DRACHENERDE - Die Trilogie
Schädel auf, die laut aufschrien, und schließlich rief Whytnyr: „Ein Handel, Traumhenker! Ich will einen Handel, wie du ihn vielen Sterblichen und Göttern angeboten hast, damit sie über ihre Zeit hinweg existieren können!“
„Für dich gibt es keinen Handel“, erklärte Ogjyr. „Deine Gesellschaft auf dem Augenmond wäre mir ärgerlich und zudem eine Belastung für unser zukünftiges Schicksal, das ohnehin schon an einem Teppichfaden aus drachenischer Seide hängt.“
„Ha, verloren seid ihr! Verloren wie ich! Das letzte Vergnügen, beim Ende der Welt zuzuschauen, hast du mir genommen, du verfluchter Zwitter aus Gott und Dämon!“, schrie Whytnyr. „Sag mir, wer deine Seele einst trennen wird, denn dies ist gewiss: Das Ende steht auch dir bevor!“
Ogjyr aber blieb dem Gott des vagabundierenden Schneemondes die Antwort auf diese Frage schuldig. Stattdessen ließ er abermals die blutige Axt herniedersausen und fuhr damit fort, bis der Gott Whytnyr, der unablässig die übelsten Flüche ausstieß, für immer verstummte.
Seine Seele trennte der Todverkünder, auf dass sie sich in der Weite des Kosmos verliere wie ein übler Gedanke.
Das Buch vom Kommen des Sechsten Äons, Kapitel XXXIV
(nach dem Exemplar in der Sternenseherschule von Seeborg – Die Lektüre dieser Schrift wird sowohl vom tajimäischen Priesterkönig als auch von der Kirche von Ezkor als Ausdruck verderblichen seemannischen Heidentums gewertet und ist allen Gläubigen des Unsichtbaren Gottes bei Strafe verboten. Nichtsdestotrotz kursieren – teilweise stark verfälschte – Übersetzungen und ihre Abschriften in den Küstenstädten des drachenischen Neulandes und der Nordwestprovinzen Tajimas, und ihr Inhalt verbreitet sich zudem in mündlicher Form, wobei allerdings die Namen der seemannischen Götter teilweise durch Heilige ersetzt sind.)
Wenn der Feuerfürst von Pendabar zum Himmel aufschaut, sieht er den Schneemond heranrasen – ein Geschoss, das jenen Kugeln aus Gestein oder Blei gleicht, welche die schwersten in die Mauern der Feuerstadt Pendabar eingelassenen Geschütze auf den Feind abfeuern, und das die Welt treffen und zerschmettern wird.
„Welchen Sinn haben alle unsere Bestrebungen angesichts dessen, was da kommt?“, jammert er dann in seiner Verzweiflung. „Welchen Sinn haben der Krieg und die Bündnisse und alle Bestrebungen, die unsere Macht stärken oder die anderer schwächen sollen, da nicht einmal die Macht des Feuers in der Lage ist, diesen himmlischen Angreifer davonzujagen?“
Und während die Menschen in Pendabar angesichts der Himmelserscheinung zum Gott der Sonne beten, den die überwiegende Mehrheit der Feuerheimer verehrt, kommen unter dem Volk bereits die ersten Gerüchte auf, dass dieses Strafgericht das Reich des Fürsten nur deshalb treffen wird, da dieser den Glauben an den Sonnengott längst verloren hat.
Aus einem nicht mehr abgesandten Brief von Draleijf Tharnolfssohn dem Weitgereisten, der zu dieser Zeit als Botschafter des Hochkapitäns des Seereichs am Hof von Pendabar weilte
Einmal reisten die Götter zum Jademond, wo der Schicksalsgott Groenjyr oft genug das Weben des Schicksalsteppichs seinen unfähigen Gesellen überließ, wenn er selbst seiner Trunksucht frönte oder seinen Rausch ausschlief. Die anderen Götter wollten die Trunkenheit des Schicksalsgottes ausnutzen und das Schicksal verändern, während er schlief.
Sie zwangen die Webergesellen unter ihren Willen, und die meisten der Gesellen waren froh darüber, da ihnen selbst jede Kunstfertigkeit und jeder Gestaltungswille bei ihrer Arbeit fehlte.
Doch die Götter gerieten in Streit über das richtige Muster, und ihr Zank weckte Groenjyr, der voller Zorn die anderen Götter mit einem mächtigen Zauber auf alle Zeiten von seinem Mond verbannte. „Eher soll ein Sterblicher das Schicksal bestimmen als so falsche Götterfreunde wie ihr, die ihr mich zu hintergehen versuchtet!“, rief er ihnen hinterher.
Das späte Buch Groenjyr
Es war da aber einer, der das Schicksal noch hätte wenden können, doch dessen Herz schlug nicht mehr.
Die letzte Erzählung vom Kaiser Rajin
1. Kapitel
Kallfaer Eisenhammer
Zwei Jahre zuvor …
Jener Tag, der das Unglück über Winterborg brachte, veränderte alles. Nichts war für Kallfaer Eisenhammer noch wie zuvor, und er verlor den Glauben daran, dass die Götter sein Schicksal oder das der Welt zum Guten zu wenden vermochten oder auch
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