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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Rajin stürzte.
    Der erneute Schrei, den der Schattenkrieger dabei ausstieß, war so durchdringend, dass Rajin für einen kurzen Moment wie gelähmt war; der Schrei drang ihm aus irgendeinem Grund, den er nicht näher zu erklären wusste, bis ins Innerste. Er hatte Männer bei der Seemammutjagd sterben sehen und war in Schlachten Zeuge unglaublicher Gewalt geworden. Und doch hatte ihn nichts davon auf diese Weise berührt. Der Schrei wirkte auf ihn wie ein lähmendes Gift für Leib und Gedanken.
    Er erinnerte sich an die Schreie in den Nächten, die er in den Ruinen von Qô verbracht hatte. Das waren Laute von der gleichen, ganz besonderen Art gewesen. Schreie, die man nicht vergessen konnte. Sie wurden zu Narben in der Seele, ohne dass man es sofort bemerkte; dies wurde Rajin erst in diesem Moment klar, der sich seinem Empfinden nach zu einer kleine Ewigkeit dehnte.
    „Willst du sterben?“, meldete sich die Gedankenstimme der Metallhand in ihm, und ein zynisches Gelächter dröhnte in Rajins Kopf. „Für den Teil von mir, der Komrodor war, wäre es das zweite Mal“, fuhr die Gedankenstimme danach fort. „Doch der Unterschied zwischen Leben und Tod, das sage ich dir, wird sowohl von Magiern als auch von Menschen maßlos überschätzt.“
    Ein zweiter Schrei übertönte den des angreifenden Schattens und riss Rajin zurück in die Gegenwart.
    Dieser zweite Schrei wurde von Koraxxon ausgestoßen. Er war tief und kehlig und hörte sich an wie das Gebrüll eines Tiers. Klirrend prallte das Axtblatt des Dreiarmigen gegen das glühende Schwert des Schattens, und das mit solcher Wucht, dass der düstere Schemen seine Klinge verlor. Sie wirbelte durch die Luft, drehte sich dabei um ihren Schwerpunkt, während die Schneide von Koraxxons Axt für einen Moment ihr Glühen annahm, bevor es zischend erlosch.
    Der Schatten selbst wurde im selben Moment von einem Wurfstern getroffen, den Ganjon geschleudert hatte. Er durchdrang den taumelnden Schatten, so als hätte sein Körper keine Substanz. Die Dunkelheit, aus der er geformt war, löste sich teilweise in schwarzen Rauch auf und bildete kleine Schwärme insektenartig durcheinander wirbelnder Teilchen. Sein Schreien wurde schriller, und obwohl der Wurfstern ihn einfach durchdrang, wurde der Schatten davongeschleudert. Der Wurfstern glühte auf, fiel zusammen mit dem ebenfalls glühenden Schwert in die Tiefe; das schäumende Meerwasser schließlich löschte die Glut der beiden Waffen.
    Ghuurrhaan stieß einen Feuerstrahl aus, der den taumelnden, bereits wieder in der Entstofflichung begriffenen Schatten erfasste. Dessen Schrei veränderte sich, klang paradoxerweise weder wütend noch schmerzerfüllt, sondern ähnelte eher einem erleichterten Seufzer, während sein vom Feuer durchdrungener Schattenkörper vollständig zu einem ascheartigen Staub aus kurz aufglühenden Partikeln zerstob. Ein weiterer, nunmehr letzter Seufzer folgte, und von dem schattenhaften Angreifer war nichts mehr zu sehen.
    Ghuurrhaan ließ ein dröhnendes Triumphgeheul hören, reckte den Hals vor und flog mit ein paar kräftigen Schlägen seiner weiten Drachenschwingen einen Bogen, ehe er auf den ursprünglichen Kurs Richtung Kenda zurückkehrte.
    Ein weiterer Schattenangreifer verstofflichte etwa eine Mastlänge über der Wasserfläche und stieg wie sein Vorgänger mit seltsamen, froschähnlichen Schwimmstößen weiter nach oben. Das Glutschwert hatte einen gelblichen Farbton, der immer wieder in ein helles Rot changierte. Ein grimmiger Kampfschrei ging von dem Angreifer aus, während er sich in der Luft emporstieß wie ein Frosch im Wasser und dabei die glühende Waffe umherwirbelte. Doch auch dieser Schrei verwandelte sich in einen erleichterten Seufzer, als ein Flammenstrahl das Wesen in einen Regen aus verglühenden Ascheteilchen verwandelte.
    Es war Ayyaams Feuer gewesen, das diesen Angreifer aufgehalten hatte. Der Drache des Weisen Liisho war mit heftigem Flügelschlag herbeigeeilt und hatte den Schatten verbrannt. Er stieß einen triumphierenden Ruf aus, der den Nachhall des Seufzers, den der verbrannte Schatten von sich gegeben hatte, verschluckte.
    Gut gemacht!, sandte Rajin einen Gedanken an die beiden ehemaligen Wilddrachen. Ich nehme an, dass dies nicht der letzte Angriff dieser Art war, den wir zu bestehen haben. Aber es ist beruhigend zu wissen, dass Drachenfeuer diese Plagegeister zu vertreiben vermag.
     
     
    Rajin lenkte Ghuurrhaan und Ayyaam auf die Zitadelle von Kenda zu. Die Stadt am

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