DRACHENERDE - Die Trilogie
Aber diese Empfindung währte nur wenige Augenblicke.
Großmeister Komrodor machte plötzlich einen sehr abwesenden Eindruck. Sein Kopf bewegte sich ruckartig, so als hätte er irgendetwas gehört, was nur seinen magischen Sinnen zugänglich war.
„Was getan werden musste, wurde getan!“, sagte er schließlich. „Aber ich erfahre gerade, dass eine Situation eingetreten ist, die uns alle mit Sorge erfüllen sollte.“
„Was ist geschehen?“, fragte Rajin, der sich den Schlüssel des Geistes hinter den Gürtel steckte.
Die Züge des Großmeisters von Magus verfinsterten sich, und seine Augen leuchteten mit einer Intensität, die es unmöglich machte, ihn direkt anzusehen.
„Eine Kriegsdrachen-Armada nähert sich Magussa!“, ließ Komrodor den Prinzen über seine Gedankenstimme an dem Teil haben, was ihm gerade durch den Kopf ging. „Wir werden uns eines Angriffs erwehren müssen – und das viel früher, als ich es für möglich hielt!“
Großmeister Komrodor rief in aller Eile das Kollegium der Hochmeister an der fünfeckigen Tafel zusammen und außerdem alle derzeit zur Verteidigung von Magussa zur Verfügung stehenden Schattenpfadgänger. Auch Rajin und sein gesamtes Gefolge wurden hinzugerufen, sowie die bedeutendsten in der Stadt residierenden Magier.
„Eine gewaltige Drachen-Armada nähert sich Magussa“, erklärte Komrodor. „Die Tatsache, dass sie so spät entdeckt wurde, ist dadurch begründet, dass niemand derzeit mit einem Angriff des amtierenden Drachenkaisers Katagi gerechnet hat. Schließlich haben die Drachenier bereits an zwei Fronten zu kämpfen, und wie man so hört, sind ihre diplomatischen Bemühungen nicht gerade erfolgreich, den Krieg mit dem Seereich zumindest zu unterbrechen, sodass sie wieder mit Stockseemammut für die Futtertröge der Drachenpferche beliefert würden. Aber was immer sie auch im Schilde führen – sie sind nun einmal da, und wir werden uns auf diesen Angriff so gut es geht einstellen müssen!“
„Die Zahl unserer Schattenpfadgänger ist nicht groß“, gab ein verhältnismäßig junger Magier aus der Runde der Hochmeister zu bedenken. Er sah höchstens aus wie ein fünfzehn- oder sechzehnjähriger Menschenjunge, aber das Alter eines Magiers ließ sich mit dem eines Menschen schwer vergleichen. „Wird sie ausreichen, um uns zu schützen?“
„Ich habe die geringe Zahl von Schattenpfadgängern seit langem bemängelt“, erklärte Komrodor. „Aber andererseits gestaltet es sich schwierig, genügend Magier für diese Aufgabe zu finden, was angesichts ihrer reduzierten Lebenspanne durchaus verstehen kann. Doch ganz gleich, welche Schritte wir in dieser Hinsicht in Zukunft unternehmen werden, auf die Schnelle lassen sich mehr Schattenpfadgänger ohnehin nicht ausbilden. Das ist eine langfristige Strategie, die erst in ein paar Jahren überhaupt greifen und ertragreiche Früchte bilden kann. Jetzt werden wir uns mit der Situation wohl oder übel arrangieren müssen.“
Rajin wandte sich an Liisho und flüsterte ihm zu: „Ich werde anbieten, dass wir die Stadt verlassen. Und zwar sofort. Die Drachenier kommen doch garantiert nur unseretwegen.“
„Sie würden uns auf dem Weg Richtung Ktabor mit Leichtigkeit abfangen können“, gab Liisho zu bedenken.
„Aber die Stadt bliebe vielleicht verschont.“
„Glaubst du das wirklich?“ Liisho schüttelte den Kopf. „Etwas besser solltest du deinen Kontrahenten durchaus kennen, Rajin.“
In diesem Augenblick trat Abrynos vor, und da es offenbar völlig unüblich war, dass sich ein Schattenpfadgänger zu Wort meldete, drehten sich alle anwesenden Hochmeister nach ihm um.
„Die Schattenpfadgänger sind bereit, gegen den Feind zu ziehen!“, verkündete er.
„Gut, so tut dies jetzt!“, gab Komrodor seinen Befehl.
Die Schattenpfadgänger wurden bereits im nächsten Augenblick zu Rauchsäulen, die sich innerhalb von wenigen Herzschlägen völlig verflüchteten.
Nur einer von ihnen tauchte nur ganz kurze Zeit später wieder auf. Er verstofflichte mitten auf der Fünfecksteinplatte, die die Tafel der fünf mal fünf magischen Hochmeister bildete.
Mit einem Schrei auf den Lippen stand Abrynos aus Lasapur plötzlich da, nicht einmal einen halben Schritt von seinem völlig verdutzten Großmeister entfernt und das Schwert in beiden Händen hoch erhoben.
Die Klinge glühte grell auf, dann ließ Abrynos die Waffe nach unten sausen und spaltete damit den Kopf Komrodors.
„Eine Klinge, deren Metall aus
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