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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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klaren Nacht für Helligkeit, aber für Rajins menschliche Augen waren zwischen den Wellentälern kaum mehr als Schatten auszumachen. Es war eigentlich unmöglich, dort einen Schwimmer zu entdecken, dennoch starrte Branagorn konzentriert auf das Meer.
    Immer wieder gestikulierte er, damit Rajin den Drachen in eine andere Richtung lenkte. Dann hob er plötzlich immer wieder den Kopf, und seine Nasenflügel bebten wie bei einem Tier, das Witterung aufnahm. Er legte die Rechte hinter die Ohrmuschel und lauschte angestrengt in die Nacht, so als könnte er dadurch neue Hinweise erhalten, wo Koraxxon zu finden sei.
    „Wenn der Kerl wirklich so gute Augen und Ohren hat, dann ...“, murmelte Ganjon.
    „Schweigt!“, fuhr ihn Branagorn an. „Glaubt Ihr, ich könnte mich auf das Röcheln eines Ertrinkenden konzentrieren, wenn Ihr dazwischenplappert, wie es Euch gerade in den Sinn kommt?“
    „Ich bitte um Verzeihung“, murrte Ganjon. „Aber ich dachte, bei all dem Getöse und Meeresrauschen würde meine Stimme nicht allzu sehr ins Gewicht fallen!“
    „Einem, dessen Ohren von Geburt an halb verschlossen sind, sei dieser Irrtum verziehen“, erwiderte Branagorn. „Ihr solltet allerdings hoffen, dass er Eurem Gefährten nicht das Leben kostet!“
    Branagorn ließ Rajin den Drachen noch ein paar Mal hin und her lenken, und der junge Kaiser entschied sich, dem Bleichen Einsiedler mit den erstaunlich empfindsamen Sinnen einfach ein Stückweit zu vertrauen. Zumindest so lange, wie Ghuurrhaan noch nicht völlig entkräftet war.
    Dass sich das Meer nicht beruhigte, erschwerte die Sache auch für Branagorn. Immer wieder hielt er das linke Ohr in verschiedene Richtungen, und manchmal schloss er dabei auch die Augen, um sich besser konzentrieren zu können.
    Plötzlich, als Rajin die Suche schon abbrechen wollte, da er ein erstes Schwächezittern auf der Schuppenhaut des Drachen bemerkte, rief Branagorn: „Ein Seil!“
    Ganjon nahm sein Wurfseil von der Schulter, kroch zu Branagorn hinüber und reichte es ihm, während Rajin dafür sorgte, dass Ghuurrhaan in der Luft verharrte. Dazu musste der Drache kräftiger und schneller mit den Flügeln schlagen, was besonders kräftezehrend war. Mit einem krächzenden Laut protestierte er dagegen, aber Rajin blieb unerbittlich.
    „Er soll tiefer sinken!“, rief Branagorn.
    Ganjon befestigte das Seil mit einem Ende an einem Sattelriemen, während Rajin den Drachen fast auf Masthöhe über dem Wasser schweben ließ. So sehr sich der Drachenkaiser jedoch auch anstrengte, nirgends vermochte er dort unter ihnen einen in Seenot geratenen Dreiarmigen zu entdecken.
    Zur Verwunderung aller band sich Branagorn das Seil um die Brust, doch ließ er an seinem Ende so viel davon übrig, dass er daraus eine weitere Schlinge knüpfen konnte. Dann reichte er Ganjon sein Schwert und die Tasche aus Wolfshirschleder. „Passt mir gut darauf auf! Wenn diese Dinge verloren gehen, würde ich das niemals verzeihen!“
    Noch ehe Branagorn, Erich von Belden oder Rajin irgendetwas dazu sagen konnten, sprang Branagorn in die Tiefe. Das Seil entrollte sich, und Rajin sorgte dafür, dass Ghuurrhaan noch etwas tiefer über dem Meer schwebte, sodass das Salzwasser zu ihnen heraufspritzte.
    Der Bleiche Einsiedler versank in den Fluten.
    „Ich hoffe, der Kerl weiß, was er tut!“, knurrte Erich von Belden mit einer tiefen Furche der Besorgnis auf der Stirn.
    „Besser Ihr redet nicht zu laut, sonst kann unser totenblasser Meister vor lauter Krach das Meeresrauschen nicht mehr hören“, gab Ganjon bissig zurück.
    Wenig später tauchte Branagorns Haupt wieder aus den Fluten auf. „Hinauf und fort von hier!“, rief er. „Sofort!“
    Es war nicht nur seine Stimme, die diese Worte sprach, zugleich erreichte Rajin auch ein sehr intensiver Gedanke, der zwar in einer völlig fremden Sprache formuliert war, den der Drachenkaiser aber trotzdem zu verstehen vermochte.
    Erneut spürte Rajin die innere Kraft des Bleichen Einsiedlers. Auch wenn diese offenbar von sehr fremdartiger Natur war, so wurde Rajin doch in diesem Moment klar, dass sie weitaus stärker war als seine eigene.
    Empor!, befahl er Ghuurrhaan, und der Drache ließ einen ächzenden Laut vernehmen, so als sei er erleichtert, endlich nicht mehr im anstrengenden Standflug am Fleck verharren zu müssen. Um aber wieder auf den Winden gleiten zu können, musste er sich zuvor mit ein paar kräftigen Flügelschlägen, von denen ihm jeder einzelne eine ungeheure

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