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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Weder jemand aus dem Kreis der versammelten Weisen noch irgendein abtrünniger Magier vermochte ihm zu helfen, aber da war ein Mann, der in der Schrift nur der Bleiche Einsiedler genannt wird. Nicht einmal in der verschlüsselten zweiten Wahrheit des Buches ist sein Namen festgehalten. Bleich wie die Wände in den Wandelhallen war er, und er hatte spitz zulaufende Ohren und sah so ähnlich aus, wie manche Priester aus Ezkor den Gläubigen die Dämonen und bösen Geister beschreiben. Davon abgesehen verfügte er über die Eigenschaft der Unsterblichkeit, was eigentlich nur bedeuten kann, dass er mit dem Traumhenker einen ganz besonderen Pakt geschlossen hatte ...“
    „Und dieser Mann hatte ein Mittel gegen die Vergessenen Schatten?“, fragte Rajin.
    „Ja. Es heißt, dass er die Angreifer mithilfe seiner Zauberei aus den Mauern des Palastes vertrieb. Dafür hatte der Kaiser ihm eine Gegenleistung zu bringen: Auf ewige Zeiten versprach Onjin dem Bleichen Einsiedler Zugang zur Kathedrale des Heiligen Sheloo in der Zitadelle von Kenda.“
    Rajin machte ein nachdenkliches Gesicht. „Ich möchte, dass Ihr mir das Buch der Zwei Wahrheiten zeigt, Kam Baslo!“
    Erneut verneigte sich der Halbmagier. „Dem amtierenden Kaiser Dokumente aus seinem Archiv wohlgeordnet zur Verfügung zu stellen, ist meine vornehmste Pflicht als Oberster Kaiserlicher Archivar. Und ich freue mich, dass Ihr meine Dienste in Anspruch nehmt.“
    „Eine Frage müsst Ihr mir noch beantworteten, bevor ich Euch in die Archivhallen folge.“
    „Jede, o Kaiser.“
    „Warum wolltet Ihr unbedingt allein mit mir an diesem Ort sein?“
    Der Halbmagier hob das Kinn. „Ich bin nur ein Halbmagier. Meine geistigen Kräfte sind ebenso begrenzt wie meine Magie. Wären zu viele Personen an diesem Ort gewesen, hätte ich die Aura der Angreifer nicht erspüren können.“
    „Und Ihr habt sie gespürt?“
    Kam Baslos Gesicht wurde blass. „Noch nie zuvor hat eine Aura in mir einen derartigen Schauder ausgelöst, o mein Kaiser.“
     
     
    Der Kaiser ließ sich von Kam Baslo in die Tiefen der Archivhallen führen, die zum Teil unterirdisch lagen, denn Kaiser Barajan hatte Zeit seines langen, aber nicht endlosen Lebens gefürchtet, dass es doch noch zu einem verheerenden Angriff des Magierreichs kommen könnte. Einem Angriff, dem Drakor vielleicht zum Opfer fallen konnte. Dann aber sollten zumindest das Archiv des Palastes geschützt sein.
    In diesem Archiv wollte Barajan nach und nach alles an Wissen bewahren, das den Menschen Drachenias auch nach vollständiger Zerstörung ihres Reichs irgendwann wieder die Möglichkeit gegeben sollte, sich gegen die Magier zu behaupten. Aufgrund der Tatsache, dass er von seinem Volk ausgestoßen worden war, weil er eine Menschenfrau liebte, hatte der erste Kaiser Drachenias das Volk von Magus als abgrundtief böse erachtet. Es schien ihm nur seinen eigenen Machtinteressen verpflichtet und in anderen Völkern allenfalls Sklaven oder Objekte magischer Experimente und Manipulationen zu sehen.
    Barajan selbst galt als Gründer des Gedankens, dass die Welt vom Gleichgewicht regiert werden sollte, zunächst nur bezogen auf das Verhältnis des Drachenlandes zum Magierreich, später aber auch im Hinblick auf die Reiche der Tajimäer, der Feuerheimer und der Seemannen. Die Priesterschaft von Ezkor behauptete später, es wäre der Unsichtbare Gott gewesen, der Barajan dies eingegeben hätte, obwohl es den Glauben an diesem Gott zu jener Zeit noch gar nicht gegeben hatte und noch viele Zeitalter vergehen sollten, ehe der Heilige Masoo dessen Gebote empfing.
    Kam Baslo hatte keinerlei Schwierigkeiten, für seinen kaiserlichen Herrn das Buch der Zwei Wahrheiten zu finden. Er entrollte ihm die Schriftrolle und erklärte: „Ob davon Abschriften existieren, ist ungewiss. Wenn ja, so sind die entsprechenden Exemplare sicherlich sehr selten und ziemlich begehrt.“
    „Nun, ich nehme an, dass zumindest Ihr eine Kopie angefertigt und in Euren Besitz gebracht habt“, vermutete Rajin.
    Der Halbmagier sah Rajin leicht erschrocken an. Dann lächelte er, um seine Verlegenheit darüber, dass Rajin ihn durchschaut hatte, zu überspielen. „Offenbar fließt mehr magisches Blut in Euren Adern als bei den meisten Eurer Vorfahren“, sagte er devot.
    „Ganz sicher ist es stärker ausgeprägt als bei Katagi“, gab Rajin zurück. In Wahrheit war keinerlei magische Fähigkeit vonnöten, um zu diesem Schluss zu gelangen. Dass sich die Archivare des

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