DRACHENERDE - Die Trilogie
und seine Augen begannen jadefarben zu leuchten, dass kein Weißes mehr in ihnen zu sehen war.
Dann schnüffelte er wieder wie einer der Berghunde, die an der Grenze zu Tajima im Mitteldrachenischen Gebirge zu Hause waren, dort, wo der Legende nach der Urdrache Yyuum seit Äonen schlummerte.
Die Krieger sorgten mit brutalen Schlägen dafür, dass alle Gefangenen, die sie gerade erst grob zu Boden gestoßen hatten, innerhalb weniger Augenblicke wieder aufstanden. Einige zitterten, und viele der Verletzten hatten kaum die Kraft, sich aufrecht zu halten.
Ubranos streckte seine knochigen Finger nach dem Gesicht einer Frau aus. Sie keuchte erschrocken auf, hatte aber nicht den Mut, zurückzuweichen, und so legte er ihr die Hände seitlich an den Kopf, sodass seine Daumen gegen ihre Schläfen drückten. Das jadefarbene Licht aus den Augen des Magiers strahlte in die Augen der Gefangenen, die daraufhin wie eine Wahnsinnige aufschrie.
Der Schrei der Wehrlosen ließ ein sadistisches Grinsen im Gesicht des Lord Drachenmeister Tarejo entstehen.
„Wahrt Euer Gesicht und erweist Euch damit rücksichtsvoll gegenüber unseren Kriegern, Lord Drachenmeister“, spottete der Kaiser in hohntriefendem Tonfall. „Schließlich sollen sie auch weiterhin davon überzeugt sein dürfen, dass wir die Zivilisation vertreten und die anderen die Barbaren sind.“
Ubranos ließ die Frau los. Kreischend wirbelte sie herum, lief wie von Sinnen davon. Der Schwerthieb eines kaiserlichen Kriegers zerteilte ihr den Rücken, und anschließend herrschte Stille.
Der Magier ging an den anderen Gefangenen vorbei, fasste einem der Kinder unters Kinn und hob grob den Kopf des Jungen, sodass der ihm in die jadefarbenen Augen sah. Der etwa Achtjährige zitterte.
Eine ruckartige Bewegung ging durch Ubranos Körper. Es sah aus, als würde er einen Anfall erleiden. Dann ließ er den Jungen los und fixierte mit den immer noch jadegrün leuchtenden Augen eine junge Frau, die kaum älter als siebzehn Sommer sein konnte.
Ubranos entblößte die Zähne, murmelte etwas vor sich hin, und erneut vibrierten seine Nasenflügel, wobei ein zischendes Geräusch entstand, das an die giftigen Schlangen in den Wäldern Tembierns erinnerte.
Er trat auf die junge Frau zu und fasste mit seiner langfingrigen rechten Hand nach ihrer Stirn. „Ah, hier ist es - die Präsenz …“
„Wer ist sie?“, fragte Katagi, der auf Ubranos und die junge Frau zutrat.
„Nya … Ihr Name ist Nya, Tochter von Kallfaer …“, murmelte der Magier. „Oh, dieser schwache, schwache Geist …“ Die junge Frau begann zu zittern. Ihr ganzer Körper wurde davon erfasst. Dann erstarrte sie plötzlich wie zur Statue, und ihre Augen verdrehten sich, sodass fast nur noch das Weiße darin zu sehen war.
„Was interessieren mich die Verwandtschaftsverhältnisse dieser Barbarin!“, schimpfte Katagi ungehalten. „Ich will wissen, was sie mit Rajin zu tun hat!“
„Sie kennt ihn. Das ist eindeutig … Und da ist etwas in ihr …“ Ubranos Hand löste sich von ihrer Stirn. Ein roter Fleck blieb dort zurück, so als hätte die Haut dort einen Sonnenbrand bekommen. Ubranos legte ihr die Hand auf den Bauch. Sie stöhnte auf, schien aber vollkommen unfähig, sich zu bewegen.
Ein zynisches, triumphierendes Lächeln legte sich auf das Gesicht des Magiers. „Trotz all unserer Bemühungen, sie zu dezimieren, gibt es offenbar bereits eine weitere Prinzengeneration in der Ahnenreihe des Hauses Barajan.“
„Was sagt Ihr da?“, stieß Katagi konsterniert hervor.
„Diese Barbarin trägt den Sohn von Prinz Rajin unter dem Herzen. Das ist eindeutig.“
„Und Rajin selbst?“
„Sie weiß nicht, wo er sich befindet. Ihre Seele ist leer. Er scheint es ihr nicht gesagt zu haben.“
„Wenn Ihr sie mir überlasst, könnte ich mit meinen Methoden vielleicht doch noch etwas mehr herausbekommen!“, meldete sich Tarejo zu Wort.
„Schweigt, Lord Drachenmeister!“, herrschte der Kaiser ihn an, und Tarejo nahm daraufhin sogleich Haltung an. Das hässliche Grinsen, das gerade noch seine Lippen umspielt hatte, während er sich am Leid der Gefangenen weidete, verschwand. Er kannte diesen speziellen Tonfall in der Stimme seines Kaisers sehr gut, und die Tatsache, dass er all die Jahre an der Seite des Herrschers überlebt hatte, stand in einem sehr engen Zusammenhang mit der Fähigkeit, diesen Tonfall herauszuhören und zu interpretieren. Andere, die in dieser Hinsicht weniger begabt gewesen waren,
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