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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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sich die Kräfte, die dem Sarg innewohnten, verändert hatten. Auf welche Weise, das hätte Rajin nicht in Worte zu fassen vermocht.
    Er zeigte Kam Baslo die Spuren, die die Angreifer sowohl am Sarg als auch auf dem gefliesten Mosaik-Boden hinterlassen hatten.
    Der Halbmagier kniete nieder, berührte mit der Hand die dunklen Stellen am Boden, dann schloss er die Augen, und sein Gesicht erzog sich für einen Moment wie unter einem heftigen Schmerz. Er erhob sich wieder und wandte sich dem Sarg zu. Auch dort berührte er mit den Händen alle Spuren, die das Schattenblut hinterlassen hatte.
    „Ich bin mir nicht sicher ...“, murmelte er, und sein Blick schien dabei ins Nichts gerichtet; er wirkte sehr nachdenklich. Auf einmal vollführte er eine ruckartige Bewegung. „Verzeiht, mein Kaiser, aber ich spreche für Eure Ohren gewiss in Rätseln.“
    „Das trifft zu. Allerdings ist für mich alles, was mit diesen schattenhaften Angreifern zu tun hat, rätselhaft.“
    „Über all das, was man hier an Spuren sehen kann, habe ich schon einmal etwas gelesen“, erklärte der Halbmagier. „Ich hatte viel Zeit in den letzten Jahren, weil es kaum vorkam, dass ...“ Er zögerte und fuhr dann fort: „... dass Katagi meine Dienste benötigte und meine Künste in Anspruch nahm. So konnte ich mich allein auf meine Studien konzentrieren.“
    Er hatte es vermieden, das Wort Kaiser in Zusammenhang mit Katagi auszusprechen, erkannte Rajin. Tat er dies aus Rücksichtnahme oder aus blankem Opportunismus? Jedenfalls hatte er schon mehrfach betont, dass er kaum für den Usurpator tätig gewesen war.
    Rajin nahm dies mit regungsloser Miene zur Kenntnis. Er zeigte nicht nach außen, wie er über die Äußerung seines Gegenübers dachte – aber es war anzunehmen, dass Kam Baslo über genügend magische Kräfte verfügte, um dies auch so zu erkennen.
    Nach einer längeren Pause des Nachdenkens fragte Kam Baslo schließlich: „Habt Ihr schon einmal von den Vergessenen Schatten gehört?“
    Rajin hob die Augenbrauen. „Ihr meint diese uralten Geister, die Qô bevölkern, seit Kaiser Onjin dort ein schreckliches Strafgericht abhielt, bei dem er die Bevölkerung niedermetzeln ließ?“
    „Ganz recht.“
    „Ich war auf Qô, als ich zusammen mit dem Weisen Liisho vor den Schergen des Usurpators fliehen musste“, erklärte Rajin, und die Erinnerung war unangenehm. „Ich erlebte die Vergessenen Schatten als einen Chor wehklagender Seelen, der sich jede Nacht aufs Neue erhebt und sich in die Gedanken der Träumenden schleicht. Diese Stimmen können einen an den Rand des Wahnsinns treiben, und manchmal träume ich immer noch von ihnen. Aber nie sah ich solche dunklen Gestalten, und selbst der Weise Liisho erwähnte nie, dass sie die Schattenpfade der Magier zu benutzen wüssten.“ Rajin schüttelte entschieden den Kopf. „Wie kommt Ihr nur auf diesen Gedanken?“
    „Liisho mag weise und mehreren Kaisern ein wichtiger Ratgeber gewesen sein, und doch wusste er vielleicht nicht alles. Vielleicht wussten nicht einmal die letzten Kaiser, die vor Euch auf dem Thron von Drakor saßen, etwas davon ...“
    „Wovon sprecht Ihr?“, fragte Rajin.
    „Ich diente schon Eurem Vater, der mich das Archiv der kaiserlichen Familie verwalten ließ. Auf diese Weise hatte ich Zugang zu interessanten Schriften. Als dann Katagi die Krone ergriff, erhielt ich den Auftrag, dort nach dunklen Geheimnissen zu suchen, nach Schriften, die vielleicht das Geheimnis um Barajans besonderer Kraft lüften könnten, die weit über das Maß hinausging, das selbst für das Magiervolk normal wäre. Aber der Reichtum an Schriftstücken in diesem Archiv ist so groß, dass selbst ein langes Magierleben nicht ausreicht, sie alle zu studieren. Und die Mitarbeiter, die man mir zur Verfügung stellte, waren größtenteils viel zu unkundig, denn nicht wenige Gelehrte waren aus Drakor geflohen, da sie Angst vor dem Jähzorn unseres Herrschers hatten. Die Sternenseherschule von Seeborg oder die Akademie des Priesterkönigs von Tajima werden sich des Zulaufs in diesen Jahren gefreut haben ...“
    „Kommt zur Sache, Halbmagier!“, verlangte Rajin. „Die dunklen Geheimnisse in der langen Geschichte des Hauses Barajan mögen mich zu einer anderen Zeit mehr interessieren, doch im Augenblick geht es mir um die Zukunft Drachenias, nicht um seine Vergangenheit!“
    „Ja, so haben viele andere Kaiser in Eurer Ahnenreihe auch gedacht. Und vielleicht ist das der Grund dafür, dass die

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