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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nur überhaupt ein Interesse daran hatten. Offenbar belohnten sie nicht das Gute und straften das Böse, wie man immer behauptete, sondern sahen nur gleichgültig zu, wie das Schreckliche auch den Gerechten traf.
    Als sich Kallfaer Eisenhammer noch einmal im Sattel seiner Riesenschneeratte umwandte und zum letzten Mal auf das zerstörte Winterborg blickte, schwor er den Göttern ab und verfluchte sie auf alle Zeiten. Seine Familie, alles, was ihm lieb und teuer gewesen war, hatte er verloren, als die Kriegsdrachenarmada über den kleinen Ort an der winterländischen Küste hergefallen war, und er selbst hatte nur durch äußerst glückliche Umstände das Morden überlebt. Die Feinde hatten ihn wohl für tot gehalten. Anders war es nicht zu erklären, dass nicht auch er ein Opfer der schier grenzenlosen Grausamkeit geworden war, mit der die Drachenier vorgegangen waren.
    Aber wie hätte sich die Handvoll Krieger von Winterborg auch gegen Drachenfeuer verteidigen sollen?
    Alles hatte damit angefangen, dass Wulfgar Wulfgarssohn dieses Findelkind zu sich ins Haus genommen hatte, diesen drachenischen Bastard, dem Wulfgar den Namen Bjonn Dunkelhaar gegeben hatte. Er hatte sich nicht nur in unverschämter, geradezu dreister Weise Kallfaers Tochter Nya genähert, sondern über ganz Winterborg Unglück und Leid gebracht. Wulfgar Wulfgarssohn hatte für seine Gutherzigkeit ebenso bezahlt wie alle anderen Seemannen von Winterborg – einem Ort, der nicht mehr existierte.
    Kallfaer ritt nach Süden, an der Küste entlang, um den Hof von Orik Wulfgarssohn zu erreichen, dem Zwillingsbruder von Wulfgar. Vor langer Zeit hatte sich Orik mit seiner Sippe zerstritten, und daher hatte es über Jahre hinweg kaum Kontakt zwischen beiden Gruppen gegeben.
    Aber die Dinge, die geschehen waren, stellten alles in Frage, was man bis dahin als richtig erachtet hatte, und so mancher Streit der Vergangenheit verblasste gegenüber dem Schrecken, den die Zukunft verhieß.
    Orik bewohnte mit seiner Familie und seinen Gefolgsleuten und deren Familien einen Hof, der aus mehreren Langhäusern bestand. Ein halbes Dutzend Langschiffe lag am Ufer; die Seemammutjagd sicherte ihm und den Seinen ein gutes Auskommen.
    „Sei willkommen auf meinen Hof“, sagte Orik, als Kallfaer den Hof erreichte. „Mit den Angehörigen deiner Sippe habe ich keinen Streit, nur mit denen, die mein eigenes Blut in sich tragen.“
    „Weder von den einen noch von den anderen dürfte noch jemand am Leben sein“, erklärte Kallfaer.
    Am Feuer musste der einsame Riesenschneerattenreiter dann erzählen, was sich zugetragen hatte.
    „Wir sind im Krieg mit dem Drachenland“, schloss er.
    „Der letzte Krieg, den der Hochkapitän des Seereichs gegen den Kaiser von Drakor führte, liegt schon lange zurück“, sagte Orik, der seinem Bruder bis aufs Haar glich. Das hatte Kallfaer zunächst verwirrt, denn auf den ersten Blick hätte man denken können, dass Wulfgar Wulfgarssohn von den Toten auferstanden war und der nasse Njordir ihn noch einmal zurück in die Welt geschickt hatte, um sich an den Dracheniern zu rächen und den Irrtum wieder gutzumachen, den er begangen hatte, als er das mandeläugige schwarzhaarige Findelkind bei sich aufgenommen hatte.
    „Du meinst den Krieg um das Zweifjordland“, stellte Kallfaer Eisenhammer fest.
    „Richtig. Er ist schlecht für uns ausgegangen. Das Zweifjordland geriet unter die Herrschaft der Drachenreiter.“
    „Ja – und der damalige Hochkapitän war ein Narr! Die Männer Winterlands waren klug genug, sich nicht an diesem Krieg zu beteiligen.“
    Orik lachte. „Was man ihnen dann ewig vorgeworfen hat, so als hätte die Handvoll winterländischer Seemannen den Ausgang des Krieges entscheiden können.“
    „Der Krieg, der jetzt droht, wird mit keinem der Scharmützel vergleichbar sein, in denen sich die Fünf Reiche mal eine Provinz und manchmal auch nur ein paar Dörfer wegnahmen“, prophezeite Kallfaer Eisenhammer düster. Und dabei ballte er finster die Hände zu Fäusten und stierte gedankenverloren in die lodernden Flammen des Lagerfeuers.
     
     
    Orik rüstete ein Schiff aus, um nach Seeborg zu segeln. Er musste den Kapitänsrat des Seereichs über das informieren, was in Winterborg geschehen war - wenn man es nicht längst wusste, denn es wäre für die Drachenarmada kaum möglich gewesen, Winterland zu erreichen, ohne entweder das Gebiet des Seereichs zu überfliegen oder zumindest in Sichtweite der seemannischen Häfen und

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