DRACHENERDE - Die Trilogie
„… die nicht mehr menschlich sind.“ Er hob die zu Metall gewordene Hand mit dem damit verschmolzenen Schlüssel des Geistes und hielt diesen in Koraxxons Richtung. Ghuurrhaan gehorchte längst wieder gut genug, sodass Rajin nicht ständig mit dem Artefakt den Drachen berühren musste. Der Einfluss, unter dem die Drachen der Kriegs-Armada gestanden hatten und der auch bei Ayyaam und Ghuurrhaan spürbar gewesen war, war deutlich schwächer geworden, je weiter sie ins Landesinnere vordrangen. Ob das etwas miteinander zu tun hatte, darüber wagte Rajin keine Vermutung.
Gegen Abend erreichten sie die ersten Ausläufer des nördlichen Arms der zentralmagusischen Höhenzüge. Die Gipfel waren teilweise von Schnee und Eis bedeckt. In dieser Gegend lebte kaum noch jemand.
Sie suchten sich einen sicheren Lagerplatz für die Nacht. Als sie später am Feuer saßen, holte Liisho eine der Karten hervor, die sie aus Sukara mitgenommen hatten.
„Jenseits des Höhenzuges beginnt bereits der Einfluss der Leuchtenden Steine“, erklärte der Weise. „Das ganze Land zwischen dem nördlichen und dem südlichen Arm der zentralmagusischen Höhenzüge kann man zum Land der Leuchtenden Steine zählen. Und das Zentrum von alledem bildet zweifellos die Stadt Ktabor, wo die Meister des Geistes leben.“
„Was ist so besonders an diesen Meistern?“, fragte Rajin. „Und was unterscheidet sie von anderen Magiern?“
„In erster Linie, dass sie ein besonderes Geschick im Umgang mit der Kraft haben, die in den Leuchtenden Steinen wohnt“, sagte Liisho. „Und sie sind in der Lage, deren Strahlung auszuhalten, ohne wahnsinnig zu werden oder zu sterben. Aber beides hängt wohl irgendwie miteinander zusammen.“
„Es wäre schön, wenn du mir noch etwas mehr sagen könntest, bevor wir den inneren Bereich des Landes der Leuchtenden Steine erreichen“, sagte Rajin nach einigem Zögern, denn es war ja nicht das erste Mal, dass er seinen Mentor vergeblich auf dessen eigene Erlebnisse dort ansprach.
Liisho starrte gedankenverloren in das Lagerfeuer. Der weiche Schein der Flammen ließ unruhige Schatten in seinem Gesicht tanzen. „Ich fürchte, diesmal werde ich dir einfach nicht helfen können, Rajin. Wenn ich dir über meine eigenen Erlebnisse berichte, wird dir dies nichts nützen, denn das Land, das wir jetzt betreten, hat eine Reihe seltsamer Eigenschaften, unter anderem die, dass die Dinge, die man dort erlebt, nicht verallgemeinert werden können.“
„Was willst du damit sagen?“
„Du wirst es schon in den nächsten Tagen selbst erleben, wenn deine Leute behaupten, etwas zu sehen, was deiner Ansicht nach gar nicht existiert, oder umgekehrt du etwas siehst oder hörst, was nur für dich zu existierten scheint. Manchmal wirst du zusammen mit den anderen dastehen, und ihr werdet euch nicht darüber einigen können, welche Farbe ein Tier oder eine Pflanze hat, weil jeder von euch etwas anderes sieht.“
„Das klingt nach etwas, das mit dem Wahnsinn verwandt sein muss.“
Liisho nickte. „Da sagst du ein wahres Wort. Genau damit hat es zu tun. Du hast mich gefragt, was die Meister des Geistes unter allen anderen Magiern auszeichnet. Wahrscheinlich kann man es einfach dahingehend zusammenfassen, dass sie sehr viel weniger anfällig für den Wahnsinn sind, der ansonsten fast alle Geschöpfe früher oder später trifft, die in dieses Land eindringen.“
„Auch du wolltest dir die Kraft der Leuchtenden Steine zunutze machen“, sagte Rajin vorsichtig. Er war mit den Auskünften, die Liisho ihm bisher gegeben hatte, noch längst nicht zufrieden. „Aus welchem Grund?“
Liisho zögerte, doch schließlich begann er: „Ich war damals noch ein sehr junger Mann. Und wahrscheinlich trieb mich damals einerseits die Suche nach Erkenntnis, andererseits aber auch pure Eitelkeit. Und ich habe seinerzeit meine eigenen Kräfte und Möglichkeiten schlichtweg überschätzt. Ich war in Ktabor und habe von den Meistern des Geistes verlangt, sie möchten mir dabei helfen, diese besondere Kraft der Leuchtenden Steine in mich aufzunehmen.“
„Was haben sie geantwortet?“, fragte Rajin. Es war unübersehbar, dass es Liisho sehr schwer fiel, über diese Dinge zu sprechen.
„Sie haben mich gewarnt“, antwortete der Weise leise. „Heute heißt man mich den Weisen Liisho – damals hätte man mich gut und gerne Liisho den Toren nennen können und hätte keineswegs übertrieben.“
„Was geschah dann?“
„Ich habe versucht,
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