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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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glichen eher ausgedehnte Landsitzen und Güter, die von Feldern mit absonderlichen Pflanzen umgeben waren, darunter riesenhafte Blumen, aus deren Kelchen ein Chor von Stimmen drang.
    „Das sind die singenden Blumen“, sagte Koraxxon an Rajin gerichtet. „Ich habe davon gehört, aber weder in Capana, Magussa oder wo sonst auch immer ich in Magus war, bekam ich welche zu sehen. Angeblich ist nur in ganz bestimmten Gegenden der Boden gut genug, um sie züchten zu können.“
    „Wahrscheinlich kann man mithilfe magischer Beeinflussung die absonderlichsten Züchtungen hervorbringen“, sagte Rajin. „Aber noch frage ich mich, welchen Sinn es hat, singende Blumen von der Größe einer winterländischen Riesenschneeratte wachsen zu lassen!“
    „Abgesehen davon, dass sich aus diesen Pflanzen allerlei nützliche Essenzen gewinnen lassen, geschieht es wohl vorwiegend deshalb, um sich die Langeweile zu vertreiben“, erklärte Koraxxon. „Und manche Magier sehen in der Zusammenstellung eines bestimmten Blumenchors auch eine Art Kunst. So ein Feld will wohl komponiert sein.“ Koraxxon setzte zwar die Höhe noch immer zu, aber für die singenden Blumen war er offenbar bereit, sich zu überwinden; er schaute immer wieder in die Tiefe, solange die Felder mit den eigenartigen Pflanzen unter ihnen dahinzogen. Dabei lauschte er angestrengt und sehr aufmerksam den verschiedenen Blumenchören, die von Feld zu Feld deutlich variierten. Er wandte sich noch einmal an Rajin und meinte: „Wie ich schon erwähnte, ich sehe solche Felder heute zum ersten Mal, obgleich ich schon viel davon gehört habe. Jetzt, so muss ich ehrlicherweise zugeben, bin ich etwas enttäuscht.“
    „Weshalb?“
    „Nun, vielleicht ist die Fantasie einfach größer als jedes Wunder. Ich habe mehr erwartet und kann nicht einmal genau sagen, was.“
    Da mischte sich der Ninja Andong mit einer wie üblich recht sarkastischen Bemerkung ein. „Eigentlich gehören weder Kunstsinn noch Fantasie zu den Eigenschaften, die man Dreiarmigen für gewöhnlich nachsagt.“ Der Tonfall, in dem er dies sagte, war allerdings weitaus weniger scharf, als man es von seinen sonstigen Äußerungen Koraxxons gegenüber gewöhnt war.
    „Vielleicht bin ich eine Ausnahme“, erwiderte Koraxxon.
    „Oder missratener, als du gedacht hast!“
    „Ja, auch das könnte sein“, stimmte Koraxxon zu, der durch nichts zu erkennen gab, dass er sich durch Andongs Bemerkung provoziert fühlte.
    „Nach der Zerstörung Magussas und der Ermordung des Großmeisters sind deine Chancen, dass du von deiner Missratenheit heilen wirst, mehr als gering geworden.“
    Der Dreiarmige nickte. „Das ist leider wahr, Andong. Obwohl …“
    „Obwohl was?“
    „Möglicherweise ist der Zustand der Missratenheit genau das, was mir bestimmt ist. Ein Zustand, an dem ich nichts ändern sollte, weil er mich zu dem macht, was ich bin.“ Er verzog das lippenlose Maul und entblößte sein Raubtiergebiss, was vielleicht ein Lächeln imitieren sollte. Seine Augen wurden dabei schmal, und die Schuppenhaut in der Schläfengegend faltete sich auf eine Weise, die diesen Eindruck noch verstärkte. „Wenn man schon ansonsten nicht in der Lage ist, auf irgendeinem Gebiet etwas Herausragendes zu leisten oder gar schon von Geburt an das Glück hat, hervorgehoben zu sein, so kann man als Veränderter zumindest noch den Rang des am meisten Missratenen für sich in Anspruch nehmen.“
    „Es wird ja immer schlimmer mit dir!“, gab Andong zurück. „Ruhmsüchtig bist du also auch noch! Ist das nicht eigentlich auch eine Eigenschaft, die ein Dreiarmiger oder ein anderer Veränderter nicht haben sollte? Schließlich ist deine Brut doch dazu geschaffen worden, den Ruhm ihrer jeweiligen Herren zu vermehren.“
    „Ich gebe zu, den Grad meiner eigenen Missratenheit vielleicht noch nicht hinlänglich erkannt zu haben“, gestand Koraxxon. Er wandte sich an Rajin und fragte in einem sehr persönlichen, fast besorgten Tonfall: „Was glaubst du, wird aus deiner Hand?“
    Der Prinz hatte darüber zwar auch schon nachgedacht, aber immer versucht, jeden weitergehenden Gedanken daran zu unterdrücken. „Ich weiß es nicht“, murmelte er.
    „Wird sie jetzt auf ewig mit dem Schlüssel verschmolzen sein?“
    „Auch das weiß ich nicht – wie ich mir auch nicht erklären kann, wieso meine linke Hand plötzlich Eigenschaften hat, die …“ - flüsternd setzte Rajin seinen Satz fort, und sein Gesicht verdüsterte sich dabei -

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