DRACHENERDE - Die Trilogie
Einfluss, unter dem die Drachen im Moment standen, die kaiserliche Gondel vielleicht nicht treffen konnte, solange diese sich weit genug vom Geschehen fern hielt.
Aber das war ein Irrtum – ebenso wie Tarejos Spekulationen über die Ursachen für den Ungehorsam der Drachen.
Da die Drachen weiterhin voller Zerstörungswut über die Magier herfielen und in der Stadt keinen Stein auf dem anderen ließen, schied schließlich auch nach Tarejos Dafürhalten eine Manipulation durch die Magier als Ursache aus. So war eigentlich nur noch ein Grund denkbar für den Aufstand der Drachen gegen ihre Herren, ein Ereignis, von dem in alten Legenden und Weissagungen berichtet wurde – aber auch in den Geschichten der Straßensänger, die Kaiser Katagi deshalb schon zeitweilig hatte verbieten lassen.
Der Urdrache Yyuum!, ging es dem Lord Drachenmeister voller Schaudern durch den Kopf. Wahrscheinlich war er die Ursache allen Übels. Schließlich wurde mit seinem Erwachen schon seit langem gerechnet, und verdächtige Erdzeichen hatte es in letzter Zeit wahrlich genug gegeben.
Wut erfasste Tarejo. Aber diese Wut richtete sich nicht gegen den Urdrachen Yyuum, denn das wäre vollkommen sinnlos gewesen – fast so töricht, als hätte er seine Wut gegen irgendeine Naturgewalt gerichtet. Der Sonne oder dem Wind zu zürnen war schließlich nichts anderes als eine fruchtlose Narretei.
Nein, der Lord Drachenmeister zürnte in diesem Moment seinem Kaiser. Hatte er nicht die Drachenringe an seinen Fingern, die die Herrschaft der Drachenier über das Drachengetier garantieren sollten? Aber ausgerechnet bei diesem Feldzug seiner Drachen-Armada, der sie so weit fort vom gewohnten Einflussbereich des Kaiserthrons in Drakor geführt hatte, war Kaiser Katagi nicht bei seinem Drachenheer.
Der Gedanke, dass der Kaiser vielleicht irgendeine Ahnung von dem gehabt hatte, was sich gerade tatsächlich ereignete, ließ Lord Drachenmeister Tarejo nicht mehr los. Katagi hatte um die Gefahr gewusst und sich selbst dem Risiko entzogen, erkannte er. Oder aber er hatte gerade dadurch die Niederlage seiner Drachen-Armada erst herbeigeführt, dass er sie auf diese Reise nicht begleitet hatte …
Sharanzinôn hatte die Klippen erreicht und flog eine schwungvolle Kurve, sodass die kaiserliche Drachengondel mit voller Wucht gegen die Felsen prallte und dort zerschellte. Das Rauschen des Meeres und der Lärm der marodierenden Drachen verschluckten jeden Todesschrei.
Dann flog der Drache weiter, während die Reste der Gondel noch an den Halteseilen an ihm herabhingen. Sharanzinôn neigte das Drachenhaupt und verdrehte den im Vergleich zu seinem massigen Körper recht schlanken Hals, dass er eines der Seile mit seinem Maul erreichen konnte und biss es durch.
„Eine Botschaft für Euch!“, meldete Guando, der gegenwärtige Persönliche Adjutant des Kaisers.
Es hatte sich mittlerweile herumgesprochen, dass man in dieser Position kein besonders hohes Alter erreichte, denn Katagi war in den letzten Jahren immer misstrauischer geworden, und ganz besonders misstraute er den Menschen in seiner direkten Umgebung.
Die letzten zwölf Persönlichen Adjutanten hatten ihr Leben in den Folterkellern des Lord Drachenmeisters ausgehaucht und Beteiligungen an den absurdesten Verschwörungen gestanden, nachdem ihnen die dort übliche Behandlung zuteil geworden war.
Aber es war besser, fünf Unschuldige zu töten, als einen Verschwörer davonkommen zu lassen. Das war Katagis Devise schon von Beginn seiner Regentschaft an gewesen. Sie hatte ihm Leben und Herrschaft über all die Jahre hinweg gesichert, also gab es keinen Grund, an ihr auch nur eine Kleinigkeit zu ändern.
Allerdings hatte dies dazu geführt, dass sich immer weniger junge Adelige aus den höher gestellten Samurai-Häusern für die Position des Persönlichen Adjutanten beworben hatten und Katagi bisweilen auch schon gezwungen gewesen war, weniger geeignete Bewerber zu akzeptieren.
Auch Guando Ko Sun hatte Katagi nur notgedrungen als Adjutanten akzeptiert, denn er kam wie so viele andere Günstlinge und Postenträger, die derzeit seine Umgebung suchten, aus dem Hause Sun. Zwar war dessen Aufstieg mit dem Katagis eng verknüpft, sodass nicht damit zu rechnen war, dass irgendjemand aus den Reihen dieser Familie, die er mit diversen Posten in der Armee, der Verwaltung oder am Hof bedacht hatte, ihn in nächster Zeit die Gefolgschaft aufkündigen würde. Jedem im Hause Sun war zweifellos bewusst, dass ein
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