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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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vielleicht bald schon niemand mehr über die Drachen herrschen könnten.“
    „Ein erschreckende Gedanke …“
    „Ihr wisst dies hoffentlich zu verhindern, Prinz Rajin.“
    In den Block aus Drachenbasalt war die Form eines etwa ellenlangen Schlüssels eingelassen. Der Großmeister hob die Hände über den Stein und begann Formeln in alt-magusischer Sprache vor sich hinzumurmeln. Die Augen des Magiers veränderten dabei ihre Farbe. Sie leuchteten zunächst grün, wie man es von ihnen die meiste Zeit über gewohnt war, dann wurden sie blau und anschließend rot wie der Blutmond am Abendhimmel.
    Ein Zittern durchlief den Großmeister. Er sprach plötzlich mit einer um zwei Oktaven abgesenkten Stimme, sodass seine Worte zu einem sehr dunklen, tiefen Murmeln wurden.
    Innerhalb der Schlüsselform trat glühendes Metall aus dem Drachenbasalt und füllte sie wenige Augenblicke später völlig aus. Grünliche Flammen schlugen zischend aus diesem Metall empor.
    Der Großmeister beendete sein Gemurmel aus Formeln und Sprüchen. Seine Augen passten sich in ihrer Färbung dem glühenden Metall an. Er umrundete den Block aus Drachenbasalt und sah Rajin an. „Damit es gelingen kann, fehlt noch etwas, Prinz.“
    „Was sollte das sein?“
    „Ihr wisst es längst.“
    „Es tut mir leid, Großmeister!“
    „Bringt ein Opfer, Prinz Rajin!“ Großmeister Komrodor hob die Hand und deutete auf Rajins Herzgegend, so wie er es schon einmal getan hatte. Wieder fuhr ein grün leuchtender Blitz aus seiner Fingerspitze und traf Rajin genau dort, wo er das magische Pergament unter seiner Kleidung trug.
    Rajin schluckte. „Was wollt Ihr damit?“
    „Es muss in den Schlüssel des Geistes hineingegeben werden und darin verschmelzen.“
    „Ich werde damit die einzige Verbindung zu Nya und Kojan verlieren, die ich habe!“
    „Andernfalls verliert Ihr jede Möglichkeit, sie jemals zu retten. Erscheint Euch das wirklich als die bessere Alternative?“ Großmeister Komrodor streckte die Hand aus – so wie er es ebenfalls schon einmal getan hatte. „Zeigt den Mut, der notwendig ist, Prinz Rajin! Wenn Ihr Euch zu diesem Schritt nicht durchzuringen vermögt, ist jeder weitere sinnlos, und Ihr könnt Euch die Reise ins Land der Leuchtenden Steine von Ktabor sparen!“
    Rajin zögerte. Sein Instinkt sagte ihm, dass Komrodor die Wahrheit sprach. Und doch fiel es ihm schwer, das Pergament abzugeben. Er holte es unter seinem Wams hervor und war schon im Begriff, es Komrodor auszuhändigen, da zögerte er erneut. „Ich möchte es noch einmal entrollen und mir ansehen.“
    „Wenn Ihr das tut, ist alles verloren. Ihr würdet Euch aus dem Bann nicht mehr befreien können – glaubt mir. Ihr wärt nicht der Erste, dessen Reise nach Ktabor bereits in einem so frühen Stadium endete.“
    Rajin starrte auf das zusammengerollte Pergament. Er dachte an Nya und ihr verzweifeltes Gesicht. Er versuchte sich an den Ausdruck ihrer Augen zu erinnern, als sie sich das letzte Mal von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hatten, aber die Erinnerung schien in diesem Moment einfach zu zerfließen, löste sich in Nichts auf, und er hatte das Gefühl, dass sein Kopf vollkommen leer war.
    Er gab sich einen Ruck und reichte dem Großmeister das Pergament. „So sei es“, flüsterte er, aber in dem Moment, als er das Pergament aushändigte, erfasste ihn ein furchtbarer, krampfartiger Schmerz, der noch schlimmer wurde, als Komrodor das magische Artefakt in den glühenden Schlüssel des Geistes gab.
    Innerhalb eines Augenaufschlags war nichts mehr davon übrig. Grüne Flammen loderten kurz auf, dann waren die verkohlten Reste im Inneren des flüssigen, glühenden Metalls verschwunden.
    Der Schlüssel erkaltete innerhalb eines einzigen Augenblicks. Er erstarrte in seiner Form und leuchtete zunächst messingfarben, bevor er dann einen grünlichen Belag ansetzte, so als wäre er bereits vor vielen Jahren geschmiedet worden und hätte danach jahrelang auf irgendeinem Speicher herumgelegen.
    „Nehmt ihn Euch!“, forderte Großmeister Komrodor den jungen Prinzen auf. „Dieser Schlüssel des Geistes ist Euer – und er entfaltet auch nur bei Euch seine Wirkung.“
    Rajin griff zögernd danach. Als seine Finger den Schlüssel umschlossen, durchströmte ihn ein Gefühl geistiger Klarheit, das er zuvor noch nie empfunden hatte. Das verworrene Geflecht des Schicksals und seiner Bestimmung erschien ihm für einen kurzen Moment völlig entwirrt und klar vor ihm zu liegen.

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