DRACHENERDE - Die Trilogie
Magierkrieger in der Heimat meiner Vorfahren auf den Schattenpfaden fortbewegen, sodass sie jeden Ort innerhalb kürzester Zeit erreichen können. Allerdings zahlen sie einen hohen Preis dafür, denn ihre Lebensspanne verkürzt sich drastisch bei häufigem Gebrauch dieser Fähigkeit.“
Rajin hob die Metallfaust. „In dieser Hand befinden sich die Reste der Seele Komrodors, und sie warnten mich zwar vor dem, was mich da anfiel wie ein nachtjagendes Raubtier, aber um welche Art Angreifer es sich handelte, konnten sie mir nicht verraten; in dieser Sache sind Komrodors Seelenreste so ratlos wie ich selbst. Davon abgesehen verstofflichten die Angreifer nicht wirklich; sie blieben Schatten. Mag sein, dass sie auf denselben Schattenpfaden wandelten, wie es die Magierkrieger tun, aber es müssen gänzlich andere Geschöpfe sein. Oder habt Ihr schon mal von Magiern gehört, in deren Adern ätzendes Blut geflossen wäre?“
„Nein, mein Kaiser“, gab Kam Baslo zu. „Was die Schattenpfadgänger des Reiches Magus betrifft, so habe ich tatsächlich nie etwas davon gehört, dass einer unter ihnen ätzendes Blut gehabt hätte.“
„Mir kam die geistige Kraft dieser Wesen bekannt vor – aber ich kann nicht sagen, woher diese Empfindung rührte. Eigentlich hatte ich gehofft, dass Ihr mir weiterzuhelfen imstande wärt, Kam Baslo.“
Die neuerliche Verneigung des Halbmagiers fiel diesmal etwas tiefer aus.
„Es ist ihm lästig, sich dieser Sache annehmen zu müssen!“, lautete der gedankliche Kommentar der Metallhand, und die ganze Verachtung, die Großmeister Komrodor einst für die Halbmagier in niederen Stellungen am Hof des Drachenkaisers empfunden hatte, kam in diesem Gedanke zum Ausdruck; sie hatte sich sogar bis über Komrodors Tod hinaus erhalten.
Wenn du mehr weißt, dann verrat es mir oder schweig!, antwortete Rajin mit einem wütenden Gedanken. Schließlich hatte ihn Komrodors Geist zwar vor dem Angriff gewarnt, aber nichts zur Aufklärung dieses Geheimnisses beigetragen.
„Führt mich in die Halle der Tausend Winde“, forderte Kam Baslo und hob das Kinn; er kräuselte zwar die Stirn, aber die typische Magierfalte in der Form einer Pfeilspitze war bei ihm nicht zu sehen. „Vielleicht ergeben sich dort weitere Anhaltspunkte, die meinen Verdacht bestätigen oder dafür sorgen, dass ich ihn verwerfen kann, sodass es nicht lohnt, weiter darüber zu reden.“
„Welchen Verdacht?“, verlangte Rajin zu wissen.
Doch der Halbmagier schüttelte den Kopf. „Nein. Zuerst muss ich sehen, was an Spuren von Eurem Erlebnis geblieben ist.“
„So sei es“, stimmte Rajin zu.
„Es soll uns niemand begleiten!“, verlangte Kam Baslo.
„Lasst Euch nicht darauf ein, mein Kaiser!“, mahnte Fürst Payu, und mit einer verächtlichen Geste deutete er auf Kam Baslo. „Während die Mörder Eurer kaiserlichen Familie den Palast beherrschten, hat er hier wie die Made im Speck gelebt. Wie könnt Ihr ihm da trauen?“
„Ich diene jedem, der auf dem Thron des Kaisers von Drakor sitzt“, verteidigte sich Kam Baslo. „Zu beurteilen, ob dieser die Herrschaft rechtmäßig erlangte oder nicht, sollte mir niemand zumuten. Und wenn mich jemand für einen Attentäter hält, der von einer der Familien gedungen wurde, die bis vor kurzem noch großen Einfluss hier bei Hof hatten, so möchte ich darauf hinweisen, dass ich mich nicht um die Erfüllung der Aufgabe gedrängt habe, die der Kaiser mir gestellt hat.“
„Eure Besorgnis rührt mich, aber ich glaube, sie ist unbegründet, Fürst Payu“, wandte sich Rajin an den Fürsten vom Südfluss, dessen Linke sich um den Griff seines Schwertes gelegt hatte. „Und selbst wenn Ihr recht hättet – der Angriff jener Schatten in der Halle der Tausend Winde dürfte jedem gezeigt haben, dass ich mich sehr wohl meiner Haut zu wehren weiß.“
„So verzeiht meinen Übereifer“, bat Fürst Payu mit einer leichten Verbeugung. „Aber meine Besorgnis bleibt, und ich kann nur hoffen, dass sie so grundlos ist, wie es Euch erscheint, mein Kaiser.“
Rajin ging zusammen mit Kam Baslo in die Halle der Tausend Winde, während Ganjon, Fürst Payu und Lord Drachenmeister Tong vor den Toren der Halle zu warten hatten.
Schließlich traten der Kaiser und der Halbmagier vor den gläsernen Sarg Nyas, der durch das ätzende Schattenblut beschädigt war. Rajin war kein Magier, auch wenn in allen Nachfahren Barajans mehr oder minder viel magisches Blut floss. Aber selbst er konnte spüren, dass
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