DRACHENERDE - Die Trilogie
Worte dröhnten durch die Kathedrale und hallten zwischen den mit Reliefs verzierten Wänden wider.
Aus dem Nichts zuckte ein Blitz. Und mit dem Knirschen gegeneinander schabender Steinplatten glitt der als Altar dienende Steinquader zur Seite. Eine finstere Öffnung entstand.
Abrynos schritt darauf zu und sah hinab. Er lächelte, murmelte eine Formel zur Selbstlevitation und schwebte in die Tiefe. Niemand sollte je erfahren, was er dort tat. Niemand würde es je verstehen, außer denjenigen, die zumindest eine vage Ahnung davon hatten, wie die kosmischen Tore in uralter Zeit funktioniert hatten.
Wenig später sah man einen Lichtbogen, der sich von der Kathedrale aus fast eine Meile weit über das Land spannte bis an eine Stelle, die seit langem bei den Bauern der Umgebung als verrufen und unheimlich galt. Ein riesiger schwarzer Felsblock ragte dort aus dem Erdreich hervor, dem allerlei wundersame Eigenschaften nachgesagt wurden. Aus dem Lichtbogen wurde ein Tor, und jenseits dieses Tores war das rote Glutreich zu sehen, und ein heißer Wind aus Schwefel wehte daraus hervor und fauchte über das Land.
Bisher hatten die Bauern steif und fest behauptet, dass die Macht des schwarzen Felsens ihre Tiere wachsen und ihre Herden wohlschmeckender Pferdeschafe sich mehren und gedeihen ließ, doch die Kirche von Ezkor verdammte dies als Aberglauben und Zweifel an der Allgewalt des Unsichtbaren Gottes. Und an diesem Tag schienen die Bauern für ihren Unglauben schwer von diesem Gott bestraft zu werden, denn im Umkreis mehrerer Meilen starb das Vieh an den heißen Dämpfen und viele der Bauern mit ihm. Selbst in der Stadt Kenda, die die Zitadelle umgab, waren Opfer zu beklagen. Nur in der Zitadelle selbst war man vor dem Unheil sicher, da die üblen Gase über den Boden krochen und kaum in die Luft emporstiegen.
Die Kreaturen, die anschließend das Tor durchschritten, ließen selbst die riesigen Lastdrachen in Kenda vor Angst aufschreien, und sofern auch bei ihnen schon der Geist der Rebellion um sich gegriffen hatte, ließ der Schrecken selbst ihren Zorn und ihre Wut erstarren.
Als Katagi mit seiner Drachengondel in Kenda eintraf, fand er eine Totenstadt vor, in der die Leichen der Erstickten in den Straßen lagen. Die Drachen, die es in der Stadt gegeben hatte, waren auf und davon. Von ihnen war ebenso wenig geblieben wie von dem übel riechenden Miasma, das die Menschen und alle anderen Haustiere getötet hatte. Das alles war offenbar so schnell gegangen, dass sich wohl nur Wenige mithilfe von Schiffen hatten retten können.
Während des Fluges über die Bucht von Drakor war Katagi eine Flotte bunt gemischter Dschunken aufgefallen, aber er hatte nicht gewusst, dass dies diejenigen gewesen waren, die sich noch aus Kenda hatten retten können. Die vielen Toten am Hafen und die Tatsache, dass einige der Dschunken halb seetüchtig gemacht worden waren, zeugten davon, wie schnell das Unheil über die Stadt hereingebrochen war.
Schon die Scharen von flüchtenden Drachen aus Kenda, die ihnen entgegengeflogen waren, hatten Katagi das Schlimmste befürchten lassen. Namenlose Furcht hatte sie fortgetrieben, und auch der Lastdrache, der Katagis Gondel hielt, sowie die Kriegsdrachen seiner Eskorte sträubten sich.
Abrynos verstofflichte neben dem fassungslos am Fenster seiner Gondel stehenden Katagi. Die Gondel schwebte gerade genau über der Zitadelle, sodass man einen Überblick über die gesamte Umgebung hatte. Katagi allerdings nahm die toten Pferdeschafe und ihre Hüter auf den Weiden überhaupt nicht zur Kenntnis. Ihn nahm der Anblick jener grauenerregenden Kreaturen völlig gefangen, die sich auf der Ebene unweit von Kenda versammelt hatten.
Ausgeburten der Hölle, durchfuhr es ihn. Geschöpfe, die niemals das Licht der Sonne und der fünf Monde hätten erblicken dürfen!
„Ich hoffe, Ihr seid zufrieden mit mir“ sagte Abrynos mit zynischem Unterton. Dass seine unterwürfige Redeweise reiner Spott war, entging dem Kaiser nicht. „Ich bedauere, dass Ihr zu spät kommt, um den herrlichen Blick des Lichtbogens zu genießen, der das kosmische Tor bildete. Aber ich konnte die Verbindung zum Glutreich nur für kurze Zeit aufrechterhalten, wie Ihr sicherlich verstehen werdet. Ihr seht ja, dass schon dieser kurze Moment ein paar kleinere Opfer gefordert hat, und es war nicht meine Absicht, die ganze Welt zu vergiften oder auch nur einen größeren Landstrich. Schließlich will ja niemand von uns zerstören, was er zu
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