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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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dann noch, wenn wir diese ungastliche Insel längst verlassen haben“, erklärte der Bleiche Einsiedler.
    „Ist solche Zauberei in Eurer Welt üblich?“, fragte Rajin.
    „Man nennt uns das Volk des Lichts“, entgegnete Branagorn. „Wäre es nicht eine Schande, wenn wir nichts damit anzufangen wüssten?“
    „Ich bin ehrlich genug zuzugeben, dass ich von diesen Dingen nichts verstehe“, gestand Rajin.
    „Die Kristalle, die man in Eurer Welt findet, sind nicht von jener Qualität, die ich aus meiner Heimat gewohnt bin, aber ich hatte Zeit genug, mich auf die daraus resultierenden Probleme einzustellen.“ Er hielt den nicht mehr leuchtenden Kristall sehr dicht vor sein linkes Auge, so als müsste er ihn sich ganz genau ansehen, und fuhr dann fort: „Das Wissen ganzer Bibliotheken habe ich auf diese Weise in Kristalle gespeichert, auch wenn die Prozedur in diesem Fall bedeutend einfacher war, da Liisho meine Farbrezeptur zur Niederschrift seiner Texte benutzte. Die Inschriften an schwer zugänglichen Stellen in den Schluchten und Höhen des Dachs der Welt habe ich gesammelt und den Inhalt jeder Schriftrolle, von der ich glaubte, dass ihr Inhalt irgendwann einmal für mich von Nutzen sein könnte. Manche der Bibliotheken, die ich besuchte und deren Wissen ich speicherte, existieren schon gar nicht mehr, weil ihr menschlichen Narren sie im Verlauf von kriegerischen Auseinandersetzungen oder Aufständen niedergebrannt habt. Und manchmal auch deshalb, weil irgendeinem Herrscher oder einem Anhänger irgendeines Eurer Götter jene Schriften nicht genehm waren. Aber so seid ihr Menschen. Von dem wenigen Wissen, das ihr in euren kurzen Leben zu sammeln imstande wart, vernichtet ihr in mehr oder minder regelmäßigen Abständen einen gewissen Anteil.“
    Rajin wollte etwas erwidern, doch der durchdringende Ruf Koraxxons hielt ihn davon ab. Der Dreiarmige deutete landeinwärts zum Horizont. Hinter dicht bewachsenen Hügeln, aus denen hier und dort noch vereinzelte moosbedeckte Ruinen aufragten, stieg an einem dutzend Stellen dunkler Rauch auf. Er quoll aus dem dichten Dschungel hervor, der den Großteil der Insel bedeckte.
    „Die Vergessenen Schatten!“, stieß Rajin hervor.
    Der Chor ihrer Stimmen wurde so laut, dass sich Rajin und seine Begleiter kaum noch schreiend verständigen konnten. Ghuurrhaan brüllte auf, doch selbst sein Ruf ging in dem furchtbaren Lärm unter. Auch das beständige Rauschen des Meeres und das Donnern der sich an den Felsen von Qô zerschlagenden Wellen waren nicht mehr zu vernehmen.
    Rajin glaubte in den Schreien der Schatten sogar Worte heraushören zu können.
    Namen.
    Der seines Vaters Kojan war darunter, aber auch sein eigener. Besonders häufig wurde allerdings der von Kaiser Onjin gerufen, der so viel Leid und Unglück über die Qôaner gebracht hatte.
    „Jedenfalls wissen wir jetzt, weshalb die Wilddrachen geflohen sind“, erklang die Geisterstimme der Metallhand in Rajins Kopf; ihr Gedanke war von einer fast unangenehmen Schärfe, die aber bewirkte, dass die Erstarrung von Rajin abfiel, die ihn befallen hatte. Nein, nicht noch einmal wollte er im Angesicht der Vergessenen Schatten zu einer Standbild der Hilflosigkeit werden. Die Lähmung, die ihn in Nangkor befallen hatte, wäre um ein Haar sein Untergang gewesen. Nur das beherzte Eingreifen Erich von Beldens hatte ihn gerettet. Aber Rajin ahnte, dass er sich diesmal ebenso wenig darauf verlassen konnte wie auf Branagorns besondere Zauberkunst, mit der er die Schattenriesen zu vertreiben wusste.
    Die Rauchsäulen verwirbelten. Die unzähligen schwebenden Teilchen, aus denen sie bestanden, gruppierten sich immer wieder neu, vereinten sich und bildeten neue Formen. Zunächst sah es aus, als würden Schattenriesen daraus entstehen, so wie jene, die Nangkor angegriffen hatten, nur dass diese hoch in der Luft schwebten.
    Doch diese Gestalten lösten sich jeweils schon nach wenigen Augenblicken wieder auf. Sie zerfielen in winzige Bestandteile, die dann wieder zusammenfanden und schließlich riesige vogelähnliche Schatten bildeten. Die geflügelten Schatten hatten sehr unterschiedliche Ausmaße, aber selbst die kleinsten Exemplare unter ihnen waren immer noch deutlich größer als Ghuurrhaan oder der Großteil jener Wilddrachen, die offenbar vor diesen Erscheinungen in heller Panik hinaus aufs Meer geflohen waren.
    Die unheimlichen Wesen begannen die Ruinen von Qô in einem bestimmten Abstand zu umkreisen, den sie aus irgendeinem Grund

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