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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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hatten das schnell mit ihrem Leben bezahlt.
    Katagi machte ein Zeichen, woraufhin der Magier von der jungen Frau abließ und zur Seite trat. Sie stand schwankend da, hielt sich den Kopf, so als ob ein rasender Schmerz in ihr toben würde. Ihr Blick wirkte wie der einer Blinden.
    Töte sie!
    Das war Katagis erster Gedanke. Wenn sie mitsamt ihrem Kind starb, war dieser neue Spross des Hauses Barajan im Keim vernichtet.
    Aber vielleicht war es klüger, dies nicht zu tun. Er wog Vor- und Nachteile ab. Die Barbarin wusste ganz sicher nichts über die Bedeutung, die die Frucht ihres Leibes für das Kaiserreich Drachenia hatte. Vielleicht ließ sich dieses Kind benutzen. Es umzubringen war immer noch möglich.
    „Tötet alle!“, rief der Kaiser den Soldaten zu. „Tötet alle außer dieser Barbarin … Nya!“
     
     
    Schreie gellten durch die rauchenden Ruinen von Winterborg, und Blut tränkte den Boden. Die Kaiserlichen Krieger verstanden ihr Handwerk. Innerhalb von Augenblicken lebte keiner der Gefangenen mehr, während Nya in die Gondel des Kaisers gebracht wurde – ständig bewacht von zwei Fußsoldaten.
    Letzteres wäre kaum notwendig gewesen, denn der Magier Ubranos belegte sie mit einem Bann, der sie bewegungsunfähig zu Boden gehen ließ.
    „Seht zu, ob Ihr unter den Toten nicht die Präsenz von Prinz Rajin findet, Meister Ubranos“, forderte Katagi.
    Das jadefarbene Leuchten in den Augen des Magiers blieb bestehen. Er senkte daher den Blick, denn er wusste, dass der Kaiser es nicht schätzte, auf diese Weise angesehen zu werden. Er argwöhnte dann jedes Mal, dass der Magier vielleicht versuchte, ihn auf irgendeine Weise zu beeinflussen.
    Aber dagegen hatte sich Katagi abgesichert, so glaubte er. Er trug eine zauberische Medizin in einem Lederbeutel vor der Brust, die er sich vor vielen Jahren von einem anderen Magier hatte zusammenstellen lassen. Die durchweg unappetitlichen Bestandteile dieser Medizin entfalteten bei warmer Witterung einen durchdringenden Geruch, der jedem auffiel, der sich in Katagis Nähe aufhielt. Doch niemand bei Hof wagte es, ihn darauf anzusprechen, weder die Offiziere der Drachenreiter-Samurai noch die Hofdamen, Höflinge und Beamten, die den riesigen Palast von Drakor bevölkerten. Seit er Kaiser war, war Katagi unantastbar, und es war jedem im engeren Umkreis des Kaisers nur allzu bewusst, dass es schlimmere Qualen zu erleiden gab als eine stinkende Zaubermedizin, die den Herrscher vor den Einflüssen feindlicher Magie schützen sollte.
    Jener Magier, der ihm die Zaubermedizin zusammengestellt hatte, war kurz darauf von einem kaiserlichen Assassinen umgebracht worden. Katagi war eben jemand, der sich um jeden Preis absichern wollte.
    „Ich werde es versuchen“, versprach Ubranos. „Aber ich habe nur die Präsenz von Prinz Rajins Sohn spüren können – nicht die von Rajin selbst.“
    „Aber sie muss zu spüren sein!“, sagte Katagi erregt. „Uns ist kein Schiff begegnet, und wir haben Kundschafter-Drachen in alle Richtungen entsandt. Es ist nahezu ausgeschlossen, dass Rajin die Insel auf dem Seeweg verlassen hat!“
    „Dass hätte ich in diesem Fall auch in dem schwachen Geist des Mädchens erkannt“, stellte Ubranos klar. „Sie steht dem Prinzen nahe, wie ich spüre, auch wenn sie nicht wusste, wer er ist und ihn mit einem barbarischen Namen benennt - Bjonn Dunkelhaar …“
    „Nach Art der Seemannen eben“, lautete Tarejos Kommentar. „Wie wär’s, wenn Ihr Euch einfach etwas umseht, Meister Ubranos? Möglicherweise stoßt ihr auf eine Spur. Ansonsten müssen wir wohl auch den anderen Siedlungen dieser Insel einen Besuch abstatten.“
    „Es gibt keine weiteren größeren Siedlungen, nur ein paar vereinzelte Höfe an der südlichen Küste“, sagte der Magier. Auch das hatte er offenbar aus den Gedanken der Gefangenen gesogen. Er blickte ruckartig auf und sah sofort zur Seite, um den Kaiser mit seinen vollkommen von jadegrünem Schein erfüllten Augen nicht direkt anzublicken. „Allerdings gibt es ein Heiligtum im Landesinneren, das regelmäßig besucht wird.“
    „Ein Heiligtum?“, wiederholte Katagi stirnrunzelnd.
    „Und in den Gedanken der jungen Frau fand ich einen vagen Hinweis, der Rajins Präsenz mit den Pferchen der Riesenschneeratten in Verbindung bringt. Aber es könnte auch sein, dass sich dies auf frühere Ereignisse bezieht. Die Eindrücke vermischten sich.“ Ubranos machte eine Pause, schloss kurz die Augen, kniff sie zusammen und öffnete sie

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