DRACHENERDE - Die Trilogie
drohte.
Groenjyr zog die Axt aus dem Boden. Schaum stand dem jähzornigen Schicksalsgott vor dem Mund und troff zu Boden. Er fasste die Axt mit beiden Händen und holte zu einem erneuten Schlag aus.
Doch da stürmte Erich von Belden auf den Riesen zu. Den Beidhänder schwang er über dem Kopf. Die Trägergesellen in seiner Umgebung hatte er allesamt mit wuchtigen Hieben niedergemacht.
Groenjyr hielt in seiner Bewegung inne, als er den Ritter bemerkte. Sein Wutschrei verwandelte sich in höhnisches Gelächter. Was vermochte so ein Winzling schon auszurichten, dessen Schwert ihm gerade mal das Bein ritzen konnte, und auch das nur unter allergünstigsten Voraussetzungen?
Die riesige Axtklinge sauste herab, doch Erich wich nicht aus, sondern parierte mit seinem Schwert, während sich um seinen Leib bereits eine flimmernde Aura gebildet hatte. Die Axtklinge durchdrang zuerst das Schwert und dann den Schädel Erich von Beldens, so als wäre dort nichts als Luft - der Ritter hatte sich bereits wieder in den Unsichtbaren Tod verwandelt!
Blitze zuckten aus der Lichtaura, krochen an Klinge und Stiel der Axt entlang und erreichten den Körper des Riesen, der vor Schmerzen aufschrie.
Im gleichen Moment brachen die Trägergesellen ihre Angriffe ab, waren wie erstarrt. Groenjyr taumelte zurück. Er stand schwankend da, während die Blitze über seinen Körper tanzten und sich ein scharfer Brandgeruch ausbreitete.
Der inzwischen zusehends verblassende Erich von Belden setzte nach. Er nutzte die Schwäche seines Gegners, stürmte auf ihn zu und stieß ihm das Schwert so tief ins Bein, wie er konnte.
Abermals schlugen Blitze auf den Riesenkörper des Gottes über, diesmal noch heftiger und greller aufleuchtend, und Groenjyr sank zitternd zu Boden. Rauch quoll ihm aus Ohren und Nasenlöchern, und sein Blick war der eines Wahnsinnigen geworden. Dann kippte er um und rührte sich nicht mehr. Reglos lag er da, die starren Augen ins Nichts gerichtet, während sich aus den Blitzen eine Lichtaura bildete, die ihn allmählich zu Asche verbrannte.
Erich von Belden stand neben ihm, fast zur Gänze verblasst. Er drehte sich zu Rajin und Kallfaer um, seine Lippen bewegten sich, und seine Stimme klang wie aus weiter Ferne. Was er sagte, wäre allerdings auch dann nicht zu verstehen gewesen, hätte er lauter gesprochen, denn er benutzte eine Sprache, die weder Rajin noch Kallfaer jemals gehört hatten.
Im nächsten Augenblick war Erich von Belden nicht mehr zu sehen.
„Erich! Könnt Ihr mich hören – auch wenn Ihr wieder zum Unsichtbaren Tod geworden seid?“, rief Rajin. Aber er erhielt keine Antwort. Offenbar hatte der Ritter den Jademond auf seine Weise verlassen.
Möge er aus diesem Albtraum erwachen und dort wieder zu sich kommen, wo er gestorben zu sein glaubte, dachte Rajin und hoffte nur, dass Erich eine Rückkehr in die Hölle des Glutreichs erspart blieb.
Nichts als Asche war vom Gott des Schicksals geblieben.
Rajin ließ den Blick über die zahllosen Weber- und Trägergesellen schweifen, die völlig konsterniert wirkten – soweit sich die Gefühle dieser eigenartigen Geschöpfe überhaupt von einem menschlichen Geist erfassen ließen.
„Was hast du vor, Bjonn?“, fragte Kallfaer. Groenjyr ist vernichtet – wer sonst sollte die Macht haben, das Schicksal zu ändern?“
„Ich“, sagte Rajin.
„Bei allem Respekt, den ich inzwischen vor dem Zauber deiner Metallhand gewonnen habe, aber überschätzt du dich da nicht ein bisschen?“
„Haben wir uns nicht auch überschätzt, als wir uns in einen Kampf mit einem Gott einließen, der darüber hinaus auch noch der Herr des Schicksals war?“
„Da hatten wir keine Wahl“, entgegnete Kallfaer.
„So wie jetzt auch“, Rajin steckte sein Schwert ein und sammelte seine innere Kraft.
„Es wird nicht reichen“, vernahm er die Gedankenstimme aus der Metallhand.
Das werden wir sehen!
„Glaub mir. Ich kann das besser einschätzen als du.“
Wer spricht da zu mir? Komrodor?
„Die Bestandteile meiner Seele, die einst Komrodor waren, haben so wie du großes Interesse daran, dass das Schicksal im Nachhinein verändert wird, denn wie du wohl weißt, hat es dem Großmeister übel mitgespielt.“
Willst du mir damit sagen, dass du mir deine volle Unterstützung nur zuteil werden lässt, wenn ich Komrodors Schicksal zum Besseren wende?
„Nun, bis eben habe ich nicht geglaubt, dass dies möglich wäre. Aber jetzt scheint es mir ein erreichbares Ziel zu sein.
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