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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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einfach nur tot, sondern auf diese besondere Weise vollkommen leblos. So tot, dass nicht einmal Maden und Käfer davon zehren mochten.
    Der Unsichtbare erwartete, dass jeden Moment der Schatten des zweiten Drachen über den Baumwipfeln erscheinen würde und die Jagd auf ihn erneut begann. Er konnte sich nicht vorstellen, dass man es einfach so hinnahm, dass er einen der Drachen getötet hatte.
    Nun, wenn er Glück hatte, sprach sich das herum, und man ließ ihn erst einmal eine Weile in Ruhe, bis er sich hier etwas besser zurechtgefunden hatte, in dieser seltsamen Welt, deren Nachthimmel durch eine Vielzahl von Monden widernatürlich hell erleuchtet wurde.

Der starke Wunsch zurückzukehren kam einmal mehr in dem Unsichtbaren auf. Zurückzukehren in die Welt, in die er gehörte und aus der in ein missliches Geschick oder die eigene Sündhaftigkeit abrupt herausgerissen hatten. Er erinnerte sich, eingeschlafen zu sein. So viele Schlachten hatte er in seinem Leben geschlagen, war so oft in tödlicher Gefahr gewesen, um dann plötzlich einfach zu entschlummern.
    Er war in einen Schlaf gefallen – und gestorben!
    Mancher mochte ihn darum beneiden, denn es war - obwohl in viel zu jungen Jahren – ohne Qual geschehen.
    Die war erst danach gekommen.
    Und es schien, als würde sie bis in alle Ewigkeit kein Ende mehr nehmen ...
     
    5. Kapitel
    Gestrandet im Polyversum
     
    Ayyaam!
    Rajin konnte kaum fassen, was sich vor seine Augen abgespielt hatte. Der Kampf mit diesem unsichtbaren Todesbringer, den nur das glühendheiße Drachenfeuer für eine kurze Zeit sichtbar gemacht hatte, war vorbei, und der Drache Liishos lag da, als wäre er vor Monaten bereits dahingeschieden - ein Kadaver, der durch irgendeinen Zauber an der Verwesung gehindert wurde.
    Rajin sammelte seine innere Kraft und musste sich darauf konzentrieren, die Kontrolle über Ghuurrhaan nicht zu verlieren. Dieser war durch das Geschehene zutiefst aufgewühlt, und nun wurde offenbar, dass sich in der Zeit, seit Rajin ihn gezähmt hatte, nicht nur zwischen dem jungen Mann und dem Drachen eine Beziehung entstanden war, sondern auch zwischen den beiden reptilienhaften Flugungeheuern. Vielleicht hatten sie auf eine Art und Weise zueinander Verbindung gehabt, die Menschen nicht zugänglich war. Rajin hatte seit längerem die Vermutung, dass Drachen untereinander eine Art Sprache der Gedanken pflegten, die für Menschen nicht erfassbar war.
    Rajin ließ Ghuurrhaan zunächst ein Stück über den Wald schweifen. Dabei suchte er – sowohl mit dem Blick als auch mithilfe seiner inneren Kraft - nach den Spuren des Unsichtbaren. Aufgebrachte Reißzahnaffen tobten in den Baumkronen. Und dann fand Rajin den Pfad wieder, der ihm schon zu Beginn aufgefallen war. Er zog sich mitten durch den Wald. Manchmal war es schwierig, ihm zu folgen, denn wenn man sich nicht auf ihn konzentrierte, war er plötzlich wieder nicht zu sehen und man starrte nur auf ein durchgängiges Blätterdach.
    „Darf man vielleicht mal fragen, was du jetzt vorhast?“, verlangte Koraxxon in seiner unverblümten, respektlosen Art zu wissen.
    „Später.“
    „Ich frage mich, was das für eine Kreatur war, der wir da gerade – dem Unsichtbaren Gott, dem Sonnengott der Feuerheimer und den Mond- und Seegöttern der Seemannen sei zu gleichen Teilen Dank dafür! - nur aus sicher Entfernung begegnet sind.“
    „War das etwa der Bleiche Einsiedler, den wir suchen?“, fragte sich Ganjon, noch immer verwirrt über das, was geschehen war.
    „Nein, das war er nicht“, antwortete Rajin mit Bestimmtheit und eröffnete seinen Gefährten dann, was er gesehen hatte. „Ich machte in der leuchtenden Lichtaura für wenige Augenblicke einen bärtigen Krieger aus. Er schwang einen Beidhänder, eine sehr plumpe Waffe, die mich an meine Heimat Winterland erinnerte, an die Seemannen, unter denen ich aufwuchs.“
    Einen Moment lang schwiegen alle drei und überlegten, worauf diese Beobachtung hindeuten konnte. Es war Ganjon, der wieder das Wort ergriff, indem er sagte: „Jedenfalls habe ich noch nie erlebt, dass jemand auf so rasche Weise einen Drachen zu töten vermochte …“
     
     
    Der Pfad schlängelte sich zwischen den Bäumen dahin und führte geradewegs zu einer felsigen Anhöhe, die aus dem Wald ragte, und endete dort. Ghuurrhaan kreiste zweimal über der Anhöhe. Der Gipfelbereich war steinig und nur spärlich bewachsen. Ansonsten war der Bewuchs je nach Hanglage unterschiedlich. Manche der Hänge waren

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