescheitert. „Auch wenn Ihr Euren Geist vor mir zu verschließen versucht, so weiß ich doch, dass Ihr bereits einmal im Land der Leuchtenden Steine gewesen und an dem gescheitert seid, was Prinz Rajin jetzt versuchen will. Die Wunde in Eurer Seele ist zu tief, als dass Ihr sie wirklich vor mir verbergen könntet. Ich aber will nicht, dass Prinz Rajin dieselben Fehler macht, die für Euer Scheitern verantwortlich waren. So lasst mich mit ihm alleion. Ich denke, Ihr wisst in Eurem tiefsten Inneren, dass uns beiden damit am meisten gedient ist.“
Nun stand Rajin vor einem Block aus einem Gestein, der den Prinzen stark an den Block aus Drachenbasalt erinnerte, der sich in den Kellern von Burg Sukara befand und den zu zerschlagen er sich vergeblich bemüht hatte. Er versuchte mithilfe seiner inneren Kraft zu erfassen, ob auch in diesem Block noch irgendwelche Reste von Drachenseelen eingeschmolzen waren, und er wurde fündig.
Der Großmeister hatte ihn genau beobachtet. Ein Lächeln flog über seine Lippen, als er bemerkte, dass Rajin die Natur des Gesteins erkannt hatte.
„Es ist tatsächlich Drachenbasalt“, erklärte der Großmeister.
„Aber ich dachte, Ihr Magier habt auf Drachenseelen keinen Einfluss mehr, seit mein Vorfahre Barajan jenen Bann über Euch aussprach!“
„Das ist wahr. Aber ein Schlüssel des Geistes lässt sich nur schmieden, wenn auch ein Element dabei ist, das nicht berechenbar ist. Etwas, das selbst wir Magier nicht zu kontrollieren vermögen.“
„Drachenseelen …“
„Oder das, was von ihnen nach der Katastrophe am Ende des Ersten Äons übrig blieb und sich nun in diesem Stein befindet“, stimmte Komrodor zu. „Ihr seht, in gewisser Weise hat uns Euer Vorfahre Barajan mit seiner Tat sogar einen Gefallen getan, denn was sollten wir sonst anstelle von Drachenseelenresten benutzen, um einen Schlüssel des Geistes zu schmieden? Es gibt wohl kaum noch etwas anderes, dass sich in auch nur annähernd ähnlicher Weise dem Einfluss unserer Kräfte entzieht.“
„Ihr Magier scheint in dieser Sache immer noch nachtragend zu sein“, stellte Rajin fest.
„Ihr meint den Bann des Barajan?“
„Genau.“
„Niemand erinnert sich gern einer Niederlage, auch wenn sie ein Äon oder länger zurückliegt. Das ist auch bei Euresgleichen nicht anders.“
„Mag sein.“
„Vielleicht kommt eines Tages eine Zeit, da die Herrschaft über die Drachen an die Magier zurückfällt, womit sie in wahrlich besseren Händen läge, als es zurzeit der Fall ist. Aber im Moment stehen wir vor dem Problem, dass es
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