DRACHENERDE - Die Trilogie
Trutzburgen, um sich vor Feinden zu schützen.
Aber gegen die Wassermenschen hätten Mauern und Palisaden ohnehin nichts genützt. Der Hafen Runborg auf der zum Seereich gehörenden Insel Runland war mit einer Steinmauer befestigt gewesen. Doch es hatte sich gezeigt, dass die Wassermenschen sogar Stein zerfließen lassen konnten, wenn sie ihn mit ihren Pranken berührten. Die schauerlichen Geschichten, die man sich über den Überfall auf Runborg erzählte, ließen selbst die harten Seemammutjäger Winterlands bis ins Mark erschauern. Die Runborger hatten sich zu sicher gewähnt und geglaubt, dass die seinerzeit frisch errichteten Steinmauern ein wirksamer Schutz gegen die Angreifer wären. Ein Irrtum, den der Großteil der Bevölkerung mit dem Leben bezahlt hatte.
Der Wassermensch, der Rajin bedrängte, trieb ihn regelrecht vor sich her. Immer weiter musste Rajin zurückweichen.
Er versuchte einen schellen Ausfall, um dem Gegner das Schwert in den Leib zu stoßen, aber zuvor traf ihn ein furchtbarer Keulenschlag an der Schulter und warf ihn zu Boden. Die Reichweite, die dieser amorphe Krieger hatte, war einfach zu groß; Rajin hatte es nicht geschafft, nahe genug an ihn heranzukommen, um ihn die in der Klinge seines Schwertes wohnende Zauberkraft des Fjendur spüren lassen zu können.
Brüllend stand der Wassermensch vor dem am Boden liegenden jungen Seemammutjäger. Das Licht des Augenmondes schien durch seine transparente Gestalt hindurch. Man konnte fast den Eindruck haben, dass der auf dem Augenmond residierende Totengott Ogjyr in dieser Nacht mit den Angreifern im Bunde stand.
Die Keule sauste nieder. Rajin drehte sich blitzschnell zur Seite, die Keule schlug dumpf in den Boden, und Rajin nutzte diesen Moment: Noch in der Drehung riss er sein Schwert empor und stieß es in den Körper seines Widersachers. Der Kampfschrei des Wassermenschen wurde zu einem schrillen Wimmern, während er zerfloss. Die Flüssigkeit, aus der seine Gestalt bestanden hatte, rann zum Teil Rajins Klinge entlang und benetzte seine Hände.
Rajin sprang auf, wischte die Nässe instinktiv fort. Ein Geruch nach Salz und Algen erfüllte seine Nase. Diese schrecklichen Geschöpfe waren nichts anderes als Meerwasser, das von einer unheimlichen Macht in eine Form gezwungen wurde.
Schon attackierte ihn der nächste Gegner, doch mit dem wurde Rajin schnell fertig. Einen ersten Hieb mit dem Schwert führte er zu schnell und mit zu viel Wucht, sodass die Klinge ohne die beabsichtigte Wirkung durch den Körper des Wassermenschen fuhr. Dessen Mund verzog sich zu einem Grinsen, und ein Laut, der wie ein verzerrtes, höhnisches Lachen klang, drang daraus hervor.
Doch schon beim nächsten Hieb achtete Rajin darauf, dass die Klinge lange genug im Wasserkörper verblieb, um die Kraft von Fjendurs Zauber entfalten zu können.
Während der Wassermensch zu einer schmutzigen Lache zerfloss, sah Rajin, dass Bratlor inzwischen von gleich drei Wassermenschen attackiert wurde, die ihn ein Stück zur Seite abgedrängt hatten. Verzweifelt hieb er um sich und erwehrte sich der Keulenschläge, die in rascher Folge auf ihn niederprasselten.
Einen der Angreifer ließ er Fjendurs Zauber spüren, indem er ihm die Klinge in den flüssigen Leib trieb. Auch der zweite Wassermensch zerfloss, als er sich auf den Sternenseher stürzte; Bratlor rammte ihm die Klinge genau in dem Moment in die Brust, als auch dessen Keule den Sternenseher traf.
Der junge Krieger wurde zu Boden geschleudert, rang nach Luft.
Der dritte Wassermensch stürzte sich auf ihn.
Bratlor hob abwehrend das Schwert. Ein Keulenschlag prellte es ihm aus der Hand und schleuderte die Klinge eine halbe Schiffslänge weit davon. Sie drehte sich zweimal in der Luft und fiel dann klirrend auf die Steine in Ufernähe.
Der Wassermensch stieß einen gurgelnden Triumphschrei aus.
Bratlor war ihm hilflos ausgeliefert – und Rajin war zu weit entfernt, um ihm helfen zu können. Es war unmöglich, schnell genug zur Stelle zu sein, um noch einzugreifen.
Rajin stieß einen Schrei aus. Er spürte für einen Moment die geistige Berührung von etwas sehr Fremdem, dessen unmenschliche Kälte ihn frösteln ließ. Die Seele des Wassermenschen!
Anstatt sich auf Bratlor zu stürzen, nach ihm zu greifen und den am Boden liegenden Sternenseher durch die Berührung mit der Pranke zu verflüssigen und ihn der eigenen Gestalt einzuverleiben, zögerte das Wesen und stieß einen gurgelnden Laut aus, dessen Tonhöhe
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