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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Einsehen zu haben. Die widerstreitenden Winde und Anziehungskräfte beruhigten sich fast ebenso schnell, wie sie zu toben begonnen hatten, und Ghuurrhaan sank merklich tiefer. Doch er bewegte kaum noch die Flügel. Der Kampf gegen die übermächtigen Gewalten hatte ihn völlig erschöpft.
    Rajin blickte auf in den Himmel und sah, dass der übergroße Schneemond seinen Zenit überschritten hatte. Ob sich die Elemente deshalb beruhigt hatten oder ob dies Folge von Branagorns Beschwörung war, das war dem jungen Kaiser im Augenblick völlig gleich.
    Ghuurrhaan ging schließlich in einen ruhigeren, aber kräftesparenden Gleitflug über. Die unberechenbaren Winde waren so gut wie völlig verebbt, und auch der Sog war nicht mehr zu spüren.
    „Bei allen Teufeln – was war denn das?“, keuchte Erich von Belden. „Ich weiß nicht, ob es wirklich gut für mich ist, dass mich die Lichtaura nicht mehr umgibt, die mich immerhin sogar vor dem Feuer Eures Drachen schützte.“
    „Seht zum Nachthimmel, dann erübrigen sich alle Erklärungen“, meinte Branagorn.
    „Aus der Gluthölle in eine Welt, in der die Gestirne auf die Erde stürzen und von der Apokalypse künden!“, stieß Erich von Belden hervor, und als wolle er dem Ritter zumindest in diesem speziellen Fall ausdrücklich zustimmen, ließ Ghuurrhaan einen zwar lauten, aber doch ziemlich kraftlos klingenden Ruf vernehmen.
    Rajin sah ein, dass er dem Tier eine Pause gönnen musste, wollte er nicht riskieren, dass Ghuurrhaan entweder völlig entkräftet wie ein Stein vom Himmel fiel oder er zumindest die Insel der Vergessenen Schatten dermaßen erschöpft erreichte, dass man ihn dort nicht mehr einsetzen konnte.
    Eigentlich hatte Rajin einen Zwischenhalt vermeiden und weder an der Küste des Ostmeerlandes noch auf einer der drei zum Drachenland gehörenden Inseln Agasar, Namsor und Dongkor eine Rast einlegen wollen, schon deshalb, weil er überall mit Verrätern rechnen und darauf gefasst sein musste, dass seine Feinde jede Gelegenheit nutzten, ihm aufzulauern. Eine solche Zwischenlandung bedeutete daher immer ein zusätzliches Risiko.
    Noch musst du durchhalten!, sandte Rajin einen intensiven Gedanken an Ghuurrhaan, und der Drache antwortete mit einem dumpfen Knurren, während zugleich wieder etwas Rauch aus seinen Nüstern quoll. Wir können Koraxxon nicht so einfach im Stich lassen ...
    Das Risiko war nicht unerheblich. Wie weit es bis zur nächsten Küste war, konnte Rajin ungefähr abschätzen. Seinen Schätzungen nach wäre die des Ostmeerlands die nächste Gelegenheit für eine Landung gewesen. Aber wenn er Ghuurrhaan zuerst auf die Suche nach dem Dreiarmigen schickte, konnte es gut sein, dass die Kräfte des Drachen am Ende nicht ausreichten, um anschließend noch das Land zu erreichen. Und einen schwimmenden Drachen hatte seit Jahrtausenden niemand gesehen, und man konnte kaum annehmen, dass dies für seine Reiter besonders angenehm wäre.
    Rajin ließ Ghuurrhaan dennoch einen Bogen fliegen, bei dem er sich von den Winden treiben lassen konnte. Der Drache knurrte den Schneemond an, als handelte es sich um einen Feind – und tatsächlich war dieser weiße Himmelskörper der mit Abstand schlimmste Widersacher, den es selbst für einen ausgewachsenen ehemaligen Wilddrachen gab.
    Rajin konzentrierte sich auf seine innere Kraft. Er sammelte sie und rief nach dem Wesen, das seine Metallhand beseelte, damit es ihm half, Koraxxon aufzuspüren. Doch die Gedankenstimme dieser aus Seelenresten zusammengesetzten Wesenheit hüllte sich eigenartigerweise in Schweigen. Rajin fragte sich, ob die vom Schneemond ausgelösten Turbulenzen diese nur notdürftig miteinander verbundenen Seelenreste möglicherweise wieder auseinander gerissen hatten. Mächte, die mächtig genug waren, Wasser aus dem Meer in den Himmel regnen zu lassen, durfte man eine solche Kraft wohl zutrauen, fand Rajin.
    Er ließ Ghuurrhaan tiefer sinken und versuchte gleichzeitig, mithilfe seiner inneren Kraft den verloren gegangenen Gefährten aufzuspüren.
    „Ihr wollt den dreiarmigen Teufel retten!“, stellte Erich von Belden nach einer Weile fest, nachdem Ghuurrhaan immer tiefer über den aufgepeitschten Wellen des östlichen Ozeans kreiste. Der Ritter wagte nur einen kurzen Blick über den Flügelrand des Drachen und wandte dann das blass gewordene Gesicht wieder ab.
    „Ihr werdet ihn kaum finden können“, erklärte Hauptmann Ganjon. „Die Wellentäler sind so tief – selbst wenn Ghuurrhaan genau

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