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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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und diesmal war es nicht die aus seiner Hand, sondern die des versteinerten Gottes.
    „Ich brauche deine Kraft“, sagte Rajin laut, und seine Worte hallten vielfach in der Jadekuppel wider. Das Schwarzlicht ging von der inzwischen dunkel glänzenden Metallhand auf das Gestein über. Pure Schwärze breitete sich aus, durchdrang den Fels.
    Brajdyr – oder das, was von seiner Seele über all die Zeitalter hinweg in jenem Fels gefangen gewesen war, auf dem die Jadekuppel stand – stöhnte schmerzerfüllt auf. Der Laut dröhnte durch die Kuppel und wurde durch sein eigenes Echo bis ins Unerträgliche verstärkt. Gleichzeitig erreichte Rajin auch eine geistige Welle aus Schmerzempfinden, die ihn für einen kurzen Moment fast zu betäuben drohte.
    Eine Erschütterung ließ die Jadekuppel erzittern, der schwarz gewordene Steinboden bebte, und es zeigten sich Risse in dem grünlich leuchtenden Gewölbe, die sich immer weiter ausbreiteten und verästelten. Einzelne Brocken brachen aus dem Kuppeldach und fielen krachend auf den Boden, der inzwischen intensives Schwarzlicht ausstrahlte.
    „Du wolltest meine Kraft und hast mir stattdessen die deine gegeben“, dröhnte Brajdyrs Stimme.
    Die Metallhand verlor ihre dunkle, bleiartige Färbung und gewann ihren ursprünglichen Messington zurück. „Es war nicht meine Kraft, sondern die der Vergessenen Schatten von Qô, die du erhalten hast“, entgegnete Rajin. Und leiser gestand er: „Es überrascht mich selbst ...“
    „Mitunter ist es notwendig, das Paradoxe zu tun“, meldete sich einmal mehr das Wesen aus der Metallhand in seinem Geist. „Das solltest du in der Zwischenzeit eigentlich gelernt haben.“ Diesmal klang die Gedankenstimme mehr denn je nach Komrodor.
    Weitere Erschütterungen durchliefen das riesenhafte jadefarbene Gebäude. Brocken von der Größe eines Hauses brachen herab, und obwohl sie viel langsamer nach unten fielen, als wie es auf der Drachenerde gewesen wäre, wurde die Lage für Rajin allmählich bedrohlich.
    Das Wesen in der Metallhand – nein: jetzt eindeutig Komrodor! - nahm für einen Moment Besitz von Rajin und ließ ihn rufen: „Wir brauchen ein neues Schicksal!“
    „Dann geh hinaus, damit du nicht vom alten erschlagen wirst!“, dröhnte die Stimme Brajdyrs. „Geh! Sofort!“
     
     
    Als Rajin durch das offenstehende riesige Tor hinaus ins Freie stolperte, zeigten sich auch schon in dessen Pfosten dicke, laut knackende Risse.
    Er eilte auf den Beginn des Schicksalsteppichs zu, wo Kallfaer inmitten der Webergesellen und Trägerkäfer auf ihn wartete und auf das einstürzende Gebäude starrte. Immer mehr Risse und Spalten durchzogen die Jadekuppel, Löcher von der Größe eines Langschiffs entstanden, und mit einer Langsamkeit, die jedem Geschöpf, das nicht auf dem Jademond beheimatet war, wie eine Verhöhnung der Naturgesetze erscheinen musste, fiel das Bauwerk schließlich in sich zusammen. Feiner, jadefarbener Staub wallte empor, doch wie aus dem Nichts kam ein Wind auf, der ihn verwirbelte. Dennoch konnte man eine Weile lang nicht die Hand vor Augen sehen.
    Angst erfasste die Weber, und sie stoben auseinander, während sich die käferartigen Träger ins Erdreich gruben. Nur Kallfaer und Rajin standen da und starrten weiterhin auf das Geschehen. Der aufgewirbelte Staub vermischte sich mit der Asche des toten Schicksalsgottes Groenjyr und wurde hoch in den Himmel geschleudert, wo er grünlich schimmernde Schlieren und Wolken bildete.
    Von der Residenz des Schicksalsgottes war nichts geblieben als das Fundament, auf dem die Jadekuppel gestanden hatte – jener Stein, zu dem der Legende zufolge Brajdyr, der Gott der ewigen Verwandlung und der Schöpfer des Kosmos, nach seiner einstigen Begegnung mit Groenjyr geworden war.
    Doch nun begann sich dieser Stein zu verändern. Eine riesenhafte, menschenähnliche Gestalt wuchs daraus hervor. Sie sah aus wie ein alter Mann mit Bart, hatte allerdings mehrere Dutzend Armpaare, deren Hände jeweils ineinander gefaltet waren. Doch diese Gestalt veränderte sich weiter und bildete ein Haupt, ähnlich den Köpfen jener Stiere, mit deren Rinderherden die Ahnen der Seemannen einst auf die Drachenerde gekommen waren. Aber auch diese Form hatte keinen Bestand, denn daraufhin verwandelten sich die Arme in Schlangen.
    „Verfalle nicht in deine alten Gewohnheiten!“, rief Rajin – aber es waren die Worte Komrodors, dessen Seele sich überdeutlich aus den verbliebenen Kräften innerhalb der Metallhand

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