DRACHENERDE - Die Trilogie
hingen, und kletterten daran empor.
Ayyaam brüllte plötzlich auf. Der Drache des Weise Liisho hatte bis dahin in einer entspannt wirkenden Haltung am Boden gekauert und seine Flügel auf dem Rücken zusammengefaltet. Der Schwanz hatte über die Erde gewischt und dabei das hohe Gras geplättet, während er den langen Hals einfach ausgestreckt und den Kopf auf der Wiese liegen hatte.
Nun war der Drache hochgeschreckt. Da war offenbar etwas, das ihn beunruhigte. Etwas, das wohl auch die Ursache für die plötzliche Unruhe unter den Reißzahnaffen war, die nun aus sicherer Entfernung betrachteten, was sich zutrug.
Äste knickten, Sträucher bogen sich wie von unsichtbarer Hand zur Seite, und sie verdorrten innerhalb eines Augenaufschlags: Sie wurden braun und brüchig und wirkten so tot wie nach einer monatelangen schweren Dürre.
Fußspuren bildeten sich im Gras, nicht größer als die eines Menschen – aber das Gras wurde dort braungrau, als hätte sich eine unheimliche Todeskraft in das satte Grün gebrannt.
Ayyaam schrak zurück. Er war diesem unsichtbaren Etwas am nächsten. Aber auch Ghuurrhaan, in dessen Sattel der Kaiser und seine beiden Begleiter noch saßen, wurde von einer Unruhe erfasst, deren Ursache die namenlose Furcht vor etwas völlig Unbekanntem war.
„Ganz ruhig!“, sandte Rajin einen strengen Gedanken an beide Drachen, dann wandte er sich an seine Getreuen: „Festhalten!“
Die Schritte des Unsichtbaren näherten sich. Seine Spuren waren deutlich zu sehen.
Rajin ließ Ghuurrhaan die Flügel ausbreiten und sich wieder in die Lüfte erheben, aber Ayyaam sträubte sich, dem Befehl ebenfalls sogleich Folge zu leisten. Er brüllte erneut auf, blies einen grellen Feuerstrahl aus dem weit geöffneten Maul und sengte das Unterholz auf einer Breite von zwanzig und einer Tiefe von fünfzig Schritten nieder. Bäume, Sträucher und Gestrüpp zerfielen innerhalb von Augenblicken zu Asche. Ein brennender Baum fiel um, kreuzte sich mit ein paar anderen.
Aber trotz der Gluthitze, den der Feueratem des Drachen erzeugte, entstand kein richtiger Brand. Die Flammen loderten auf und verlöschten sogleich wieder, da das Holz so schnell vollkommen durchglühte, sodass die Feuersbrunst kaum Nahrung für ihren unstillbaren Hunger fand.
Inmitten des Drachenfeuerstrahls malte sich ein Umriss ab, der noch heller war als die Flammen, die Ayyaam ins Unterholz blies. Es war die von einer grellweißen Aura umgebene Gestalt eines Mannes mit Helm und Harnisch. Rajin sah ihn nur einen kurzen Moment und war sich nicht mal sicher, ob er ihn vielleicht sogar nur mithilfe der magischen Kräfte zu erkennen vermochte, die ihm durch die Metallhand zur Verfügung standen.
Der Mann trug einen aschblonden Bart und hatte ebenfalls blondes Haar, das schulterlang unter dem Helm hervorquoll und so ungeordnet wirkte, wie man es in Drachenia den Seemannen nachsagte. Er war breitschultrig, kräftig und mit zwei Schwertern bewaffnet, einem schmalen, zierlicheren am Gürtel, an dem in einer Scheide auch ein Dolch steckte, und einem beidhändig zu führenden, das er auf dem Rücken geschnallt hatte. Selbst gemessen an den Waffen, die in seemannischen Schmieden hergestellt wurden, war dieses Schwert von ziemlich grober Machart.
Mit einer raschen Bewegung riss der lichtumflorte Krieger den Beidhänder aus der Rückenscheide. Das unheimliche Licht, das ihn wie ein leuchtender Panzer umgab, lag auch um die Klinge.
Ayyaam brüllte auf, wich ein paar Dutzend Schritt vor der Lichtgestalt zurück, um dann aufgeregt die Flügel auszubreiten. Er flatterte heftig mit ihnen herum, hatte aber wohl nicht vor, damit emporzusteigen. Vielmehr handelte es sich wohl um Imponiergehabe, wie es Wilddrachen nicht selten zeigten. Ein durchdringender Laut drang aus seinem Maul, und dann schoss ein weiterer Flammenstrahl daraus hervor, greller, heißer und sehr viel konzentrierter als der davor.
Der Krieger schwang den Beidhänder und stürmte auf den Drachen zu. Die Lichtaura ließ den Feuerstrahl von ihm abperlen, als wäre es ein sommerlicher Regenguss. Ayyaam machte noch ein paar Schritte nach hinten, verlor dabei beinahe den festen Stand, hielt aber mithilfe seiner schlagenden Flügel das Gleichgewicht.
Wie eine Peitsche ließ der ehemalige Wilddrache den Schwanz über den Boden schnellen. Der Krieger hielt inne, taumelte zurück, und der Drachenschwanz verfehlte ihn knapp. Dann schlug der seltsam leuchtende Krieger nach Ayyaams Schwanz. Doch weil er den
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