DRACHENERDE - Die Trilogie
Lüfte.
Komm schon, Ayyaam! Folge uns!, sandte Rajin einen Befehl an den Drachen des Weisen Liisho.
Ayyaam stieß ein lautes Röhren aus, erhob sich ebenfalls mit kräftigen Schlägen seiner Schwingen und blies sogar einen Feuerstrahl aus seinem Maul, auch wenn dieser relativ kurz war und offenbar noch zu einem Gutteil von dem Tier unterdrückt wurde.
Na, beherrsch dich!, sandte Rajin einen gleichermaßen konzentrierten wie ärgerlichen Gedanken. Man könnte ja denken, du würdest am liebsten den ganzen Palast in Brand stecke!
Ghuurrhaan knurrte und gurgelte vor sich hin.
„Ist dir nicht auch oft genug danach?“, meldete sich da die Gedankenstimme der Metallhand in Rajins Kopf. „Sag mir ruhig die Wahrheit; mir gegenüber kannst du so ehrlich sei, wie der missratene Koraxxon es dir gegenüber ist.“
Doch Rajin schwieg in Gedanken und antwortete dem Geistwesen der Hand nicht …
Rajin flog nicht sonderlich schnell mit den beiden Drachen. Instinktiv entschied er sich für den Weg über das Meer, hielt sich aber von der Küste der altländischen Halbinsel so weit fernt, dass sie gerade noch in Sichtweite blieb.
Bei einem Flug über Land, so nahm er an, war die Gefahr größer, von irgendjemandem aufgelauert zu werden, der vielleicht versuchte, ihn mit einem Trebuchet vom Himmel zu holen.
Ayyaam folgte Rajins Drache in einem Abstand von etwa fünf Schiffslängen. Manchmal flog er eine zusätzliche Schleife oder stieg aus purer Lust am Fliegen in eisige Höhen auf, sodass man kaum mehr als einen dunklen Punkt am Himmel von ihm ausmachen konnte. Danach ließ er sich jedes Mal einfach wieder in die Tiefe fallen, wobei er die Flügel eng an den Körper legte.
Rajin ließ ihn gewähren, auch wenn es undenkbar gewesen wäre, hätte ein Reittier der Kriegsdrachenarmada derart seinem Spieltrieb nachgegeben. Von den ohnehin eher behäbigen Last- und Gondeldrachen ganz zu schweigen.
Der Flug dauerte nicht besonders lang, und der plötzlich aus Nordwesten aufkommende Wind kam ihnen noch zugute. Schließlich erreichte das nicht ganz alltägliche Drachenpaar die Zitadelle von Kenda. Sie lag auf einem Felsmassiv völlig für sich und war von der Außenwelt abgeschnitten. Die Türme waren schon aus der Ferne zu sehen, während die tiefer gelegene Stadt und ihre Umgebung zunächst von Dunstfeldern verborgen wurden.
„Es liegen nur wenige Schiffe im Hafen“, stellte Koraxxon fest, als sie sich Kenda noch weiter genähert hatten. „Und in der Luft ist kaum Drachenverkehr auszumachen.“
„Jedenfalls ist das kein Vergleich mit dem, wie früher hier los war“, kommentierte Ganjon. „Aber das ist auch kein Wunder. Schließlich sind die meisten Einwohner getötet worden, als die Gase des Glutreichs über das Land kamen.“
„Ja“, murmelte Rajin grimmig. „Das war eine Kostprobe von Abrynos' Rücksichtslosigkeit. Da er so schon mit seinen Verbündeten umgeht, dürfen wir uns wohl kaum Hoffnung auf Gnade machen, sollte es uns nicht gelingen, uns gegen ihn zu behaupten.“
Koraxxon wandte den Kopf, hielt ihn etwas schräg und wirkte wie ein Tier, das Witterung aufgenommen hatte. Die klobige Hand seines Axtarms hielt die mächtige Waffe bereits umklammert, und die Hand des Schwertarms legte sich um den Griff der Klinge in der Scheide seines Gürtels.
Auf einmal geschah es. Wie aus dem Nichts tauchte über dem dunstverhangenen Wasser ein Wirbel aus schwarzem Rauch auf, stieg zu Ghuurrhaan empor und verstofflichte dabei zu einem jener aus purer Finsternis bestehenden Schattenkrieger, von denen Rajin in der Halle der Tausend Winde angegriffen worden war. Das glühende Schwert in den Händen des schemenhaften Wesens blitzte und hob sich grell gegen die Schwärze seines Körpers ab.
Der Schattenkrieger bewegte seine Beine wie die in den Sümpfen von Seng und Pa als Plagegeister bekannten Schlangenfrösche beim Schwimmen. Auf diese Weise erhielt der scheinbar gewichtslos schwebende Schemen weiteren Auftrieb.
Einer instinktiven Eingebung folgend lenkte Rajin seinen Drachen zur Seite. Der Schattenkrieger vollführte eine weitere, sehr kräftige Bewegung mit den Beinen, die wie eine Mischung aus Schwimmstoß und Sprung wirkte. Dabei ließ er einen heiseren Laut ertönen, der wie eine Mischung aus Kampf- und Schmerzensschrei klang, und wirbelte das glühende Schwert so schnell durch die Luft, dass die Klinge wie ein flirrender Lichtblitz wirkte, bevor er die Waffe wieder mit beiden Händen umfasste und sich auf
Weitere Kostenlose Bücher