DRACHENERDE - Die Trilogie
ihren hochgezüchteten und sehr empfindlichen Mägen bekömmlich.
Nachdem Ghuurrhaan gesattelt war, ließ Rajin nach Ganjon und Koraxxon rufen. Die beiden Getreuen waren reisefertig, was in erster Linie bedeutete, dass sie ihr umfangreiches Waffenarsenal angelegt hatten.
Rajin schickte den Drachenpfleger fort. Seine Anwesenheit war nur vonnöten gewesen, da man einen Drachensattel nur sehr schwer allein anlegen konnte. Das lag an der unhandlichen Länge der bis zu vierzig Schritt messenden Riemen und gegebenenfalls an der Unruhe oder dem Ungehorsam des jeweiligen Drachen.
Eigentlich war Rajin am liebsten allein mit den gewaltigen reptilienhaften Wesen. Seit er die Drachenringe trug, fühlte er sich ihnen auf geistiger Ebene sogar noch näher, als es schon früher der Fall gewesen war. Die Ungetüme schienen seine Gedankenbefehle seither präziser zu befolgen, aber auch der Kaiser hatte umgekehrt den Eindruck, dass er sich besser in die Seelen der Drachen hineinzudenken vermochte. Diese urtümlichen, von roher Kraft erfüllten Geschöpfe mochten zwar der menschlichen Sprache nicht mächtig sein, aber das bedeutete keineswegs, dass sie dumm oder primitiv waren. Niemand wäre gut beraten gewesen, ihre Intelligenz zu unterschätzen. Schließlich hatten sie ein ganzes Äon lang die Herrschaft über die Welt innegehabt, und ihre Vorfahren hatten zweifellos über das nötige Wissen verfügt, die kosmischen Tore zu benutzen, sodass sie ihre alte Heimat hatten verlassen können.
Ayyaam ließ sich noch einmal eindringlicher vernehmen, so als wollte er Rajin an etwas nachdrücklich erinnern. Ich weiß, ich habe mein Versprechen nicht vergessen, sandte ihm Rajin einen Gedanken. Ich werde dich mitnehmen ...
„Verzeiht mir die Frage, aber ich sehe keine weiteren Männer, die Euch auf dem Drachenritt nach Kenda begleiten“, meldete sich Ganjon zu Wort, nachdem er suchend den Blick hatte schweifen lassen. Normalerweise hätte man es schon am Rufen und Knurren der Drachen gehört, wären ein oder zwei Duzend Drachenreiter-Samurai damit beschäftigt gewesen, ihre Tiere aus den Pferchen zu holen und reisefertig zu machen.
„Ich werde keine Eskorte brauchen“, sagte Rajin.
„Ich widerspreche Euch ungern, mein Kaiser ...“
Koraxxon hatte da weitaus weniger Hemmungen als der pflichtbewusste Ninja. „Du solltest an deine Sicherheit denken, Rajin. Es gibt immer noch genügend Anhänger Katagis im Land, denen deine Herrschaft ein Dorn im Auge ist. Also verstehe ich nicht, wieso du nicht mit einer Eskorte von … na, sagen wir: zwanzig Kriegsdrachen nach Kenda fliegst. Oder ist dir die Kaiserwürde schon zu Kopf gestiegen?“
Rajin schmunzelte über die schonungslose Offenheit des Dreiarmigen. Er nahm kein Pergament vor den Mund und versteckte sich weder hinter förmlichen Floskeln, noch übte er falsche Höflichkeit. Und genau das schätzte Rajin an ihm. Wahrscheinlich war der dreiarmige Krieger momentan der Einzige, der es wagte, dem neuen Herrscher Drachenias derart unverblümt die Meinung zu sagen.
„Davor, dass mir die Kaiserwürde zu Kopf steigt, wirst du mich ganz sicher bewahren, nehme ich an“, sagte Rajin und lachte.
„Ich meine es sehr ernst“, grollte der Dreiarmige. „Auch wenn deine Vorfahren vielleicht geglaubt haben, unter dem besonderen Schutz und mit dem Segen des Unsichtbaren Gottes zu regieren – du solltest dich auf solche schönen Märchen nicht verlassen. Deinem Vater ist das nicht gut bekommen.“
Rajin ballte die Metallhand. „Ich werde jedem Angriff gewachsen sein, glaub mir. Und diese Faust sowie die Kraft, die in ihr steckt, wird mich besser schützen als ein ganzes Heer von Drachenreitern, bei denen ich immer befürchten muss, dass ein Teil von ihnen mir am liebsten einen Wurfdolch in den Rücken schleudern würde.“
Sie erklommen Ghuurrhaans Rücken. Der Sattel befand sich an jener Stelle, wo die Rückenstacheln frisch abgesägt worden waren. Rajin umfasste mit seiner Metallfaust den nächstgelegenen Stachel. Einen Drachenstab brauchte er längst nicht mehr, um die innere Kraft seiner Gedanken auf den Drachen zu übertragen. Dennoch trug er stets eines der wertvollen und kunstvoll verzierten Exemplare aus der kaiserlichen Sammlung bei sich, die traditionellerweise ein Zeichen der Herrschaft der Drachenkaiser waren. Es wäre vielen am Hof einfach seltsam vorgekommen, wäre Rajin ohne ein solches Artefakt vor ihnen erschienen.
Ghuurrhaan breitete die Flügel aus und erhob sich in die
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