DRACHENERDE - Die Trilogie
grellgelber Strahl trat aus den Mäulern von Ayyaam und Ghuurrhaan und versengte den viel größeren Gondeldrachen schmerzhaft.
Dieser brüllte auf, wich zurück und riss dabei eine der Mauern mit den kunstvollen Mosaiken ein, die sich zuvor bereits merklich verändert hatten. Für den Betrachter entstand dabei der Eindruck, als würden die zahllosen dargestellten Gestalten zu fliehen versuchen. Ihre Augen weiteten sich vor Angst, bevor das Gemäuer von dem riesigen Gondeldrachen zerstört wurde.
Der Koloss schreckte vor dem Feuer zurück, während Ayyaam und Ghuurrhaan unter heftigem Flügelschlag vom Boden abhoben.
Der Feuerstoß, der aus dem Maul des taumelnden Gondeldrachen drang, war schwach und verfehlte außerdem die beiden anderen Drachen. Ein schier unerträglicher Schwefelgeruch hing in der Luft und raubte Rajin und seinen Getreuen beinahe den Atem.
Dann strebten die beiden ehemaligen Wilddrachen hinauf zum Kuppeldach und flogen ins Freie.
Überall in Magussa waren die Drachen zu blindwütigen Berserkern geworden, bar jeder Kontrolle durch ihre Reiter. Manchmal wurden diese auf dem Rücken der Tiere noch geduldet, in anderen Fällen entledigten sich die wild gewordenen Giganten ihrer Herren durch Schwanzschläge oder Drachenfeuer. Gondeldrachen zerbissen die Halteseile ihrer Gondeln, sodass diese mitsamt ihren Schützen in die Tiefe fielen. Wer durch den Aufprall nicht getötet wurde, der wurde durch die bis dahin in der Luft schwebenden Gesteinsbrocken erschlagen, die in die engen Gassen des inneren Burghofs herabregneten.
Einige der rebellierenden Drachen waren dort bereits gelandet und zogen voller Zerstörungslust daher. Die herabfallenden Felsbrocken machten sie nur wütender – sofern das Gestein bei der direkten Berührung überhaupt noch genug Substanz besaß, um ihnen schaden zu können, denn die seit dem Bann Barajans bestehende Gefeitheit der Drachen vor der Beeinflussung durch Magier sorgte dafür, dass sich die Brocken zum Teil entstofflichten, bevor sie die Drachen trafen.
Der Krieg, den die Giganten für das Drachenland und seinen Herrscher Katagi führen sollten, war den urtümlichen Kreaturen vollkommen gleichgültig geworden. Sie töteten ihre eigenen Herren mit dem gleichen Vergnügen wie jeden Magier, Veränderten oder drachenischen Fußsoldaten, der ihnen zu nahe kam. Drachengondeln wurden durch gewaltige Schwanzschläge zerstört oder durch einen Feuerstoß in Brand gesetzt, bevor man sie in die Tiefe stürzen ließ. Manchmal versengten sich in ihrem Wahn gegenseitig, woraufhin untereinander Kämpfe von äußerster Brutalität ausbrachen. Ineinander verkrallt stürzten sie vom Himmel, begruben ganze Häuser unter sich und zerstörten in ihrem grenzenlosen Hass und ihrer völlig zügellos gewordenen Wut alles, was in ihre Nähe geriet.
Es schien fast so, als würde sich der äonenlang aufgestaute Zorn über die Versklavung der eigenen Art in einem Inferno der Gewalt Bahn brechen. Die Magier waren schließlich die ersten Herren jener Kreaturen gewesen, die die Welt zuerst in Besitz genommen hatten und daher doch eigentlich ein gewisses Vorrecht hatten.
Aber gegen die Drachenier gingen sie nicht minder heftig vor. Die Schreie drachenischer Schützen, die mitsamt ihrer Gondel in die Tiefe stürzten und bereits in den Klippen unmittelbar vor der Stadt jämmerlich zerschellten, mischten sich mit dem wilden Drachengebrüll und den panischen Schreien der Bewohner, die völlig verängstigt durch die Straßen Magussas irrten und sich in Sicherheit zu bringen versuchten. Für Magier wie für Veränderte und alle anderen Bewohner galt das gleichermaßen. Die Magier unter ihnen wussten, dass sie die Drachen in keiner Weise beeinflussen konnten. Bei jeder anderen Kreatur wäre das ein Leichtes gewesen, aber ausgerechnet bei diesen verhinderte dies ein jahrtausenderalter Bann.
Obgleich die Kriegsdrachen-Armada zweifellos Magussa angesteuert hatte, um ihn, den letzten Erben des Hauses Barajan, zu töten, und die plötzlich ausgebrochene Drachenwut ihm wahrscheinlich das Leben rettete, war der Prinz zutiefst entsetzt über das, was sich vor seinen Augen abspielte.
Vielleicht war sogar schon seine Reise ins Land der Leuchtenden Steine sinnlos geworden, da sich die Drachen endgültig zu erheben schienen und ihre Knechtschaft abgeschüttelt hatten.
Zumindest bei den Drachen der Armada war dies der Fall – ob es in gleicher Weise auch für alle anderen Drachen Drachenias galt,
Weitere Kostenlose Bücher