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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Schiffe zu geraten. Allzu weit übers Nordmeer konnten die Drachenier nämlich nicht fliegen, da ihre Drachen die Kälte nicht ertrugen.
    Seemammutflosse hieß das Schiff und war größer als jedes, dass es in Winterborg gegeben hatte. Vorn gab es einen großen Springald, der einer gewaltigen Armbrust glich und mit dem man bei der Seemammutjagd Harpunen von halber Mastlänge verschießen konnte.
    „Um dieses Katapult zu erwerben, bin ich bis nach Lisi im Luftreich Tajima gesegelt“, berichtete Orik, als er Kallfaers erstaunten Blick bemerkte. „Das Geheimnis der Gewichtslosigkeit konnte mir der Besitzer der Luftschiffswerft, von dem ich es erwarb, auch nicht verraten, selbst wenn ich ihm genug Silber hätte bieten können. Nur der Priesterkönig kennt es und hütet es wie seinen Augapfel.“
    Katapulte und Springalds waren an Bord seemannischer Seemammutjägerschiffe keine Seltenheit, wenn sie auch eher bei jenen Schiffen zu finden waren, die aus den größeren Häfen im südlichen Seereich stammten. Die vergleichsweise armen Jäger aus Winterland, Sturmland oder Borgland mussten sich zumeist mit einer deutlich einfacheren Ausrüstung zufrieden geben.
    Abgesehen von seiner Größe war das Besondere an diesem Springald, dass er sowohl in der Horizontalen als auch in der Vertikalen schwenkbar war. So hing es nicht von dem Geschick des jeweiligen Steuermanns und dem durch Njordir gegebenen Glück ab, ob das mächtige, zumeist mit einer Harpunenleine versehene Geschoss traf oder nicht.
    Viele Seemannen sagten, dass ein so gewaltiges Geschöpf wie ein Seemammut ohnehin nicht zu verfehlen wäre, hätte es sich erst mal an die Oberfläche gewagt, was stets wirkte, als würde ein ganzes Eiland aus dem Meer auftauchen. Aber Orik hatte dem immer entgegengehalten, dass es durchaus nicht gleichgültig war, wo genau man den inselgroßen Wasserriesen traf, weil dies entscheidend dafür war, wie lange er danach noch durch den Ozean pflügte.

„Eins muss man den Tajimäern lassen: Ihre Katapulte und Springalds sind den unseren um Längen voraus, vor allem hinsichtlich der Räderwerke, mit denen sie sich ausrichten lassen“, erklärte Orik Wulfgarssohn.
    „Dann können wir ja von Glück sagen, dass das Luftreich so weit von uns entfernt liegt, sodass unsere Völker bisher kaum in Versuchung gerieten, sich gegenseitig Grenzgebiete streitig zu machen“, meinte Kallfaer. Er legte eine Hand auf die Kurbel, mit der man den Springald in der Vertikalen ausrichten konnte. „Die ideale Waffe, um Drachen zur Strecke zu bringen, würde ich sagen.“ Seine Stimme nahm bei diesen Worten einen düsteren Unterton an.
    Orik legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Du bist erfüllt von brennender Rachsucht.“
    „Willst du dich etwa nicht an den Dracheniern rächen?“, fuhr Kallfaer auf. „Auch wenn du deine Sippschaft wahrscheinlich ebenso wenig ausstehen konntest wie ich, so hat doch niemand das Recht, sie einfach mit Drachenfeuer zu Asche zu zerblasen und ihren Ort vom Antlitz dieser Welt zu tilgen, als hätte es sie nie gegeben!“
    „Du hast jeden Grund für deinen Rachedurst – und auch ich verspüre ihn, denn die Drachenier haben mir die Möglichkeit genommen, mich je wieder mit meinem Bruder und seinem Zweig unserer Sippe zu versöhnen. Das kann ich nun erst dann, wenn auch mich der Todverkünder holt und sich unsere Seelen beim nassen Njordir auf dem Grund des Ozeans wiederfinden.“
    „Dann verstehe ich beim besten Willen nicht, was du willst!“, fauchte Kallfaer.
    „Der Gedanke an Rache sollte deinen Geist nie so weit beherrschen, dass er dir die Fähigkeit nimmt, klar zu denken.“
    Kallfaer lachte heiser auf. „Und du glaubst, dass dies bei mir der Fall ist?“
    „Das weißt nur du selbst, Kallfaer Eisenhammer. Doch was das Drachentöten betrifft, so bin ich überzeugt davon, dass du im Laufe der Zeit dazu noch mehr Gelegenheit bekommen wirst, als dir lieb sein könnte.“
     
     
    Orik stand gern selbst am Ruder seines Schiffes, sodass sein Steuermann, ein großer, breitschultriger Mann mit rotblondem Bart, der auf den Namen Bartulf Klippenbremser hörte, zunächst wenig zu tun hatte. Das schien er von seinem Kapitän so gewohnt zu sein. Jedenfalls nahm er es ohne Murren hin, was bei einem der als eigenwillig geltenden Steuerleute durchaus bemerkenswert war.
    Orik nahm einen südwestlichen Kurs, der sich mit seitlichem Wind sehr gut fahren ließ, und hielt auf die sturmländische Küste zwischen Witborg und Storgard

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