DRACHENERDE - Die Trilogie
Drachen sonst wie lenken wollte.
Rajin dachte nach. War der Schlüssel der Weisheit nicht in ihm eingeschmolzen? Dann sollte es doch eigentlich keine Schwierigkeit darstellen, dass er ihm den Weg wies.
Sie trafen auf Scharen von Drachen, die sich anscheinend aus allen Teilen des Drachenlandes aufgemacht hatten, um zu dem erwachenden Urdrachen zu gelangen.
„Sie haben dasselbe Ziel wie wir!“, meinte Koraxxon. „Wie wär’s, wenn du ihnen einfach nachfliegst?“
„Im Prinzip keine schlechte Idee“, entgegnete Rajin. „Aber der Ort, an dem sich die Drachen treffen, die dem Ruf Yyuums folgen, muss nicht zwangsläufig auch jener sein, an dem ich den besten Zugang zu ihm finden kann.“
„Vergiss nicht, es geht in erster Linie um den dritten Drachenring“, erinnerte Ganjon den Dreiarmigen. „Und der kann tatsächlich überall versteckt sein.“
Zwischen den zerklüfteten Gebirgshängen kletterten ganze Horden von bis zu zwanzig Bergaffen herum, so behände, als würden sie sich vom Baum zu Baum hangeln. Rajin kam die Idee, dass ihm diese Affen vielleicht wertvolle Hinweise auf den Verbleib des Rings liefern könnten. Erstens hatte ja einer von ihnen den Ring einst gestohlen, und zweitens war anzunehmen, dass alle Bergaffen des mitteldrachenischen Gebirges unter der geistigen Herrschaft Yyuums standen. Aber diese Tiere waren in heller Panik. Aufgeschreckt liefen sie verwirrt in verschiedene Richtungen, verharrten aber jedes Mal wie erstarrt, wenn plötzlich die Felsen zu zittern begannen. Letzteres kam immer öfter vor. Risse von mehr als einer Meile durchzogen die Felswände und verzweigten sich in unzählige feine Verästelungen.
Zwischendurch waren Rajin und Liisho gezwungen, die Drachen landen und ausruhen zu lassen. Auch die Ninjas brauchten Schlaf. So kampierten sie des Nachts an Stellen, die geschützt schienen. Ganjon war der Meinung, dass man besser auf ein Lagerfeuer verzichten sollte, aber Rajin widersprach dem. „Es hält die Affen und was es sonst noch an Getier in diesen Bergen geben mag, von uns fern. Aber für die, die uns möglicherweise nachstellen, macht es keinen Unterschied, ob ein Feuer brennt oder nicht. Sie würden uns auch so finden.“
Danach irrten sie einige Tage lang in den Bergen herum. Sie landeten mal hier und mal dort, stießen mal auf eine Höhle, die Rajin vielversprechend erschien, weil er dort die Kräfte des dritten Drachenrings zu erspüren glaubte, was sich allerdings jedes Mal als Täuschung oder Trugschluss herausstellte, mal auf ein Rudel Einzahn-Berglöwen, die jedoch einen so verwirrten Eindruck machten, dass sie keine Gefahr darstellten und sofort Reißaus nahmen.
Schließlich erreichten sie die östliche Seite des mitteldrachenischen Gebirges, wo die Seng-Pa genannte Ebene zwischen den Flüssen Seng und Pa begann – ein kaum besiedeltes, von kleineren bewaldeten Gebieten unterbrochenes Ödland. Dort folgten sie einer Gruppe rebellierender Kriegsdrachen eine halbe Tagesreise weit in nordöstliche Richtung, weil sich Rajin auf einmal ganz sicher war, dass dort der Ring zu suchen sein musste.
Sie erreichten den Pyramidenberg – einen Berg, der annähernd die Form einer Pyramide hatte, auch wenn es Wind und Wetter und nicht die geschickten Hände eines Riesensteinmetzes waren, die ihm diese besondere Form gegeben hatten. Da er das Symbol eines Kultes von Sternenanbetern gewesen war, der sich vor der Verbreitung des Glaubens an den Unsichtbaren Gott großer Beliebtheit in Drachenia erfreut hatte, war der Pyramidenberg von der Priesterschaft in Ezkor zum verbotenem Gebiet erklärt worden und galt als Unglückszeichen. Kein Gebäude durfte seither in Drachenia ganz oder in Teilen der Form einer Pyramide ähneln, während der Pyramidenberg galt als Ort des Bösen, von dem man sich fernzuhalten hatte. Da sowohl Seng-Pa selbst als auch das mitteldrachenische Gebirge nahezu unbesiedelt waren, kam auch kaum jemand in die Versuchung, diesen Ort aufzusuchen, was aber die Straßensänger in den Städten nicht davon abhielt, sich immer schaurigere Märchen auszudenken, in deren Mittelpunkt der Pyramidenberg stand.
In der Ebene am Fuße des Pyramidenbergs lagerten abertausende von Drachen. Die meisten kauerten ruhig am Boden, manche im Zustand vollkommener Erschöpfung. Die Wappen an den Geschirren oder Sätteln, die einige noch trugen, zeigten, welch lange Strecke sie zurückgelegt hatten. Aus jedem Teil des Reiches waren sie gekommen, aus dem Zweifjordland ebenso wie
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