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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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über ihm schwebt, würdet Ihr ihn nicht sehen.“ Und nach kurzer Pause fügte der gebürtige Seemanne hinzu: „Glaubt mir, ich weiß, wovon ich rede, denn ich sah Dutzende von guten Männern im tiefen Teich unseres Meeresgottes Njordir versinken, ohne dass je wieder jemand von ihnen gehört hätte.“
    „Ich bin selbst unter Seemannen aufgewachsen und auf Seemammutjagd gefahren“, gab Rajin unwirsch zurück. Dabei wusste er, dass Ganjon recht hatte und es kaum möglich war, Koraxxon noch zu bergen. Zwar war anzunehmen, dass der überaus robuste Körper des Dreiarmigen den Sturz in die Tiefe unbeschadet überstanden hatte, aber als gute Schwimmer waren Dreiarmige nicht bekannt. Wie lange es jemand wie Koraxxon auszuhalten vermochte, von salzigen Wellen immer wieder emporgetragen und dann stets unter ganzen Schiffsladungen von Wasser begraben zu werden, konnte Rajin nicht einmal erahnen. Davon abgesehen war das Meer die Heimat ungezählter Geschöpfe, die auch einen etwas ungewöhnlichen Bissen nicht verschmähten – nicht einmal dann, wenn seine Haut von ungenießbaren Schuppen bedeckt waren, wie es bei Koraxxon der Fall war.
    Für einen kurzen Moment glaubte Rajin plötzlich, die innere Kraft des Dreiarmigen wahrgenommen zu haben. Lass mich jetzt nicht im Stich und hilf mir!, wandte er sich noch einmal an die Seelenreste in der Metallhand, die daraufhin leicht zu schimmern begann, während er sie nach wie vor um den nächsten Rückenstachel Ghuurrhaans geschlossen hatte. Diesmal reagierte die Hand. Allerdings bestand die Antwort nicht aus einem geordneten Gedanken, der sich in klare Worte hätte fassen lassen. Stattdessen überschwemmte Rajins Geist ein Schwall von bruchstückhaften Bildern, Eindrücken, Worten und Satzfetzen, die auf ihn wie die Trümmer eines zerstörten Gedankenmosaiks wirkten. Ein schlüssiges Bild ergaben sie nicht. Rajins anfängliche Vermutung, dass die Kräfte des Schneemonds das Wesen in der Metallhand wieder in seine Bestandteile zerrissen hatten, schien sich zu bestätigen.
    Koraxxon!, dachte er, aber schon im nächsten Moment hatte er die Verbindung zum Geist des Gefährten verloren. Nein! Nicht auch noch er!
    Er hatte schon so viele verloren, die an seiner Seite gestanden hatten, dass jeder weitere Verlust eines Getreuen doppelt wog. Koraxxon mochte als Missratener bezeichnet werden, weil er das Heer des Priesterkönigs von Tajima verlassen hatte und seinem eigenen Willen gefolgt war, was der Bestimmung eines Veränderten widersprach. Aber Rajin gegenüber war er vollkommen loyal, und der junge Kaiser wusste sehr wohl, dass er sich nur auf ganz wenige so verlassen konnte wie auf Koraxxon.
    „Koraxxon steht mir inzwischen so nahe wie Euch“, sagte Ganjon an Rajin gewandt. „Aber es ist sinnlos, weiter nach ihm zu suchen. Ihr gefährdet damit Euch selbst – und uns! Sehr nur, wie schwach Ghuurrhaan bereits geworden ist, wie kraftlos die Bewegungen seiner Flügel sind.“
    „Und wie verwirrt sein Geist ist“, fügte der Bleiche Einsiedler hinzu.
    „Ihr seid in der Lage, das zu erfassen, Branagorn?“, wunderte sich Rajin. „Soweit ich weiß, habt Ihr weder die Ausbildung eines Drachenreiter-Samurai, noch fließt dessen Blut in euren Adern.“
    Statt darauf einzugehen, sagte Branagorn auf einmal: „Ich höre einen Ertrinkenden, der viel Wasser spuckt und mit drei Armen rudert!“
    „Ihr wollt mich hochnehmen!“, entgegnete Rajin erstaunt.
    „Keineswegs. Meine Sinne sind von einer Empfindlichkeit, die Euresgleichen unbekannt ist. Im Vergleich zu mir seid Ihr taub und blind.“ Branagorn kroch ein Stück am Sattelriemen entlang, sodass er besser in die Tiefe sehen konnte.
    „Seid vorsichtig!“, rief Rajin ihm zu.
    „Haltet mich nicht für einen Draufgänger, o Kaiser!“, gab Branagorn zurück. Er beugte sich noch etwas weiter vor, aber da Ghuurrhaan im Augenblick sehr ruhig flog, bestand kein sehr großes Risiko, dass auch er noch in die Tiefe stürzte und von den Fluten verschlungen wurde. „Hört, was ich sage, und richtet Euch danach, denn ich werde Euch zu dem Dreiarmigen führen!“
    „Ich sehe nirgends etwas!“, bekannte Rajin. Und was viel schlimmer war: Er hatte auch keine Verbindung mehr zur inneren Kraft des Gestürzten.
    Branagorn hielt sich mit einer Hand am Sattelriemen fest und gestikulierte mit der andren. „Dorthin!“, rief er.
    Rajin ließ Ghuurrhaan tiefer sinken und auch etwas langsamer fliegen. Zwar sorgte das Licht der fünf Monde in dieser

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