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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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während sich seine Metallhand um den Griff des Matana-Schwerts schloss, wobei sich ein flimmerndes Leuchten um sie legte, das aber einen Augenblick später verblasste.
    Branagorn ließ den Blick über die umliegenden Ruinen schweifen. Er blähte dabei wieder die Nasenflügel, verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und machte ganz den Eindruck, als sähe, hörte oder roch er Dinge, die allen anderen, die mit Kaiser Rajin nach Qô gekommen waren, verborgen blieben. Mit niedergeschlagenen Augen ging er dann ein paar Schritte auf jenes Gebäude zu, das dem Weise Liisho für viele Jahre als Unterkunft gedient hatte, als er sich vor den Häschern des Usurpators hatte verbergen müssen, darauf hoffend, dass zumindest einer der fünf von ihm geretteten Prinzen des Kaiserhauses überlebte und das Erwachsenenalter erreichte.
    An fünf verschiedenen Orten, weit über die Welt verstreut, hatte Liisho die Prinzen in der Obhut von Menschen zurückgelassen, die nicht einmal geahnt hatten, dass sie ein Kind des Kaisers von Drachenia großzogen. Vier Prinzen hatten die Häscher des Usurpators dennoch aufspüren können und sie ohne Mitleid ermordet, so hatte Liisho es Rajin erzählt. Rajin war der Einzige gewesen, der am Leben geblieben war.
    „Ich spüre, dass an diesem Ort etwas von Liishos Geist geblieben ist und wahrscheinlich auch für immer bleiben wird“, eröffnete Branagorn, dann fügte er etwas in seiner eigenen Sprache hinzu, lächelte auf einmal und sagte, wieder für alle verständlich: „Hier findet sich sein Vermächtnis.“
    Rajin war dem Bleichen Einsiedler bis auf einen Abstand von wenigen Schritten gefolgt, während die anderen zurückgeblieben waren. Als der Kaiser verharrte, stand er beinahe exakt auf der Mitte der Felsenkanzel, die im alten Qô ganz gewiss ein beliebter Platz gewesen war. Mit leiser Stimme verlangte er zu wissen: „Wovon sprecht Ihr, Branagorn?“
    Der Bleiche Einsiedler beachtete die Frage des Kaisers zunächst nicht. Vielleicht hatte er sie trotz seines empfindsamen Gehörs nicht mal verstanden, da er sich geistig vollkommen in etwas vertieft hatte, das für Rajin unsichtbar blieb.
    Angestrengt schaute Branagorn zu Boden, ging dann ein paar Schritte seitwärts, so als folgte er einer Linie, nur um schließlich kehrt zu machen, den ungefähr fünf Schritt langen Weg noch einmal zurückzulegen und zum Ausgangspunkt seiner kurzen Wanderung zurückzukehren.
    „Branagorn!“, rief Rajin.
    Branagorn blickte auf. „Ihr seht sie nicht, nicht wahr?“
    „Wovon sprecht Ihr?“
    „Von den Zeichen.“
    Rajin sah sich um, konnte aber beim besten Willen nicht entdecken, was der spitzohrige Mann in der weißen Kutte meinen mochte. „Was für Zeichen?“
    Branagorn machte eine weit ausholende Geste. „Dieser gesamte Platz ist voll davon. Sie sind in dicht gedrängten Kolonnen am Boden hinterlegt, manche größer und damit deutlich hervorgehoben, andere ganz klein. Aber das hat alles seinen Sinn.“ Branagorn schüttelte ergriffen den Kopf, dann ging er rasch ein paar Schritte über den Platz und blieb an einer anderen Stelle abrupt stehen. „Hier befindet sich das Vermächtnis Liishos“, erklärte er mit nahezu feierlichem Ernst. „Er hat es auf den Stein geschrieben, um es über seinen Tod hinaus zu bewahren. Dazu hat er sowohl eine Farbe benutzt, deren Zusammensetzung ich ihm beibrachte, als auch einen Zauber, den er von mir erlernte, um sicherzugehen, dass sein Widersacher Katagi sein Erbe auf keinen Fall erkennt.“ Branagorn drehte sich zu Rajin um und deutete dabei mit der rechten Hand zu Boden. „Dies ist Liishos Hinterlassenschaft, verfasst in drachenischer Schrift. Er handelte wirklich gut überlegt. Um seine Schriften in Stein zu meißeln, hätte seine bescheidene Lebenszeit nicht ausgereicht, und außerdem hätten die Schergen des Usurpators das Vermächtnis ihres ärgsten Feindes womöglich irgendwann entdeckt und vernichtet.“
    „Könnt Ihr die Zeichen sichtbar machen?“
    „Für Euch sichtbar, wolltet Ihr sagen?“ Branagorn lächelte. „Wenn Ihr glaubt, Ihr bräuchtet besonders gute Augen, um sie zu erkennen, irrt Ihr. In Wahrheit ist nur ein wacher Geist erforderlich. Und etwas Geduld. Seht auf den Stein. Es gibt ein paar Formeln, die mich dabei unterstützen, meine eigenen Kräfte zu sammeln. Da Eure innere Kraft von völlig anderer Natur ist, bezweifle ich, dass sie auch bei Euch wirken. Darum versucht einfach nur, Euch zu konzentrieren, vielleicht gelingt es Euch, das

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