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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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sich für einen Moment beinahe gewichtslos. Er hielt sich mit seiner Metallhand an einem der Rückenstacheln Ghuurrhaans fest, und Erich von Belden, ebenfalls gepackt von der unheimlichen Kraft, die ihn nach oben zu ziehen drohte, schloss beide Hände um einen Sattelriemen. Auch Ganjon gelang es, rechtzeitig Halt zu finden, aber Koraxxon erfasste die Situation zu spät, und schon wurde er vom Rücken des Drachen gesogen. Er taumelte nach oben, stieß einen Schrei aus, dann beschrieb die Bahn, in die er dahingeschleudert wurde, einen Bogen, und es ging mit ihm wieder abwärts.
    Gleichzeitig setze unplötzlich ein wolkenbruchartiger Regen ein – Regen, der von unten kam und offenbar aus den Fluten des ungewöhnlich aufgepeitschten Ozeans gespeist wurde.
    Rajin klammerte sich verbissen fest und versuchte, Ghuurrhaan wieder unter seine Kontrolle zu bekommen. Doch der Drache war im Augenblick selbst nur ein Spielball von Kräften, die sogar für ein so mächtiges Wesen wie ihn nicht beherrschbar waren. Der Schlag seiner Schwingen glich eher einem hilflosen Flattern, sein Flug dem Taumel einer Zweikopfkrähe, die vom Pfeil eines Jägers durchbohrt war und nur noch instinktiv die Flügel bewegte.
    Es mussten die Kräfte des Schneemondes sein, die für dieses schiere Chaos verantwortlich waren, das allen bekannten Gesetzen der Natur widersprach.
    „Koraxxon!“, rief Rajin, aber sein Ruf verhallte ungehört im Tosen des sich ständig drehenden Windes, dessen Richtung ebenso ungewöhnlich war wie die des nach oben fallenden Regens. Innerhalb von Augenblicken konnte man nicht mehr die Hand vor Augen sehen.
    Rajins Kleidung war vollkommen durchnässt, und den drei anderen, die sich noch auf Ghuurrhaans Rücken hatten halten können, erging es nicht besser.
    Whytnyr, du Verrätergott!, durchfuhr es Rajin mit heißer Wut. Ist dies der Tag des Weltenendes?
    Ghuurrhaan schrie erneut laut auf, als er erneut von dem unheimlichen Sog des Schneemonds zuerst viele hundert Mastlängen in die die Höhe gehievt und dann plötzlich scheinbar fallen gelassen wurde. Rajin, der sich kurz zuvor nach schwerelos gefühlt hatte, glaubte nun, doppeltes Gewicht zu haben.
    Wie ein Stein fiel der Drache in die Tiefe, dem Meer entgegen. Der umgekehrte Regen brach schlagartig ab, und das Wasser, das bereits vom Schneemond emporgesogen worden war, rieselte zurück in die aufgepeitschte See.
    „Festhalten!“, wollte Rajin rufen, aber die Luft um ihn herum war so dünn, dass nur ein heiseres Krächzen daraus wurde. Er versuchte, seine inneren Kräfte zu sammeln, und rief dabei in Gedanken nach dem Wesen in seiner Metallhand. Komrodor! Gibt es denn keine Magie, die dem Wüten der Elementargeister Einhalt zu gebieten vermag? Aber so oft sich die Geisterstimme bisher ungefragt in seinen Kopf gemeldet hatte, diesmal gab sie keine Antwort.
    Hilflos fiel Ghuurrhaan mit seinen drei Reitern in die Tiefe. Rajin verlor zeitweilig sogar das Empfinden dafür, wo oben und unten war. Augenblicke summierten sich zu einer kleinen Ewigkeit. Dann war da plötzlich eine Stimme, bei der sich Rajin im ersten Moment nicht sicher war, ob er sie nur in seinen Gedanken vernahm oder ob er sie tatsächlich hörte, was in Anbetracht des Getöses um sie herum eigentlich unmöglich war.
    Es war Branagorns Stimme, die sich da erhob. Der Bleiche Einsiedler rief Worte in jener fremden Sprache, in der er zuvor schon seine Beschwörungen gesprochen hatte. Rief er auf seine Weise die offenbar widerstreitenden Elementargeister der Drachenerde und des Schneemonds an, in dem Versuch, sie zu beruhigen?
    Etwas in der Art wird es ein, dachte Rajin, und in diesem Augenblick spürte er zum ersten Mal etwas von der inneren Kraft des Bleichen Einsiedlers. Offenbar war er tatsächlich ein Meister darin, sie zu verbergen, aber angesichts der Anstrengung, der er sich gerade unterzog, war das wohl nicht länger möglich.
    Wie um den Bemühungen Branagorns Hohn zu sprechen, wurde Ghuurrhaan erneut in die Höhe gerissen, und für angstvolle Augenblicke überkam Rajin die Befürchtung, der Drache würde in jene Regionen des Himmels gesogen, in denen es keinen Atem mehr gab, um schließlich auf die schneeweiße Oberfläche von Whytnyrs Mond zu stürzen. Eine schier unmenschliche Kälte durchdrang den Leib des jungen Kaisers bis ins Mark. Er rang nach Luft und spürte einen furchtbaren Schmerz in der Brust, als würde ihm die Lunge herausgerissen.
    Dann aber schienen die Elemente unerwarteter Weise ein

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